International
Gesellschaft & Politik

Wahlkampf in Deutschland: Grünen-Helfer in Berlin attackiert

Grünen-Helfer in Berlin attackiert: «Es war dann einfach zu viel»

In knapp zwei Wochen findet die Bundestagswahl statt. Im Zuge des Wahlkampfs kommt es auch zu Übergriffen auf Wahlhelfer. Wie gehen Ehrenamtliche damit um?
11.02.2025, 21:4311.02.2025, 21:43
Niklas Bröckl / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Der Wahlkampf für die kommende Bundestagswahl geht in die heisse Phase, zahlreiche Wahlkampfhelfer der antretenden Parteien sind auf der Strasse. Damit sind sie auch oft Ziel von Anfeindungen und Angriffen – wie in einem Fall vom vergangenen Mittwoch in Berlin-Tempelhof. In den Morgenstunden soll ein Unbekannter am U-Bahnhof Ullsteinstrasse zwei Wahlhelfer von den Grünen angegriffen und beleidigt haben.

Einer davon war Christopher (41). Er stand oben am U-Bahnhof, als ein unbekannter Mann an ihn herangetreten sei und ihn angeschrien haben soll. Als er sich dann umdrehte, hätte der Mann ihm anschliessend mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. Das war «eine heftige Backpfeife», sagt der Wahlhelfer wenige Tage später. Nach dem Schlag soll der Mann ihm auch die Flyer aus der Hand und die Mütze vom Kopf geschlagen haben.

Wahlkampf in Berlin: «Klima ist sehr viel rauer geworden»

«Ich war erstmal überrascht und musste mich sammeln», sagt Christopher. Schnell habe er sich dann gefasst und dem Mann klargemacht, dass er die Polizei rufen wolle. Dann sei der Mann gegangen, im Weglaufen soll er noch «Ihr gehört alle vergast» gerufen haben. Christopher kenne den Wahlkampf seit Jahren, Beleidigungen und Anfeindungen sei man leider gewohnt. Auch in diesem Wahlkampf sei er fast täglich auf der Strasse. Doch dabei sei das «Klima sehr viel rauer geworden», sagt der 41-Jährige. Nicht nur den Grünen gegenüber, sondern auch gegenüber anderen Parteien.

Auch Christophers Kollege Lukas Harkotte wurde angegriffen. Ein Mann habe erst einen Flyer genommen und dann darauf gespuckt. Dann soll er sich an Harkotte gerichtet und ihn mehrmals mit «Du Schwuchtel» beleidigt haben. Zudem habe er «Euch Grüne müsste man alle erhängen» gerufen.

«Es war dann einfach zu viel»

Harkotte habe dann versucht, zu deeskalieren und gefragt, ob er die Polizei rufen soll. Daraufhin soll der Mann ihn erneut beleidigt haben und über die Strasse gegangen sein. Danach sei Harkotte erst unter dem Eindruck des Erlebten gestanden. Der 26-Jährige sagt: «Es war dann einfach zu viel.» Er kenne zwar auch Anfeindungen im Wahlkampf, spurlos gehen solche Übergriffe aber nicht an ihm vorbei.

Lukas Harkotte, Grüne Jugend Tempelhof-Schöneberg
Lukas Harkotte: «Ich musste mental einen Schritt zurückgehen.»Bild: Grüne Jugend Tempelhof-Schöneberg

Zwar stand er am Tag darauf weiter auf der Strasse, am vergangenen Freitag nahm er sich aber einen Tag Pause. «Ich musste mental einen Schritt zurückgehen», sagt er. Allerdings werde er in den nächsten zwei Wochen wieder Wahlkampf auf der Strasse machen. «Wir lassen uns nicht unterkriegen», so Harkotte weiter. Immerhin erhält er von Seiten seiner Partei Unterstützung: Es gibt Workshops, Checklisten und Leitfäden, die Wahlhelfer auf ähnliche Vorfälle vorbereiten sollen.

Polizeilicher Staatschutz ermittelt

Ob derselbe Mann sowohl Harkotte als auch Christopher beleidigt und angegriffen hatte, ist nach Angaben der Polizei bislang unklar. Harkotte habe den Übergriff auf Christopher nicht gesehen, sagte er weiter. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz ermittelt.

Immer wieder kommt es zu Angriffen und Beleidigungen gegenüber Wahlhelfern in Berlin. Erst am Dienstagabend (4. Februar) sind laut Polizei zwei Wahlkampfhelfer der Jungen Union in Schöneberg angegriffen worden. Einer der beiden stürzte dabei zu Boden und zog sich ein Hämatom am Oberschenkel zu. Auch hier dauern die Ermittlungen an.

In der Hauptstadt steigt die Zahl der Übergriffe auf Wahlhelfer und Plakate vor der Bundestagswahl. Das Landeskriminalamt (LKA) registrierte 251 Straftaten bis zur vergangenen Woche, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Karriere von Bundeskanzler Olaf Scholz in 8 Bildern
1 / 10
Die Karriere von Bundeskanzler Olaf Scholz in 8 Bildern
Scholz wird 1958 in Osnabrück geboren und wächst als ältester von drei Brüdern auf. Nach bestandenem Abitur und Zivildienst, studiert Scholz Rechtswissenschaften in Hamburg und wird Anwalt. Bereits 1975 als Gymnasiast beginnt er sich bei den Jusos zu engagieren und wird später stellvertretender Juso-Bundesvorsitzender.
quelle: gladstone~dewiki, cc by-sa 4.0 via wikimedia commons
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die Bundestagswahlen in Deutschland – watson essentials
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
5
    P. Diddy lehnt aussergerichtliche Einigung vor Prozessbeginn ab

    Kurz vor Beginn eines Prozesses gegen Sean Combs wegen angeblicher Sexualstraftaten des US-Rappers hat der 55-Jährige eine aussergerichtliche Einigung abgelehnt. Er habe ein entsprechendes Angebot geprüft und verworfen, entgegnete Combs bei einer Anhörung vor Gericht in New York auf Frage des Richters. Details zu dem Angebot wurden zunächst nicht bekannt.

    Zur Story