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Ernteausfälle: Wie die Folgen des Klimawandels schlimmer werden

Ernteausfall
Zwei Schlechtwetterlagen an den falschen Stellen und die Welt hat mit gigantischen Ernteausfällen zu kämpfen.Bild: Shutterstock

Studie: Das Risiko von weltweit gleichzeitigen Ernteausfällen wird massiv unterschätzt

07.07.2023, 09:5107.07.2023, 09:51
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Es braucht nur zwei Extremwetterereignisse in zwei wichtigen Getreideanbauregionen und schon wird weltweit der Weizen knapp. Wissenschaftler haben deshalb untersucht, mit welchen Ernteeinbussen solche Ereignisse in der Vergangenheit verbunden waren und wie der Klimawandel solche Situationen nun wahrscheinlicher macht.

Die Gruppe um Kai Kornhuber von der Columbia University in New York City hat ihre Ergebnisse im Fachmagazin «Nature Communications» veröffentlicht. Ihr Fazit: «Die Studie zeigt, dass diese Art von gleichzeitigen Ereignissen weitgehend unterschätzt wird.» Diese Folge des Klimawandels dürfte also noch weitaus häufiger eintreffen, als bisher angenommen: «Wir müssen uns für die Zukunft auf diese Art von komplexen Klimarisiken vorbereiten, denn die Modelle scheinen dieses Risiko derzeit nicht richtig zu erfassen.»

Ernteausfälle dürften zunehmen

Doch zurück zu dieser Studie: «Gleichzeitige Ernteausfälle in wichtigen Anbauregionen stellen ein systemisches Risiko dar, da die damit verbundenen steigenden Nahrungsmittelpreise zu Konflikten und Unterernährung in Ländern führen können, die auf Importe angewiesen sind», schreiben die Studienautoren. Sie nahmen Weizen und Mais ins Visier. Jeweils etwa zwei Drittel der Weltproduktion stammt aus den Regionen Nordamerika, Westeuropa, Osteuropa, Indien und Ostasien.

Hoch- und Tiefdruckgebiete, die sich teilweise wochenlang kaum vom Fleck bewegen und deshalb Dürren oder extreme Niederschläge verursachen, entstehen auf der Nordhalbkugel meist durch bestimmte Konstellationen beim Jetstream. Dieser kann grosse Wellen, sogenannte Rossby-Wellen, ausbilden. Wenn diese nicht weiterwandern, sondern stehen bleiben, dann können sich Hoch- und Tiefdruckgebiete längere Zeit über einer Region halten.

Rossby-Wellen im Jetstream: So formen sie sich.
So formen sich Rossby-Wellen im Jetstream und kalte Polarluft wandert in Richtung Süden.Bild: wikimedia

Damit müssen wir rechnen

Das Team suchte in historischen Daten (1960 bis 2014) nach Ereignissen, bei denen mehr als eine Kornkammer niedrige Erträge erzielte und die mit Rossby-Wellen zusammenhingen. Es ermittelte anhand mehrerer Modelle, dass bei Rossby-Wellen mit sieben Wellenbergen die Weizen- und Maisernte in Ostasien um bis zu sieben Prozent niedriger lag, in Nordamerika um sechs Prozent und in Osteuropa um drei Prozent.

Bei den Modellsimulationen der künftigen Entwicklung (2045 bis 2099, bei sehr stark steigendem Kohlendioxidausstoss) steigt das Risiko von hohen Ernteverlusten besonders, wenn bei Sieben-Berge-Rossby-Wellen Nordamerika und Ostasien betroffen sind. Bei Fünf-Berge-Rossby-Wellen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für hohe Ernteverluste demnach, wenn einerseits Nordamerika und Osteuropa sowie andererseits Indien und Westeuropa betroffen sind. (leo/sda/dpa)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jeff Player
07.07.2023 10:25registriert Mai 2023
Ernte hin oder her, wichtig ist, dass uns die Klimakleber nicht davon abhalten, pünktlich zur Arbeit zu kommen. Das schlimmste sind nicht diese vielleicht irgendwann in 200 Jahren stattfindenden Ernteausfälle, für die die Klimademonstranten mit ihrem Ökoverhalten verantwortlich sind, sondern dass wir nicht Arbeiten können.

Wenn wir kein Weizen haben, essen wir halt mehr Tiere. Protein ist gut für die Muskeln. Muskeln sind gut, um selbstermächtigt Klimakleber davon abzuhalten das Falsche, nämlich das Richtige zu tun.

*Achtung Kommentar ist bis auf die letzten 7 Wörter als Satire zu verstehen
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Garp
07.07.2023 10:10registriert August 2018
Leider wollen viele sowas einfach nicht wissen. Es überfordert sie und sie wollen weiterleben wie bis anhin und den Lebensstandard weiter steigern.

Je mehr solcher Berichte, desto mehr stecken manche den Kopf in den Sand. Keiner will in ständiger Angst leben, darum wird bis zum geht nicht mehr verdrängt und gehofft/geglaubt es betreffe einen nicht persönlich.
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