Das Kartenhaus um Premier Boris Johnson fiel unerwartet schnell zusammen. Nach einer Reihe von Skandalen hat Johnson seinen Rücktritt als Tory-Parteichef (und damit letztlich auch als Premierminister) angekündigt. Die Entscheidung hat auf der Weltbühne heftige Reaktionen ausgelöst. Wer den Entscheid begrüsst – und wo er bedauert wird:
«Endlich hat das unwürdige Spektakel ein Ende», schreibt Bernd Lange, Vorsitzende Handelsausschuss im EU-Parlament. Johnson sei es nur um den Machterhalt und sein eigenes Ego gegangen, kritisiert der SPD-Politiker aus Deutschland.
Finally.End of an undignified spectacle.#BorisJohnson was all about maintaining power&his own ego.Escalation&staging instead of solution-oriented politics. Now British theatrical thunder should end.We need new start relations #EU-#UK&practical solutions for implement. #NIProtocol https://t.co/0g7kY7pkd7
— Bernd Lange (@berndlange) July 7, 2022
Erleichtert über die Rücktrittsankündigung ist auch der französische Politiker und frühere Brexit-Chefunterhändler Michel Barnier. Der Abgang von Boris Johnson ermögliche eine neue Beziehung, insbesondere in Bezug auf den Frieden und die Stabilität in Nordirland sowie in der gesamten EU.
Boris Johnson's reign ends in disgrace, just like his friend Donald Trump. The end of an era of transatlantic populism? Let's hope so.
— Guy Verhofstadt (@guyverhofstadt) July 7, 2022
EU - UK relations suffered hugely with Johnson's choice of Brexit. Things can only get better! 🇪🇺🇬🇧
Auch der irische Premierminister Micheal Martin sieht Johnsons Entscheidung «als Gelegenheit, die angespannten Beziehungen neu zu beleben». Mary Lou McDonald, die irische Politiker und ehemalige Mitglied der EU, sagte, Boris Johnson werde «nicht vermisst werden.»
"Boris Johnson's interaction with Ireland has been wholly negative.
— Sinn Féin (@sinnfeinireland) July 7, 2022
"Under his leadership, the British govt has consistently undermined the Good Friday Agreement and threatened to breach international law on multiple occasions.
"He will not be missed." - @MaryLouMcDonald pic.twitter.com/5gsX0BMsQb
Alle vier Länder benötigten eine stabile britische Regierung, findet der walisische Regierungschef Mark Drakeford, der den Rückzug ebenfalls begrüsst.
The departure of Boris Johnson opens a new page in relations with 🇬🇧 .
— Michel Barnier (@MichelBarnier) July 7, 2022
May it be more constructive, more respectful of commitments made, in particular regarding peace & stability in NI, and more friendly with partners in 🇪🇺.
Because there’s so much more to be done together.
«Es kann nur besser werden», schreibt der belgische Politiker und ehemalige Brexit-Verantwortliche des EU-Parlaments Guy Verhofstadt auf Twitter. Weiter schreibt er: «Boris Johnsons Regierungszeit endet in Schande, so wie jene seines Freundes Donald Trump.»
Boris Johnson's reign ends in disgrace, just like his friend Donald Trump. The end of an era of transatlantic populism? Let's hope so.
— Guy Verhofstadt (@guyverhofstadt) July 7, 2022
EU - UK relations suffered hugely with Johnson's choice of Brexit. Things can only get better! 🇪🇺🇬🇧
US-Präsident Joe Biden freue sich auf die weitere Zusammenarbeit mit der britischen Regierung, sagte Biden in einer Erklärung, ohne Premierminister Boris Johnson zu erwähnen: «Das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten sind engste Verbündete. Die Beziehungen werden weiterhin stark und dauerhaft bleiben.»
Hämische Stimmen kommen auch aus Russland: «Der beste Freund von der Ukraine geht», schreibt der Vizechef des russischen Sicherheitsrates, Ex-Präsident Dmitri Medwedew, auf Telegram. Der Abgang sei das Ergebnis «britischer Unverfrorenheit und niveauloser Politik – besonders auf internationalem Feld».
Der Kreml hoffe nun, dass «mehr professionelle Politiker an die Macht kommen». Aber im Moment gebe es dafür wenig Hoffnung, meint Medwedew.
Bedauert wird der Rücktritt vor allem vom ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj. «Wir alle nehme diese Nachricht mit Trauer hin. Nicht nur ich, sondern auch die gesamte ukrainische Gesellschaft», schreibt Selenskyj auf Twitter. Gleichzeitig bedankt er sich bei Boris Johnson für die «unerschütterliche Unterstützung» seit der russischen Invasion.
Held talks with @BorisJohnson. Thanked for the unwavering support of 🇺🇦 - the recent decision to provide £1 billion in security aid and today's - £100 million. Talked about food security for the world and security guarantees for 🇺🇦. Grateful for 🇬🇧’s willingness to host #URC2023
— Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) July 5, 2022
Johnson galt im Westen als einer der lautstärksten und eifrigsten Befürworter der Ukraine. Unter Ukrainerinnen und Ukrainern genoss Boris Johnson hohen Respekt für seine Unterstützung im russischen Angriffskrieg.
(cst)