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Iran

Iran: Studierende haben genug von Geschlechtertrennung – Regime reagiert

Studierende in Teheran haben genug von getrennten Geschlechtern – Regime schlägt zurück

24.10.2022, 13:2024.10.2022, 16:22
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Im Iran haben Studierende an verschiedenen Universitäten ihren Protest gegen den repressiven Führungskurs des Landes fortgesetzt.

Proteste in der Mensa der Sharif-Universität in Teheran.
Junge Frauen und Männer tanzen und protestieren gemeinsam in der Mensa der Sharif-Universität in Teheran.Bild: twittern.com/ Emily Schrader

An mehreren Hochschulen der Hauptstadt Teheran zeigten junge Frauen und Männer am Montag ihren Unmut gegen das islamische Regierungssystem, wie iranische Medien berichteten.

Bei einem Vortrag an einer Technischen Universität wurde Irans Regierungssprecher Ali Bahadori Dschahromi von Studierenden ausgebuht. «Hört mir zu, hört mir zu», rief Dschahromi, wie die Zeitung «Shargh» berichtete. Mehrfach waren in einem Video auch die Rufe «Tod dem Diktator» zu hören. Der Regierungssprecher suchte zunächst den Dialog, verliess aber schliesslich die Universität. «Zisch ab», rief die Menge.

An der renommierten Scharif-Universität setzten sich Studierende der obligatorischen Geschlechtertrennung an einer Kantine zur Wehr. Auf Bildern in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Frauen und Männer auf dem Campus bei einem Picknick gemeinsam beisammen sassen. Die Mensa der Universität war von der Unileitung geschlossen worden, nachdem am Wochenende bereits Studierende die obligatorische Geschlechtertrennung missachteten. Viele Frauen legten dort auch ihr Kopftuch ab.

Als Reaktion darauf riegelten Anhänger der Basidsch-Milizen den Eingang der Kantine in Teheran ab. Schliesslich sollen die Studierenden die Barrikaden wieder entfernt haben. Als Reaktion auf den Vorfall kündigte der Vorstand der Universität an, die beteiligten Studierenden einer Kommission zu melden. Ihnen drohen nun Strafen wegen der Verstösse gegen die Geschlechtertrennung.

Eine Dozentin der Uni Teheran veröffentlichte auf Twitter unterdessen ein Foto, das sie ohne Kopftuch zeigte. «Wir werden nicht zurückkehren», schrieb Mona Chatami. Studierende an der Universität bestätigten die Echtheit des Accounts.

Vor wenigen Wochen waren auf dem Campus der Scharif-Universität Proteste von Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen worden. Polizisten und Milizen riegelten den Campus zwischenzeitlich ab. Die Stimmung war seitdem angespannt. Die Hochschulleitung setzte Veranstaltungen in Präsenz danach für einige Zeit aus.

Auslöser der systemkritischen Proteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamischen Herrschaftssystem. (sda/dpa)

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kommissar Rizzo
24.10.2022 13:40registriert Mai 2021
Wünsche den (vor allem) Frauen weiter viel Kraft und Mut!
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der/die Waldpropaganda
24.10.2022 13:56registriert September 2018
Es brodelt im Iran und das ist gut so. Ein Regimesturz wäre vorallem fr die Frauen von grosser Bedeutung. Schöner Nebeneffekt wäre, Putin würde wohl sein grösster Partner verlieren (China ausgenommen, da sie selber eher ein Spiel mit Russöand spielen).
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Lolita
24.10.2022 13:41registriert März 2020
Wow das ist toll!
Mutig und gut, weiter ihr jungen Leute.
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