Wer Ferien auf Sizilien verbringen möchte, erreicht die Insel am einfachsten per Flugzeug. Besucherinnen und Besucher, die vom italienischen Festland kommen und nicht zufällig ein Amphibienfahrzeug besitzen, fahren mit der Fähre. Damit könnte bald Schluss sein, denn eine neue Brücke soll gebaut werden.
Dass das Vorhaben bei einigen ein Déjà-vu auslöst, ist kein Zufall: Der Plan einer Brücke vom italienischen Festland nach Sizilien ist nicht neu. Selbst die Römer sollen schon Pläne von aneinandergebundenen Booten entwickelt haben, um die Strasse von Messina zu überqueren – daraus wurde allerdings nichts.
Im Laufe der Geschichte kamen immer wieder Ideen auf, einige davon waren realistischer als die aneinandergebundenen Boote. Auch im Jahr 2009 gab es neue Pläne, das italienische Festland mit Sizilien zu verbinden – 2013 wurde das Vorhaben endgültig gestoppt.
Aber ganz vom Tisch scheint die Idee nicht gewesen zu sein: Eine anonyme Quelle verriet der Nachrichtenagentur «Reuters», dass die italienische Regierung noch diese Woche grünes Licht für ein milliardenschweres Projekt geben wolle, das Sizilien mit dem Festland verbindet. Die Sitzung des wirtschaftlichen Planungsausschusses CIPESS soll laut der Quelle spätestens am 7. August stattfinden.
Mit dieser Brücke könnten Rekorde gebrochen werden: sie soll 3,6 Kilometer lang und somit die längste Hängebrücke der Welt werden. Geplant sind dabei nicht nur Strassen-, sondern auch Eisenbahnverbindungen.
Das könnte den Verkehr nach Sizilien ordentlich ankurbeln: Bis zu 6000 Fahrzeuge sollen pro Stunde über die Brücke fahren können, 200 Züge am Tag. Dabei soll sie Windgeschwindigkeiten von 300 km/h aushalten und Erdbeben der Stärke 7,5.
Es gibt auch Stimmen, die das grosse Bauprojekt kritisieren, wie SRF berichtet. Kritikerinnen und Kritiker stellen unter anderem die Erdbebensicherheit infrage. Laut ihnen sind allerdings nicht nur Menschenleben gefährdet, sondern auch die Artenvielfalt. Zudem wird bemängelt, dass die mehr als 13 Milliarden Euro, die für das Projekt eingeplant werden, auch sinnvoller genutzt werden könnten.
Wer sich jetzt darauf freut, den Weg vom italienischen Festland nach Sizilien in Zukunft deutlich schneller zurückzulegen, muss sich noch ein wenig in Geduld üben: Der Baustart könnte noch in diesem Jahr beginnen, 2032 soll die Brücke laut aktuellem Plan fertiggestellt werden.
Man könnte im Titel ruhig erwähnen, dass diese Brücke auch für Züge genutzt werden soll. Zusammen mit der Verlängerung der Hochgeschwindigkeitslinie von Neapel nach Süditalien und der neuen HGV Linie von Palermo nach Catania eine sehr sinnvolle Sache.
Also was Bahnprojekte angeht macht Italien einiges richtig.