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Ein typisches Mitglied der britischen Oberklasse in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts ging auf einem Privatinternat wie Eton zur Schule und wechselte dann entweder nach Oxford oder Cambridge. Dort gehörte es zum guten Ton, homosexuelle Affären zu haben, mit dem Kommunismus zu flirten, um schliesslich zum Katholizismus zu konvertieren und den Rest seines Lebens als Reaktionär zu verbringen. In den Romanen von Graham Greene und Evelyn Waugh werden solche Lebensläufe immer wieder beschrieben.
In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurden Homosexualität und Feminismus eine Domäne der Linken und Grünen. Rot-Grün verdankte den Höhenflug in den Achtziger- und Neunzigerjahren nicht zuletzt der Tatsache, dass sie Schwulen und Frauen eine politische Heimat boten. Inzwischen jedoch ist Schwulsein zumindest bei den konservativen Intellektuellen wieder salonfähig geworden.
Deshalb feiert der «Schwul-religiös-reaktionäre»-Lebensstil ein Comeback. Typisches Beispiel ist der homosexuelle Hassprediger und Trump-Fan Milo Yiannopoulos. Obwohl griechischer Abstammung ist er ein typisches Beispiel der reaktionären britischen Oberschicht. Sein Twitter-Account wurde für alle Zeiten gesperrt, weil seine rassistische und sexistische Hetze selbst den in dieser Hinsicht sehr toleranten Sozialen Medien zu weit ging.
Der wohl einflussreichste Vertreter der konservativen Schwulenbewegung ist jedoch Peter Thiel. Der IT-Milliardär (PayPal, Facebook) und Vordenker im Silicon Valley ist so ziemlich der einzige Prominente, der sich dazu bewegen liess, am republikanischen Parteikongress eine Lobeshymne auf Donald Trump zu singen. Das ist kein Zufall.
Thiel glaubt an starke Männer und an den Bankrott der Demokratie. «Das Schicksal unserer Welt liegt vielleicht in den Händen eines einzelnen Menschen, der den Mechanismus der Freiheit erschafft oder verbreitet, den wir brauchen, um die Welt zu einem sicheren Ort für den Kapitalismus zu machen», hatte er bereits 2009 in einem Essay geschrieben.
Im Silicon Valley ist Thiel allerdings ein Aussenseiter. Die IT-Branche neigt in der Regel zu den Demokraten. Steve Jobs beispielsweise hatte einen guten Draht zu Barack Obama. Obwohl er twittert wie blöd, gilt hingegen Donald Trump als IT-Steinzeitmensch, der belächelt und verspottet wird.
Im Silicon Valley ist zudem das Bewusstsein für Ökologie und soziale Anliegen weit verbreitet. Idealerweise wird man Milliardär und rettet gleichzeitig die Welt. Gewerkschaften sind zwar unbeliebt, doch wenn schon rechts, dann entscheidet man sich für den libertären Kandidaten. Derzeit ist das Gary Johnson.
Hingegen trifft Thiel den Zeitgeist. Trump-Fans mögen das Silicon Valley nicht. Apple, Google und Facebook sind Sinnbild der neuen Elite geworden, die wie die Banken für Globalisierung, Steuervermeidung, Multi-Kulti und Zuwanderung stehen. Diese Elite, hat – so die These der neuen Wohlstandsfaschisten – den Draht zu gewöhnlichen Menschen verloren und muss gestürzt werden.
Sollte Trump also gewählt werden, dann hat Thiel das grosse politische Los gezogen. Dann hat er gute Chancen, zu einem der einflussreichsten Berater im Weissen Haus zu werden.