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«Compact»: Deutschland verbietet rechtsextremes Magazin

Fraktionsvorsitzender Andre Poggenburg (AfD,Sachsen Anhalt) mit Compact-Chefredakteur Juergen Elsaesser - AfD Sachsen Anhalt Party zur Bundestagswahl 2017 in der Event Location Halber85 in Magdeburg - ...
Jürgen Elsässer (rechts): Er hat ein kleines Medienreich um «Compact» aufgebaut, das rechtsextreme Magazin wurde nun verboten.Bild: imago stock&people

Deutschland verbietet rechtsextremes «Compact»-Magazin – Razzien in mehreren Bundesländern

16.07.2024, 09:1016.07.2024, 09:55
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Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser hat das vom deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestufte «Compact»-Magazin sowie die Conspect Film GmbH verboten.

Nach Angaben ihres Ministeriums durchsuchen Einsatzkräfte seit den frühen Morgenstunden Räumlichkeiten der Organisation sowie Wohnungen führender Akteure, der Geschäftsführung und von Anteilseignern in Brandenburg, Hessen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Ziel der Razzia sei die Beschlagnahmung von Vermögenswerten und Beweismitteln, hiess es in einer Mitteilung. Unter anderem wurde ein Haus im brandenburgischen Falkensee durchsucht, dessen Adresse im Impressum des Magazins genannt wird.

«Zentrales Sprachrohr der rechtsextremistischen Szene»

Faeser begründet das Verbot damit, dass «Compact» ein «zentrales Sprachrohr der rechtsextremistischen Szene» sei.

Sie sagte:

«Dieses Magazin hetzt auf unsägliche Weise gegen Jüdinnen und Juden, gegen Menschen mit Migrationsgeschichte und gegen unsere parlamentarische Demokratie.»
Nancy Faeser, deutsche Innenministerin

Das Verbot zeige, «dass wir auch gegen die geistigen Brandstifter vorgehen, die ein Klima von Hass und Gewalt gegenüber Geflüchteten und Migranten schüren und unseren demokratischen Staat überwinden wollen.»

Es sei zu befürchten, «dass Rezipienten der Medienprodukte durch die Publikationen, die auch offensiv den Sturz der politischen Ordnung propagieren, aufgewiegelt und zu Handlungen gegen die verfassungsmässige Ordnung animiert werden».

Im vergangenen Jahr war laut der «Zeit» auf der «Compact»-Internetseite zu lesen: «Wir wollen dieses Regime stürzen.»

Bereits 2018 soll «Compact»-Chefredaktor Jürgen Elsässer zum Regierungsumsturz aufgerufen haben.

«Demokratiefeindliche und menschenwürdewidrige Positionen»

Schon 2022 urteilte der Verfassungsschutz, das von Chefredaktor Jürgen Elsässer geleitete Magazin trage «als multimediales Unternehmen demokratiefeindliche und menschenwürdewidrige Positionen in die Gesellschaft». Die führenden Akteure des Magazins unterhalten Kontakte zu wichtigen Akteuren der sogenannten Neuen Rechten.

«Compact» hatte beträchtliche Reichweite

«Compact» bestand aus einem monatlich erscheinenden Magazin, Sonderheften, einem Online-Auftritt und einer täglichen Sendung namens «Compact – Der Tag», die von Montag bis Freitag produziert wurde. Nach eigenen Angaben hatte das Magazin eine Auflage von 40'000 Exemplaren. Die tägliche Sendung, die auch auf dem YouTube-Kanal von «Compact» verfügbar war, erreichte eine beträchtliche Reichweite: Videos erzielten bis zu 100'000 Klicks auf YouTube, während einzelne Doku-Formate sogar bis zu einer Million Aufrufe verzeichneten.

Im Online-Shop von «Compact» kann man unter anderem auch eine Münze mit dem Konterfei des Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke erwerben. Elsässer bringt seine Zuhörer bei Veranstaltungen mit Sprüchen wie «Ami go home und Freundschaft mit Russland» zum Johlen.

Für das Verbot einer Organisation reicht es nicht, wenn diese eine verfassungsfeindliche Haltung vertritt. Weitere Voraussetzung ist, dass sie dies auch in aggressiv-kämpferischer Form tut. Gegen das Verbot kann Klage beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eingereicht werden.

(oli/sda/dpa/t-online)

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159 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mocking Bert
16.07.2024 11:14registriert Februar 2022
Rechte Hetze verbreiten hat nichts, aber auch rein gar nichts mit Meinungsfreiheit zu tun.

Ich finde das brandgefährlich wie das hier in den Kommentaren zum Teil vermischt wird.
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Gerd Müller
16.07.2024 11:16registriert August 2022
Die Gretchenfrage einer liberalen Demokratie, nämlich "Wie hältst du es mit denjenigen, die sie abschaffen wollen" hat das Grundgesetz in den Artikeln 9, 18, 21 und 33 eindeutig mit "Keine Toleranz den Intoleranten, aber der Rechtsstaat muss gewahrt bleiben" beantwortet.
Darum hat das Verbot so lange gedauert.
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