Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Was wären wir bloss ohne Klischees? Wir stecken, wenn nicht gerne, dann wenigstens oft Menschen oder Dinge in Schubladen – und auch wenn es sich bestenfalls um Verallgemeinerungen und schlimmstenfalls um Vorurteile handelt, hilft uns das, in unserer Welt zurechtzukommen.
Stereotypen gibt es über jedes Völkchen – auch über unsere Nachbarn im Norden. «Typisch Deutsch» ist etwa laut «Kölner Stadt-Anzeiger»: «Wenn Handtücher auf Liegen liegen». Die These wird mit Zahlen belegt – das passt ja auch zum Thema! Jeder dritte Deutsche reserviere im Urlaub seine Liege mit einem Handtuch, soll eine Umfrage vor zwei Jahren ergeben haben.
Für die «Badische Zeitung» ist die textile Reservation des Pool-Möbels gar eine «deutsche Tradition» – und Tradition will natürlich verteidigt werden. Zum Beispiel von der «Welt», die sich von einer Sozialpsychologin erklären liess, was hinter dem Verhalten steckt. «Das finden wir schon im Tierreich, wenn die Tiere ihr Gebiet mit Urin markieren», verdeutlicht Professorin Andrea Abele-Brehm.
Es liegt dem Deutschen also im Blut oder im Urin, seine Liege zu reservieren. Und diese Tradition wird auch mit Blut (oder Urin) verteidigt – gerade gegen den Engländer, der sich wegen des belegten Klischees gerne über den Germanen lustig macht. Im vergangenen Sommer titelte etwa die «Bild»: «Brite erklärt Deutschen den Handtuchkrieg!»
Ja, so ernst ist es um das kleine Stückchen Stoff bestellt, aus dem Klischees und kriegerische Träume sind. Der Hintergrund: «Bild» hatte einen 31-jährigen Briten «als schlimmsten Liegen-Blockierer auf Malle entlarvt». Der schoss im «Sun»-Interview zurück: «Wir haben euch Deutsche mit euren eigenen Waffen geschlagen!»
Dabei sind sich die streitenden Parteien doch so ähnlich! Nicht nur mit Blick auf Boulevardblätter und markige Sprüche, sondern auch in Sachen Handtuch-Klischee. «Briten reservieren öfter Liegen als Deutsche», behauptet etwa leicht beleidigt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» – und beruft sich dabei auf eine Umfrage eines britischen Reiseportals, das 2000 Deutsche und 2000 Inselbewohner befragt hat.
Der «Spiegel» hat zu dem Thema sogar Reiserechtsexperten zurate gezogen und erklärt dem Leser, «Was beim Handtuch-Battle zu beachten ist». Das ist jedoch schon ein paar Jahre her – und in Italien mittlerweile Makulatur, denn dort gelten jetzt neue Spielregeln an Pool und Strand. Selbst der sonst eher friedliebende «Spiegel» kommt da nicht ohne Kampfrhetorik aus.
«Italiens Küstenwache greift in Handtuchkrieg ein», vermeldet das Hamburger Magazin. An den Stränden von den Abbruzen bis nach Sardinien kontrollieren mittlerweile Ordnungshüter frühmorgens die Liegen. «Öffentliche Strände sind in Italien Gemeingut in Besitz des Staats. Und der hat da die alleinige Reservierungsgewalt», heisst es.
Wer dort zuvor sein Revier markiert hat, wird mit einer saftigen Busse abgestraft: Die Urlaubskasse wird um 200 Euro und damit empfindlich erleichtert. Und das beweist vor allem eines: Im (Handtuch-) Krieg gibt es nun mal keine Gewinner. Egal, ob man Deutscher oder Brite ist.