Der reichste Mann der Welt hat am Montag Israel besucht. Elon Musk machte sich mit eigenen Augen ein Bild des Massakers, das die Terrororganisation Hamas am 7. Oktober in einem Kibbuz angerichtet hatte. Der Unternehmer wurde dabei vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu und weiteren Offiziellen begleitet; später stand auch ein Treffen von Musk mit Präsident Isaac Herzog auf der Agenda.
Musk ist ständig unterwegs, sind doch Standbeine seines Technologie-Imperiums wie Tesla, Starlink und X weltweit präsent. Überraschend an diesem Besuch waren aber die ausgesprochen proisraelischen Stellungnahmen, die der 52-Jährige während seines Besuchs abgab. Denn in den vergangenen Wochen war Musk nicht nur in den USA scharf für den antisemitischen Hass kritisiert worden, den er als Alleineigentümer der Internet-Plattform X tolerierte – und den er, mit im Minimum unglücklich formulierten Stellungnahmen, auch noch förderte.
So hatte Musk vor einigen Tagen die Behauptung eines X-Nutzers, dass jüdische Gemeinschaften einen «dialektischen Hass» gegen Menschen mit weisser Hautfarbe schürten, als die «eigentliche Wahrheit» bezeichnet. Daraufhin stornierten zahlreiche Unternehmen, die auf dem Internet-Dienst Werbung schalteten, ihre Anzeigen. Dies soll X mehrere Millionen von Dollar gekostet haben. Musk ruderte daraufhin zurück und bezeichnete die Unterstellung, er sei ein Antisemit, als «weit von der Wahrheit entfernt».
Der israelische Ministerpräsident scheint dem Multimilliardär – der immer wieder mit provokanten Stellungnahmen zu weltpolitischen Brandherden wie der Ukraine für Aufsehen sorgt – zu glauben. Im Anschluss an die Kibbuz-Visite nahm Netanyahu ein 23 Minuten dauerndes Gespräch mit Musk auf (das natürlich auf X veröffentlicht wurde).
Darin erwähnte der Regierungschef die Vorwürfe gegen Musk mit keinem Wort. Stattdessen reduzierte Netanyahu den reichsten Mann der Welt zum weitgehend passiven Gesprächspartner, der ab und zu «genau, genau» sagen durfte, während der Ministerpräsident über Nazideutschland, die Hamas und das palästinensische Volk dozierte.
Musk bekräftigte während seiner Wortmeldungen, dass Israel «keine andere Wahl» habe, als die Hamas-Terroristen «zu neutralisieren». Er zeigte sich «erschüttert» über die Eindrücke, die er während seines Kurzbesuchs im Kibbuz Kfar Aza gewonnen hatte.
Und er versicherte Netanyahu, dass er seinen Beitrag dazu leisten werde, dass die Palästinenser «eine gute Zukunft» hätten, sobald der Einsatz der israelischen Streitkräfte zu Ende sei. Wichtig sei es nun, dass Terror-Organisationen wie die Hamas ihre antiisraelische Propaganda nicht mehr verbreiten könnten, damit es ihnen nicht gelinge, eine neue Generation von Mördern zu trainieren.
— Benjamin Netanyahu - בנימין נתניהו (@netanyahu) November 27, 2023
Netanyahu wird seine Gründe gehabt haben, dass er Musk nicht direkt auf den antijüdischen Hass ansprach, der auf X frei zugänglich ist. Immerhin erhielt die israelische Regierung am Montag das Zugeständnis von Musks Internet-Firma Starlink, dass sie in Israel und im Gaza-Streifen nur mit Erlaubnis des Kommunikationsministeriums tätig sein werde.
Zuvor hatte Musk noch versichert, dass humanitäre Organisationen, die im Gaza-Streifen tätig seien, Starlink nutzen könnten. Israel beschuldigt gemeinnützige Organisationen häufig, im Gaza-Streifen mit der Hamas zusammenzuarbeiten.
Elon Musk, I congratulate you for reaching a principle understanding with the Ministry of Communications under my leadership.
— 🇮🇱שלמה קרעי - Shlomo Karhi (@shlomo_karhi) November 27, 2023
As a result of this significant agreement, Starlink satellite units can only be operated in Israel with the approval of the Israeli Ministry of…
Die nächsten Tage werden zeigen, ob Netanyahu dem Unternehmer im privaten Gespräch weitere Zusicherungen abringen konnte. Als sich die beiden letztmals im September in Kalifornien trafen, hatte Musk versichert, dass er gegen alles einstehe, das «Hass und Konflikt» fördere.
An diese Zusicherung schien er sich aber bereits einige Tage später nicht mehr zu erinnern – vielleicht auch, weil der Technologie-Tausendsassa immer wieder mit absurden Verschwörungstheorien sympathisiert, wie es sein Biograf Walter Isaacson formulierte.
Passend dazu schrieb Musk am Montag auf X: «Taten sagen mehr als Worte.» (aargauerzeitung.ch)