US-Präsident Donald Trump hat das unerwartet milde Urteil gegen seinen ehemaligen Wahlkampfleiter Paul Manafort wie einen Sieg gefeiert.
Sowohl der Richter als auch Manaforts Verteidiger hätten «laut und deutlich» erklärt, dass es keine geheimen Absprachen mit Russland gegeben habe, schrieb Trump am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Reportern sagte er später, der zu knapp vier Jahren Gefängnis verurteilte Manafort tue ihm «sehr leid».
Der 69-jährige Ex-Lobbyist Manafort war am Donnerstag wegen Steuer- und Bankenbetrugs zu 47 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Mit dem Strafmass blieb der Richter deutlich unter der Forderung von Sonderermittler Robert Mueller. Dieser hatte 19 bis 24 Jahre Haft verlangt.
Weder Richter T.S. Ellis, noch Manaforts Anwalt Kevin Downing hatten allerdings bei der Urteilsverkündung am Donnerstag explizit gesagt, dass es keine Zusammenarbeit mit Russland gegeben habe. Ellis wies lediglich darauf hin, dass Manafort nicht wegen eines solchen Vorwurfs vor Gericht stand.
Downing sprach seinen Klienten zwar vom Vorwurf der Kungelei mit Russland frei, äusserte sich aber nicht zu anderen Mitgliedern von Trumps Wahlkampfteam. Der Verdacht möglicher Kungeleien zwischen Trumps Wahlkampfteam und Moskau steht im Zentrum der von Mueller seit Mai 2017 geführten Untersuchung.
Der US-Präsident hat die Ermittlungen immer wieder verurteilt und bezeichnete sie am Freitag erneut als «Hexenjagd-Schwindel». «So schlecht für unser Land», twitterte Trump. In der Vergangenheit hatte er wiederholt die Möglichkeit von Begnadigungen für von Mueller Beschuldigte ins Spiel gebracht - unter anderem für Manafort.
Muellers Ermittlungen haben zu Anklageerhebungen gegen bislang sechs frühere Trump-Mitarbeiter geführt, in einem Teil der Fälle kam es bereits zu Verurteilungen. So wurde Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen zu dreijähriger Haft verurteilt, er steht aber im Unterschied zu Manafort mit dem Präsidenten inzwischen auf Kriegsfuss. (sda/afp/kün)