Aus der Schweiz sind wir es gewohnt, dass am Sonntag gewählt und abgestimmt wird. Auch die meisten anderen europäischen Länder sowie zahlreiche Staaten in Mittel- und Südamerika, Südostasien sowie Westafrika handhaben das so. Doch längst nicht überall ist der Sonntag der klassische Wahltag.
Im Vereinigten Königreich wird stets an einem Donnerstag gewählt, die Australier gehen am Samstag an die Urne, in Südafrika werden die Wahlzettel am Mittwoch ausgezählt und in den USA wird der neue Präsident oder die neue Präsidentin immer an einem Dienstag erkoren. Genauer: am Dienstag nach dem ersten Montag im November.
Doch warum ist das so? Bereits 1845 legte der US-Kongress diesen Termin fest. Die Abgeordneten sind damals nach dem Ausschlussverfahren vorgegangen: Ausgeschlossen wurden der Sonntag als Tag des Herrn, der Samstag als Markttag, sowie der Donnerstag, weil die damals verhassten Briten an diesem Tag bereits ihren Wahltag hatten und immer noch haben.
Wichtig war zudem, dass die Abstimmung nach dem Einfahren der Ernte stattfindet, aber nicht im Winter. Aus verständlichen Gründen: Das Wetter im Winter im Norden ist zäh und die Wege, die damals zur Wahlurne zurückgelegt werden mussten, lang. Der Montag war deshalb zur Anreise gedacht, der Mittwoch zur Rückreise – blieb also nur der Dienstag.
Rund 30 Jahre später wurde der Dienstag nach dem ersten Montag im November auch als Wahltag für das Repräsentantenhaus festgelegt und 1915 dann für die Abstimmung zum Senat, der zweiten Kammer des US-Kongresses. Mittlerweile finden auch die Gouverneurswahlen jeweils an diesem Dienstag statt.
Der Wahltag hat sich mittlerweile sogar fest im alltäglichen Sprachgebrauch in den USA etabliert. Der sogenannte «Super Tuesday» ist der Wahltag, an dem während der Vorwahlen im Frühling in besonders vielen Staaten gewählt wird. Danach wissen die Kandidierenden meist schon, ob ihre Präsidentschaftskandidatur eine Chance hat oder nicht.