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Grossbritannien

Mehr als 100'000 Menschen bei rechter Grossdemo in London

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Die Demonstranten in London schwenkten zahlreiche englische und britische Fahnen. Bild: keystone

Mehr als 100'000 Menschen bei rechter Grossdemo in London

13.09.2025, 16:3913.09.2025, 23:32

Bei einer Grossdemonstration der rechten Szene in Grossbritannien sind nach Schätzungen der Polizei in London mehr als 100'000 Menschen auf die Strasse gegangen. Das teilte die Polizei auf dpa-Anfrage mit. Angeführt und organisiert wurde der Aufzug von dem bekannten britischen Rechtsextremisten Tommy Robinson. Auf Plakaten und Fahnen waren Slogans für eine schärfere Asylpolitik zu lesen – etwa «Stoppt die Boote» oder «Schickt sie nach Hause», wie unter anderem der Sender Sky berichtete.

Die Teilnehmer bei einer Gegendemonstration schätzte die Polizei auf etwa 5000. Genaue Zahlen seien bei solchen Grossveranstaltungen allerdings schwer zu schätzen, hiess es. Die Polizei verwende Aufnahmen von Überwachungskameras und Polizeihubschraubern.

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Rund 5000 Menschen nahmen an einer Gegendemonstration teil. Bild: keystone

Zusammenstösse mit der Polizei

Bereits kurz nach Mittag waren die Strassen im Zentrum Londons voller Menschen mit Flaggen - auch die Englands, die ein rotes Kreuz auf weissem Grund zeigt. Sprechchöre gegen den britischen Premierminister Keir Starmer waren laut Sky zu hören. Thema war auch das Attentat auf den ultrakonservativen US-Aktivisten Charlie Kirk, manche Demonstranten hielten Banner im Gedenken an ihn hoch.

Nicht überall blieb es bei der Demo unter dem Motto «Unite the Kingdom» friedlich. An mehreren Stellen kam es zu Zusammenstössen mit der Polizei, dabei gab es auch Verletzte, wie auf Bildern zu sehen ist. Eine Gruppe von Protestierenden hätte Beamte mit Projektilen angegriffen, schrieb die Polizei auf X. 26 Polizeibeamte seien im Zuge der Demo verletzt worden, vier davon schwer, teilte die Met Police mit. Viele Menschen hätten die Anweisungen der Polizei ignoriert und teils etwa versucht, in gesperrte Bereiche zu gelangen. Einsatzkräfte seien bei dem Versuch, den Weg zu versperren, mit Tritten und Schlägen attackiert worden.

Mehrere Menschen wurden im Laufe des Nachmittags festgenommen, die Polizei sei mit «inakzeptabler Gewalt» konfrontiert worden, hiess es. Im Laufe des Nachmittags habe man zusätzlich Einsatzkräfte mit Schutzausrüstung sowie Polizeipferde anfordern müssen.

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Polizisten auf Pferden wurden aufgeboten, um die Demonstranten daran zu hindern, Absperrungen zu durchbrechen. Bild: keystone

Die Zahl der Teilnehmer war den Angaben nach deutlich höher als von den Organisatoren geschätzt. Flaschen, Bengalische Feuer und andere Gegenstände wurden demnach geworfen. Viele seien mit der Absicht gekommen, Gewalt auszuüben, sagte Assistant Commissioner Matt Twist laut Mitteilung. 25 Festnahmen gab es den Angaben nach bis zum Abend. Man wolle jedoch weitere Personen identifizieren, die an den Ausschreitungen beteiligt gewesen seien

Geplant war noch eine Kundgebung im Regierungsviertel in Westminster, darunter als Redner auch der ehemalige Stratege von US-Präsident Donald Trump, Steve Bannon, wie die Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Robinson berichtete.

Elon Musk virtuell dabei

Neben dem Marsch durch das Zentrum Londons gab es auch eine Kundgebung im Regierungsviertel. Als Redner per Video zur Kundgebung zugeschaltet wurde Tech-Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk. Die britische Öffentlichkeit habe «Angst, ihre Meinungsfreiheit auszuüben», sagte er dabei unter anderem laut der Nachrichtenagentur PA. Die BBC sei «an der Zerstörung Grossbritanniens mitschuldig». Auch Themen wie Migration und den Brexit schnitt Musk demnach an.

Zu der Demo in London reisten mehrere rechte Politiker und Aktivisten aus Europa an, darunter auch der AfD-Europaabgeordnete Petr Bystron.

Robinson begleitete die Demonstration und Kundgebung mit einem Livestream und zahlreichen Beiträgen auf der Plattform X. Mehrmals rief er die Teilnehmer der Demo dazu auf, friedlich zu bleiben. Immer wieder sprach er dabei von Millionen «britischen Patrioten», die «gegen den Abbau unserer Meinungsfreiheit» auf den Strassen unterwegs seien.

Umstrittene Figur in Grossbritannien

Tommy Robinson, der eigentlich Stephen Yaxley-Lennon heisst, ist einer der bekanntesten Rechtsextremen Grossbritanniens und höchst umstritten. Der frühere Chef der rechtsextremen Vereinigung English Defence League ist bekannt für seine islamfeindlichen Aktivitäten.

epa12157067 Political activist Tommy Robinson arrives at Westminster Magistrates Court in London, Britain, 05 June 2025. Robinson is to appear in court charged with harassment of two journalists betwe ...
Falsche Behauptungen verbreitet: Rechtsextremist Robinson.Bild: keystone

Erst im Oktober 2024 musste Robinson in Haft. Trotz einer gerichtlichen Unterlassungsverfügung hatte er falsche Behauptungen über einen syrischen Flüchtling verbreitet. Monate später wurde er wieder entlassen. (sda/dpa)

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Banksy in London
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Banksy in London
Das Bild des Steinbocks tauchte als Erstes auf.
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Tierrechtsaktivisten verwüsten London bei Protestaktion – auch Kritik aus eigenen Reihen
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180 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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KeinBockaufOligarchen
13.09.2025 18:34registriert September 2025
Wir können so tun als wäre es nur England und als ginge es um Brexit. Wir können so tun als seien Franzosen ewige Revoulutionäre . Wir können so tun als wären alle Italiener Faschisten und alle Amerikaner durchgeknallte MAGAs.

Oder wir stellen uns der endlich der Tatsache dass der Neoliberalismus unsere Gesellschaften zerstört hat.
Dass Trickle down nicht funktioniert. Und dass man uns jahrelang Billigmigranten, etwa aus dem Maghreb als bedüftige Flüchtlinge aus Syrien verkauft hat, während echte Kriege wie in Kongo/Sudan nicht mal mehr erwähnt werden.
Lügen, nur damit die Wirtschaft brummt.
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Die Welt von morgen
13.09.2025 18:41registriert Mai 2025
Vor zwei Wochen hab ich in London die richtige Metrohaltestelle verpasst. Anstatt beim White Tower bin ich bei Whitechapel ausgestiegen.
Zuerst dachte ich die drehen den neuen Harry Potter, überall diese Dementoren mit den langen schwarzen Gewändern, dann ist mir aufgefallen dass die andere Hälfe der Leute aussieht wie irgendwelche Talibans…

Irgendwie kann ich den Frust der Demonstranten verstehen.
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Fred_64
13.09.2025 17:17registriert Dezember 2021
Die Rechten wollten doch GB aus der EU führen und haben gewonnen.
Sie wollten nicht mehr von der EU gegängelt werden und selber bestimmen, was sie wollen. Nun bestimmen sie selber, mehrheitlich sogar die Konservativen, und sie sind immer noch nicht zufrieden.
Könnte es einfach sein, dass die Rechten sich wieder mal massvoll, äh masslos verschätzt haben und nun einen Schuldigen brauchen.
Sie waren es eher nicht, den Einsicht wäre die 1. Form von Bildung!
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