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Interpol: Die Welt verliert gegen die Mafia

Interpol: Die Welt verliert gegen die Mafia

Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock warnt vor einer zunehmenden Bedrohung durch internationale kriminelle Banden. Besonders der Drogenhandel stelle eine wachsende Gefahr dar.
05.10.2024, 13:5905.10.2024, 14:29
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epa10997642 Juergen Stock, Secretary General of the International Criminal Police Organization INTERPOL, attends the opening press conference for the 91st Interpol General Assembly in Vienna, Austria, ...
Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock.Bild: keystone
Ein Artikel von
t-online

Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock warnt davor, dass internationale kriminelle Banden eine erhebliche Bedrohung darstellen. «Die Welt läuft Gefahr, den Kampf gegen die transnationale organisierte Kriminalität zu verlieren», sagte Stock der Deutschen Presse-Agentur in New York. Er hob hervor, dass die Banden das Potenzial hätten, sogar Industrieländer wie die in Europa zu destabilisieren.

Stock wird im November nach zehn Jahren sein Amt abgeben. Sein Nachfolger könnte der Brasilianer Valdecy Urquiza werden. Interpol koordiniert als weltgrösste Polizeiorganisation mit 196 Mitgliedsstaaten die internationale Zusammenarbeit der Polizei.

Zunehmende Globalisierung der Kriminalität

Laut Stock würden mafiöse Gruppen, die früher eher regional agierten, mittlerweile weltweit arbeiten. «Sie sind zu globalen Verbrechern geworden, sie agieren wie globale Unternehmen», erklärte er. Diese Gruppen verfügten über immense Ressourcen für illegale Aktivitäten wie Menschen- und Waffenhandel.

Ein grosses Problem ist weiterhin der Drogenhandel, besonders mit Kokain. Trotz Rekordfunden in europäischen Häfen wie Antwerpen, Rotterdam und Hamburg bleiben Preis und Angebot stabil – was auf ein anhaltend hohes Angebot hinweist. Schätzungen zufolge beschlagnahmen Fahnder nur etwa 15 bis 20 Prozent aller Einfuhren.

70'000 Fentanyl-Tote alleine in den USA

Gefährlich sei zudem das synthetische Opioid Fentanyl, das sich immer häufiger in Drogenmischungen finde und auch in Europa Fuss fasse. Bereits zwei Milligramm Fentanyl können tödlich sein, es wirkt etwa 50-mal stärker als Heroin. In den USA hat Fentanyl bereits ein enormes Drogenproblem verursacht, allein 2021 starben mehr als 70'000 Menschen an einer Überdosis solcher Opioide.

Der Grossteil des Kokains stammt weiterhin aus Südamerika und findet über verschiedene Routen seinen Weg nach Europa. Eine Route führt über Westafrika bis in die Mittelmeerregion. Korruption in europäischen Häfen erleichtert den Drogenschmuggel zusätzlich – örtliche Polizeichefs beklagen häufig diese Problematik.

Entlang der Schmuggelrouten kommt es immer wieder zu Gewalt – auch am Ende der Lieferkette kämpfen lokale Banden um ihr Revier im Strassenverkauf. Beispiele gibt es unter anderem aus Schweden, Belgien und den Niederlanden sowie Anzeichen für ähnliche Entwicklungen in Deutschland. Um diesen Gefahren zu begegnen, fordert Stock mehr Zusammenarbeit zwischen den nationalen Strafverfolgungsbehörden sowie gezielte Massnahmen gegen die grössten kriminellen Gruppen.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
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51 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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This_is_Karmaaa
05.10.2024 14:35registriert September 2019
Dabei wäre es so einfach, dem Volk die Drogen frei von zugesetztem giftigen Streckungsmittel unter gewissen Voraussetzungen und kontrolliert zu verkaufen. Dazu noch besteuern, den Bauern in Südamerika ein entsprechend attraktives Gehalt bezahlen und schon hat man das Problem gelöst.
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Erebos_2
05.10.2024 15:13registriert Mai 2021
Als ausgesprochener Gegner jeder Drogen, der alles so fest wie möglich verbieten möchte:
Die einzige Lösung mit Drogen, ist sie zu legalisieren und in Drogerien rezeptfrei anzubieten. Natürlich aus streng legalem Anbau, möglichst inländisch. Und somit den Banden die Mittel entziehen. Dann kann man auch gleich die Subventionen für die hiesigen Bauern bisschen kürzen, weil das ja auch lukrativer wird.
Und polizeilich mit voller Gewalt gegen Banden vorgehen.
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Major Tupperware
05.10.2024 14:58registriert November 2019
Drogen sind das eine, Cyberkriminalität wäre noch das andere Problem das er erwähnen sollte.

Russische, Chinesisch und Nordkoreanische Hackerbanden und Trollfabriken schaden nicht nur unserer Wirtschaft und Forschung, sondern untergraben auch unsere Demokratie.

Daher unterstützen wir den russischen Aggressor nicht nur über unseren ungedrosselten Öl- und Gaskonsum, sondern auch noch über unsere schwach geschützte IT Infrastruktur.

Die Rechnung wird uns noch ausgestellt.
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