Mega-Brücke nach Sizilien: Italiens Rechnungshof bremst Melonis Prestigeprojekt
Eine Verbindung zwischen dem italienischen Festland und Sizilien – der grössten Insel im Mittelmeer – ist kein neues Streben. Bereits die antiken Römer sollen versucht haben, die Insel mithilfe einer Art Schiffsbrücke mit dem italienischen Festland zu verbinden.
Im August dieses Jahres beschloss die italienische Regierung den Bau einer ebensolchen Verbindung über die Strasse von Messina und legte den Baustart auf den November.
Nun muss das Projekt aber einen herben Rückschlag verkraften: Der italienische Rechnungshof blockiert den Baustart, wegen Bedenken bezüglich der Finanzierung der Brücke und der Einhaltung von EU-Wettbewerbsregeln. Die detaillierte Begründung des Urteils werde innerhalb von 30 Tagen veröffentlicht, gab der Rechnungshof bekannt. Besonders kritisch sei aber, dass die Kosten von ursprünglich 3,8 Milliarden Euro im Jahr 2005 auf inzwischen 13,5 Milliarden gestiegen seien.
Jahrzehntelanges Politikum
Im neuzeitlichen Italien ist das Projekt seit den 1960er-Jahren ein Politikum. Nach mehreren gescheiterten Anläufen unter Premierminister Berlusconi wurde das Projekt 2013 beerdigt, bevor es 2023 von der neuen Regierung unter Premierministerin Giorgia Meloni erneut aufgegriffen wurde. Im vergangenen August wurde dann das 13,5 Milliarden Euro teure Bauvorhaben vom italienischen Kabinett genehmigt.
Prunkstück des Projekts, genannt CIPESS, wäre die längste Hängebrücke der Welt gewesen. Die rund 3,7 Kilometer lange Brücke sollte drei Fahrspuren je Richtung sowie zwei Bahngleise inkludieren und Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 km/h sowie Erdbeben der Stärke 7,5 trotzen können.
Regierung gibt sich kämpferisch
Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni verteidigte den geplanten Bau am Donnerstagabend in einem Interview mit RAI 1: «Wir werden auf die Einwände des Rechnungshofes reagieren. Klar ist jedoch: Das Ziel bleibt der Bau der Brücke, ein strategisches Projekt, das weltweit ein einzigartiges technisches Werk sein wird.»
Auch Infrastrukturminister Matteo Salvini äusserte sich: «Wir warten auf die Begründung des Rechnungshofs, sind aber überzeugt, auf jeden einzelnen Punkt ruhig und sachlich antworten zu können. Ich hätte gerne im November mit den Bauarbeiten begonnen, wir werden damit erst im Februar starten können.»
Meloni, Salvini und weitere führende Regierungsmitglieder kritisierten die Entscheidung des Rechnungshofs und bezeichneten sie als weiteres Beispiel für eine Überschreitung der Befugnisse der Justiz und einen Eingriff in die Politik. (ear mit Material sda)


