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Klaus-Michael Kühne will Hamburg neue Oper schenken, es gibt aber Kritik

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Klaus Michael-Kühne will Hamburg eine neue Oper schenken. Bild: EPA/DPA

Ein Wahlschweizer und Milliardär schenkt Hamburg eine neue Oper – es gibt aber Kritik

Der deutsche Unternehmer Klaus-Michael Kühne will der Stadt Hamburg eine neue Oper schenken. Doch nicht alle haben Freude an den Plänen des Wahlschweizers.
12.02.2025, 20:4112.02.2025, 20:44
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Hamburg ist unter anderem berühmt für seinen Hafen, das Ratshaus, St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

Nun soll ein weiteres Wahrzeichen zum Stadtbild hinzukommen: ein neues Opernhaus, und zwar eines von «Weltrang». Die Kosten für den Neubau übernimmt dabei ein in der Schweiz bekanntes Gesicht: der Multimilliardär und Wahlschweizer Klaus-Michael Kühne.

Das Projekt sorgt bei der Stadt Hamburg für grosse Vorfreude, es gibt allerdings auch Kritik.

Wer ist Klaus-Michael Kühne?

epa04591090 Klaus-Michael Kuehne, majority shareholder of logistics company Kuehne+Nagel and grandchild of the company's founder, delivers a speech during the celebrations for the company's  ...
Klaus-Michael Kühne. Bild: EPA/DPA

Gemäss «Bilanz» ist Klaus-Michael Kühne die drittreichste Person in der Schweiz, das Schweizer Magazin schätzt sein Vermögen auf rund 27,5 Milliarden Franken.

Der deutsche Unternehmer besitzt 54 Prozent des weltweit tätigen Logistik- und Gütertransportunternehmen Kühne+Nagel, zudem ist er an der Reederei Hapag Lloyd sowie der Lufthansa beteiligt. Seine Steuern bezahlt der Wahlschweizer in Schindellegi im Kanton Schwyz.

Mit seiner «Kühne-Stiftung» ist der 87-Jährige auch philanthropisch tätig, die Stiftung engagiert sich in verschiedenen Bereichen wie Logistik, Medizin, Klima und Kultur.

Warum schenkt Kühne Hamburg eine Oper?

Zwar ist Kühne schon länger in der Schweiz wohnhaft und tätig, seiner Heimatstadt Hamburg, wo er vor 87 Jahren geboren wurde, ist er allerdings noch immer verbunden.

Seine Absicht, Hamburg ein Opernhaus zu schenken, ist schon länger bekannt. Am letzten Freitag wurde es dann konkret, die Verträge offiziell unterschrieben.

Kühne selber sagt, dass «Hamburg als weltoffene, internationale, bedeutende und kulturell führende Stadt ohne ein Opernhaus von hohem internationalen Rang nicht komplett wäre.»

Die neue Oper soll auf dem Baakenhöft, einem Hafenbecken im östlichen Teil der Hafencity, entstehen und gemäss Kühne «ein Ort mit hervorragender Aufenthaltsqualität für alle Hamburgerinnen und Hamburger werden».

Die Verantwortlichen sprechen denn auch von einer Oper von «Weltrang».

ARCHIV - 04.06.2021, NA, Hamburg: Der Baakenh�ft in der Hamburger Hafencity. Die Stadt und die K�hne-Stiftung haben sich auf den Neubau einer Oper auf dem Baakenh�ft verst�ndigt (zu dpa: �Hamburg beko ...
Der Baakenhöft in der Hamburger Hafencity. Hier soll die neue Oper entstehen.Bild: DPA

Wer bezahlt die Kosten für die neue Oper?

Gemäss Vertrag wird die Kühne-Stiftung die Planung sowie den Bau der Oper finanzieren. Mindestens 330 Millionen Euro wird das Projekt kosten, wahrscheinlich mehr.

Die Stadt selber stellt dabei das Baugrundstück zur Verfügung und leistet zudem aufgrund der standortspezifischen Mehrkosten (herausfordernde Gründungsverhältnisse, Flutschutz durch Warftgeschoss) einen Finanzierungsbeitrag in der Höhe von 147,5 Millionen Euro. Dieser Beitrag ist vertraglich gedeckelt. Alle weitergehenden Risiken und Mehrkosten trägt die Stiftung, heisst es im Vertrag.

Die Projektgesellschaft wird zunächst Eigentümerin des Neubaus. Nach der Fertigstellung gehen die Anteile der «Kühne-Stiftung» als Schenkung an die Stadt. Diese wird dann alleinige Eigentürmerin des Opernhauses.

Als nächsten Schritt wird es ein architektonisches Qualifizierungsverfahren geben, bei dem Architekturbüros ihre Vorschläge einreichen können.

Gibt es auch Kritik am Projekt?

ARCHIV - 07.09.2023, Hamburg: Blick auf das Geb�ude der Hamburger Staatsoper Hamburg an der Dammtorstra�e. Hamburg soll einen Opernneubau in der Hafencity bekommen. F�r das bestehende Geb�ude muss nun ...
Die Hamburgische Staatsoper. Gemäss Kühne hat sie keine «Strahlkraft.»Bild: DPA

Die gibt es. Zum einen gibt es bereits eine Oper in Hamburg, die Hamburgische Staatsoper. Mit dieser ist Kühne allerdings seit Jahren unzufrieden, sie habe zu wenig «Strahlkraft». Für das denkmalgeschützte Gebäude soll gemäss der Stadt nach dem Neubau eine andere kulturelle Nutzung gefunden werden.

Und falls der Neubau doch nicht wie geplant umgesetzt werde, «ist eine umfangreiche Sanierung und Modernisierung des Bestandsgebäudes der Staatsoper erforderlich.»

Kritiker monieren, dass sich Kühne mit der neuen Oper selber ein riesiges Denkmal bauen will. Die deutsche Zeitung «taz» schreibt, auch in Bezug auf die noch immer ungeklärte Nazi-Vergangenheit des Unternehmens Kühne+Nagel:

«Ist es eigentlich okay, Geld von einem zur Steuervermeidung in die Schweiz gezogenen Milliardär anzunehmen, dessen Reichtum auf der Arisierung in der NS-Zeit beruht? Von einem, der sich überdies hartnäckig einer unabhängigen, geschichtswissenschaftlichen Untersuchung verweigert?»
taz

Ebenfalls unzufrieden mit den Plänen ist Die Linke. In einer Medienmitteilung schreibt die Partei:

«Das Mäzenatentum wurde schon bei der Elbphilharmonie beschworen und nicht gehalten. Für den Neubau braucht es eine Einbindung in die koloniale Geschichte am Baakenhafen. Ausserdem braucht es klare Aussagen, was mit dem bisherigen Standort passiert. Die Innenstadt kann eine weitere wichtige Verlagerung in die Hafencity nicht vertragen. Die Äusserung, dass die Sanierung für eine Theaternutzung so viel günstiger sei als die Sanierung für eine Oper, ist fragwürdig. Unklar ist auch, wie viel Kühne bei der neuen Oper mitbestimmen darf. Bei allem bleiben viele Fragezeichen, die Zusage der Stadt zum Opernbau erscheint vor allem als Wahlkampfmanöver.»
Norbert Hackbusch, kulturpolitischer Sprecher der Linksfraktion

Auch der Ort, an dem die neue Oper entstehen soll, ist umstritten: Baakenhöft war während der deutschen Kolonialzeit in Namibia eine logistische Drehscheibe, von dort aus wurden deutsche Soldaten nach Namibia verschifft. Der Ort spielt deshalb eine zentrale Rolle im deutschen Genozid an den Bevölkerungsgruppen der Herero und Nama zwischen 1904 und 1908. Darum werden auch Stimmen laut, man solle dort lieber ein Dokumentationszentrum errichten.

Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen, die Hamburger Bürgerschaft muss den Vereinbarungen des Vertrags zwischen der Stadt und der «Kühne-Stiftung» erst noch zustimmen.

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chilliflocke
13.02.2025 04:03registriert August 2023
Kann er nicht einfach kostengünstige Wohnungen bauen? Diese Dekadenz ist ja nicht zum Aushalten! Wer braucht bitte noch eine weitere Oper?
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walk the line
12.02.2025 23:01registriert Oktober 2024
Jaaa, schönes Geschenk an die Stadt!

Wenn Hamburg Pech hat, wird die Nutzung und der Unterhalt der neuen Oper so teuer, dass sie froh wäre, jemand würde ihr dieses Geschenk wieder abnehmen.

So oder so ähnlich ist es vielen Bauten ergangen, die Grösse demonstrieren wollten.

Diese Reichen sollen ihren Anteil an den Staatsausgaben und -aufgaben über Steuern entrichten.

Aber da red ich an eine Wand...
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Snowy
13.02.2025 07:15registriert April 2016
Ein Geschenk ist das nicht, wenn man selber beim Bau mitreden will und fast die Hälfte in Form von Grund und Boden (Hochwasserschutzmassnahmen) von der Stadt gratis erhält.
Eher ein Denkmal.

Und ganz generell:
Milliardäre sollen endlich ihren fairen Beitrag zur Gesellschaft via Steuern bezahlen und nicht Charity und Philanthropie via ihren steuerbefreiten Stiftungen betreiben.

Millionäre bringen unsere Wirtschaft und Gesellschaft weiter. Milliardäre schaden ihr eher.
Wann endlich handeln wir danach?!

PS:70% aller Menschen mit >100 Millionen Vermögen haben dies geerbt und nicht erarbeitet!
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