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Skandal-Video in UK: Israelische Botschaft will unliebsame Politiker absägen

Der israelische Botschaftsangestelle Shai Masot in einem Londoner Restaurant (2016).
Der israelische Botschaftsangestelle Shai Masot in einem Londoner Restaurant (2016).screenshot via al jazeera

Skandal-Video: Israelische Botschaft will unliebsame britische Politiker loswerden

09.01.2017, 11:0909.01.2017, 21:36
Kian Ramezani
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Ein heimlich aufgenommenes Video sorgt im politischen Betrieb Grossbritanniens für viel Unmut. Ein Investigativreporter von Al Jazeera hat die parlamentarische Gruppe «Conservative Friends of Israel» infiltriert und im Rahmen seiner verdeckten Recherchen eine erstaunliche Unterhaltung zwischen einem Mitarbeiter der israelischen Botschaft (Shai Masot) und der Stabschefin eines britischen Abgeordneten (Maria Strizzolo) gefilmt:

Shai Masot: «Kann ich Ihnen eine Liste von Abgeordneten geben, die wir gerne demontiert hätten?»

Maria Strizzolo (lacht nervös): «Tja, wissen Sie, wenn man lange genug hinsieht, gibt es sicher etwas, das sie zu verstecken haben.»

Shai Masot: «Ja, es gäbe da ein paar Abgeordnete.»

Maria Strizzolo: «Dann lassen Sie uns darüber sprechen.»

Shai Masot (zum verdeckten Reporter, der ebenfalls am Tisch sitzt): «Sie weiss, welche Abgeordnete ich demontieren will.»

Maria Strizzolo: Eine Erinnerung wäre gut.

Shai Masot: «Der stellvertretende Aussenminister [Sir Alan Duncan].»

Alan Duncan ist beileibe kein Feind Israels, sondern unterstützt dessen Existenzrecht, bezeichnet Siedlungen im besetzten Westjordanland aber als «kontinuierlich wachsenden Schandfleck auf der Erdoberfläche». Die Situation in Hebron, wo tausende israelische Soldaten eine jüdische Enklave in der mehrheitlich muslimischen Stadt abschotten, vergleicht er mit Apartheid.

Die israelische Botschaft in London bemühte sich nach der Veröffentlichung des Videos am Sonntag umgehend um Schadensbegrenzung und entschuldigte sich via Twitter. Die Aussagen ihres Mitarbeiters seien «völlig inakzeptabel» und seine Anstellung in der Botschaft würde «bald enden». Das britische Aussenministerium nahm die Entschuldigung zur Kenntnis und sagte, sie betrachte die «Angelegenheit als erledigt».

Britische Oppositionspolitiker allerdings wollen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Emil Thornberry, der Schatten-Aussenminister der Arbeiterpartei nennt die Aussagen des Botschaftsangestellten «extrem verstörend» und verlangt eine Untersuchung wegen politischer Einmischung. Alex Salmond von der schottischen Unabhängigkeitspartei will Masot unverzüglich ausweisen.

Für die Regierung von Premierministerin Theresa May könnte die Angelegenheit tatsächlich noch nicht gegessen sein, auch wenn der fehlbare Botschaftsmitarbeiter das Land bald verlässt und seine «Komplizin» Strizzolo offenbar am Sonntag von ihrem Amt in der Konservativen Partei zurückgetreten ist. Das Video ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einer vierteiligen Serie «The Lobby», in der Al Jazeera Beweise präsentieren will, mit welch dreisten Methoden die israelische Regierung Einfluss auf die britische Politik nehmen will. Die erste Folge wird am kommenden Sonntag ausgestrahlt.

Al Jazeera Investigations: The Lobby.Video: YouTube/Al Jazeera English

In Israel selbst hat die Affäre bislang wenig Staub aufgewirbelt. Die Verurteilung des Soldaten Elor Azaria, der Terroranschlag in Jerusalem und vor allem die Untersuchung gegen Regierungschef Benjamin Netanjahu dominieren die Schlagzeilen. Für die linksliberale «Haaretz» ist Shai Masot nichts weiter als ein Grossmaul mit überschaubarem Talent, der niemals in einer Botschaft arbeiten sollte. Doch die professionellen diplomatischen Standards hätten in der Ära Netanjahu gelitten, so die Tageszeitung.

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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gnp286
09.01.2017 12:07registriert Oktober 2016
So, und jetzt stellt euch mal vor dass viele Interessengruppen (Banken, Versicherungen, Rüstung, Agrar, Sozialsektor, Staaten, ...) solche Lobbyisten haben. Ein Wunder, dass der Politbetrieb überhaupt noch funktioniert mit derart viel Einmischungen und dazwischenfunken...
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Hierundjetzt
09.01.2017 11:40registriert Mai 2015
Lieber Israleisches Aussendepartement, Euch ist schon bewusst, dass mit solchen Aktionen die Unterstützung der europäischen Bevölkerung schwindet.

Und: wir sind es die, die Politiker wählen, Produkte aus den besetzten Gebieten kaufen (oder in Zukunft nicht mehr)

Ihr habt die Kontrolle über Euer Handeln komplett verloren. In einer Krisensituation. Das muss man zuerst noch hinkriegen. Kompliment.
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