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Gesellschaft & Politik

Starbucks-Mitarbeiter rufen die Polizei und lassen zwei Männer verhaften.

Zwei Männer werden in einer Starbucks-Filiale verhaftet – weil sie rumsassen.
Zwei Männer werden in einer Starbucks-Filiale verhaftet – weil sie rumsassen.screenshot: twitter.com/missydepino

Starbucks lässt zwei schwarze Männer verhaften – weil sie verdächtig rumsassen

Starbucks hat einen regelrechten Shitstorm losgetreten, nachdem Mitarbeiter in Philadelphia zwei Gäste verhaften liessen. Auf Twitter wird zum Boykott des Cafés aufgerufen.
16.04.2018, 04:5616.04.2018, 06:37
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In Philadelphia sassen vergangene Woche zwei schwarze Männer in einem Starbucks-Café. Sie warteten auf einen Bekannten. Plötzlich standen mehrere Polizisten vor ihnen. Ihnen wurde befohlen, aufzustehen, sich umzudrehen und die Hände hinter dem Rücken zusammenzubringen. Die Polizisten legten ihnen Handschellen an und führten die beiden ab.

Der Grund: Die zwei Männer wollten nichts bestellen, bevor ihr Kollege dazu gestossen und sie vollzählig waren. Starbucks-Mitarbeiter hatten die Polizei verständigt, weil ihnen die zwei Männer verdächtig vorgekommen sind. 

Ein weiterer Gast im Café filmte die Szene. Auf dem Video zu sehen ist, wie mehrere Personen versuchen, zu intervenieren und die Polizei nach dem Grund für die Verhaftung fragen. 

Auf Twitter ging das Handyvideo sofort viral. Inzwischen haben es über neun Millionen Menschen angeklickt. Viele sind über das Verhalten der Polizei und der Starbucks-Mitarbeiter empört und sagen, die zwei Männer seien aus rassistischen Motiven beschuldigt und verhaftet worden. 

Kurz nach ihrer Verhaftung sagte die Anwältin der beiden Festgenommen gegenüber dem US-Nachrichtensender CBS-News: «Das Video spricht im Wesentlichen für sich selbst. Diese Jungs haben getan, was Leute jeden Tag machen, sie hatten ein Treffen und sie wurden zweifellos aufgrund ihrer Hautfarbe verhaftet.»

«Diese Jungs haben getan, was Leute jeden Tag machen, sie hatten ein Treffen und sie wurden zweifellos aufgrund ihrer Hautfarbe verhaftet.»

Der Vorfall wurde inzwischen zu einer regelrechten Staatsaffäre. Der Bürgermeister von Philadelphia, Jim Kenney, sagte, er sei «untröstlich, dass Philadelphia für einen Vorfall eines Beispiels dient, das zeigt wie Rassendiskriminierung im Jahr 2018 aussieht».

Nach vielen heftigen Reaktionen auf den sozialen Medien reagierte schliesslich auch Starbucks selbst und veröffentlichte auf Twitter eine Entschuldigung.

Mit der Entschuldigung war die Angelegenheit nicht vergessen. Auf Twitter wurde zu einem Boykott von Starbucks aufgerufen. Zudem versammelten sich Aktivisten vor der Filiale in Philadelphia, um gegen Rassendiskriminierung zu protestieren.

(sar)

Das nächste Mal sollte sich Starbucks ein Vorbild an diesem Supermarkt nehmen: 

Video: srf

In den USA werden Schwarze noch immer unter Generalverdacht gestellt: 

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Gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA
«Wir können nicht atmen», hat sich diese Demonstrantin in Florida auf die Hände geschrieben. Das erinnert an die letzten Worte des von der Polizei getöteten Asthmatikers Eric Garner, wie später auf einem Amateurvideo zu sehen war.
quelle: getty images north america / joe raedle
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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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CASSIO
16.04.2018 05:19registriert Februar 2014
für mich gehören alle verhaftet, die bei starbucks "kaffee" konsumieren
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naherrawan
16.04.2018 06:47registriert November 2015
Die haben "zumindest" nicht ohne zu zögern geschossen, wie beim Vorfall von Stephen Clark!
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Ökonometriker
16.04.2018 05:55registriert Januar 2017
Hier scheint wieder sehr viel übervereinfacht zu werden. Warum fühlten sich die Mitarbeiter durch die Gäste bedroht? Warum verhaftete die Polizei sofort, ohne zu erst die Situation zu klären? Warum kamen so viele Polizisten? Was wurde der Polizei erzählt?

Als Aussenstehender hat man eine sehr eingeschränkte Sicht. Ein Richter wüsste mehr.
Bedenklich, wie stark über die Medien statt über die Gerichte gerichtet wird. Der Rechtsstaat ist eine Errungenschaft, die man nicht ohne Weiteres aufgeben sollte.
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