Trump-Regierung veröffentlicht Video – so stürmten die US-Soldaten den Venezuela-Tanker
Das Wichtigste
Die USA haben vor der Küste Venezuelas mit Militäreinheiten einen Öltanker gestürmt und diesen beschlagnahmt. Die Trump-Regierung begründet die Aktion mit dem Kampf gegen den Drogenhandel und gegen Terrorismus, das Schiff sei auch von Kartellen genutzt worden. Venezuela verurteilt die Aktion scharf und spricht von «Piraterie» durch die USA.
So lief die Aktion ab
US-Justizministerin Pam Bondi und FBI-Chef Kash Patel veröffentlichten auf X ein Video, das die Aktion zeigt. Darauf ist ein Tanker zu sehen, dem sich ein Hubschrauber nähert. Soldaten seilen sich dann aufs Deck des Tankers ab und sichern das Schiff mit gezückten Waffen. Von der Mannschaft ist nichts zu sehen.
Wohin das Schiff unterwegs war und unter welcher Flagge es fuhr, war angesichts widersprüchlicher Angaben aus den USA (siehe nächster Punkt) zunächst nicht eindeutig klar. An der Übernahme des Tankers waren nach Angaben Bondis die Küstenwache, das FBI und das Heimatschutzministerium beteiligt, mit Unterstützung des inzwischen als «Kriegsministerium» bezeichneten Pentagons.
Das wissen wir über den Tanker
Justizministerin Bondi begründete die Beschlagnahmung des Tankers damit, dass das Schiff Teil eines illegalen Netzwerks zum Transport von Öl zur Unterstützung ausländischer Terrororganisationen gewesen sei. Der Tanker sei unter anderem für den Transport von sanktioniertem Öl aus Venezuela und dem Iran genutzt worden, schrieb Bondi auf X. FBI-Chef Patel erklärte dagegen, der Tanker sei verwendet worden, um Öl aus Venezuela an den Iran selbst zu liefern.
Die «New York Times» berichtete unter Bezug auf einen ungenannten Mitarbeiter der Küstenwache, das Schiff fahre unter dem Namen «Skipper» und habe Öl der staatlichen venezolanischen Ölgesellschaft transportiert. Früher sei es mit dem Schmuggel iranischen Öls in Verbindung gebracht worden. Eine Bundesrichter habe deswegen die Beschlagnahmung angeordnet.
Ein hochrangiger Beamter erklärte gegenüber dem Nachrichtensender CNN, dass in den kommenden Wochen weitere Beschlagnahmungen möglich seien, um den Druck auf Nicolás Maduro weiter zu erhöhen.
Laut CNN war das Schiff ursprünglich nach Kuba unterwegs, von wo aus es Richtung Asien fahren sollte. Kuba erhält regelmässig Öllieferungen aus Venezuela. Das kommunistische Land in der Karibik hat eine veraltete Energieinfrastruktur und ist auf die Importe durch Verbündete angewiesen, um die Stromversorgung sicherzustellen. In den vergangenen Monaten kam es in Kuba immer wieder zu stunden- oder gar tagelangen Stromausfällen.
Das sagt Trump
Trump hat sich ebenfalls zu der Aktion geäussert. Der Tanker sei gross, der grösste, der jemals beschlagnahmt wurde, so der US-Präsident in seiner gewohnten Rhetorik. Auf eine Frage nach dem Grund für die Militäraktion, erklärte Trump lediglich, dass diese «aus triftigem Grund» geschehen sei. Auf eine weitere Frage, was mit dem transportierten Öl auf dem Tanker geschehen soll, antwortete Trump:
Er kündigte an, dass auch «noch andere Dinge geschehen» würden, nannte aber keine Details.
So reagiert Venezuela
Die venezolanische Regierung hat die Erstürmung des Öltankers scharf verurteilt. Der Einsatz sei «ein dreister Raubüberfall und ein Akt internationaler Piraterie», hiess es in einer Stellungnahme des Aussenministeriums in Caracas.
Weiter heisst es darin, dass die Aktion «die wahren Gründe für die anhaltende US-Aggression gegen Venezuela enthüllt» habe. Den Amerikanern gehe es nicht um Migration, Drogenhandel oder Menschenrechte – sondern einzig um den «natürlichen Reichtum Venezuelas» an Öl und anderen Ressourcen.
Wie ist die Aktion einzuordnen?
Experten sehen angesichts der seit Wochen andauernden US-Präsenz vor Venezuela und Schlägen gegen angebliche Drogenboote eine neue Eskalationsstufe in der Erstürmung des Tankers.
Die USA setzen Venezuela seit Wochen unter Druck, offiziell aufgrund von angeblichem Drogenhandel, in den auch die Regierung involviert sei. Der kommunistische und autoritär regierende Präsident Nicolás Maduro ist den Vereinigten Staaten bereits seit Jahren ein Dorn im Auge.
Venezuela hat zudem riesige Ölvorkommen, ist stark von den Exporteinnahmen abhängig und liefert sein Öl vor allem an den geopolitischen US-Rivalen China. China unterhält diesbezüglich gute Handelsbeziehungen nach Lateinamerika. Dass es den USA nur um die Unterbindung des angeblichen Drogenhandels geht, ist laut Beobachtern deshalb fraglich.
Der Hintergrund
Seit Monaten lässt Trump den Konflikt mit Venezuela schrittweise eskalieren. In der Karibik und vor der Pazifikküste Lateinamerikas beschoss und zerstörte das US-Militär mehrere Boote, die angeblich Drogen transportierten. Mittlerweile kamen dabei 87 Menschen ums Leben. Besonders umstritten ist der mutmassliche Angriff auf zwei hilflose Überlebende eines Angriffs, befohlen durch «Kriegsminister» Pete Hegseth. Dieser steht seither in den USA unter Druck, Trump stärkte ihm aber den Rücken.
Nebst den Angriffen auf die Schiffe wurden zusätzliche US-Soldaten in der Region zusammengezogen und mehrere Kriegsschiffe dorthin verlegt, darunter der weltgrösste Flugzeugträger. Trump genehmigte auch verdeckte Einsätze des Auslandsgeheimdienstes CIA in Venezuela und betonte mehrfach, dass er Einsätze an Land nicht ausschliesse.
Zuletzt entgegnete er im Interview des Nachrichtenportals «Politico» auf die Frage nach einer möglichen amerikanischen Bodeninvasion in Venezuela, er wolle weder etwas bestätigen noch ausschliessen. Auch auf die Frage, wie weit er gehen würde, um Präsident Maduro aus dem Amt zu drängen, wollte Trump nicht antworten. Er betonte aber:
Der US-Präsident warf Maduro vor, das venezolanische Volk «furchtbar» zu behandeln.
con mit Material der Nachrichtenagenturen sda und dpa.
