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Polizei muss Klimaaktivistin von Strasse flexen – spezieller Klebstoff

Die Klimakleber sind nur noch mit der Flex von der Strasse zu befreien

Neuer Tag in Berlin, neue Blockaden der «Letzten Generation». Die Ordnungshüter mussten dabei eine Klimaaktivistin mit schwerem Gerät befreien. Und auf dem Flughafen gab es eine Sprühaktion.
05.05.2023, 19:1805.05.2023, 20:11
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Ein Artikel von
t-online

Am Freitagmorgen musste die Berliner Polizei erneut mit schwerem Gerät eine Klimakleberin der «Letzten Generation» von der Strasse befreien. An der Prenzlauer Allee Ecke Danziger Strasse kam dafür unter anderem eine Flex zum Einsatz. Eine Aktivistin hatte sich dort auf der Fahrbahn festgeklebt.

Auf Videos eines T-Online-Reporters ist zu sehen, wie die Fahrbahn teilweise von zwei Polizeibeamten aufwändig aufgeflext wird. Sie versuchen zudem, die Strasse mit Hammer und Meissel aufzubrechen. Ein dritter Beamter hält eine Decke zum Schutz vor die Klimaaktivistin.

Was für einen Kleber nutzen die Aktivisten?

Wie ein Polizeisprecher am Vormittag zu T-Online sagte, war dies am Freitag der einzige Ort, an dem ein Aktivist freigeflext werden musste. In den vergangenen Tagen kam es in der Hauptstadt allerdings zu ähnlichen Situationen.

Das hat damit zu tun, dass die Aktivistin häufig nicht mehr nur auf Sekundenkleber zurückgreifen, der mit Speiseöl aufgelöst werden kann. Sie setzen nun ein Selbstlaborat ein, um sich festzukleben. Das bestätigte der Polizeisprecher zu T-Online: «Dabei handelt es sich um eine Art Klebe-Sand-Harz-Mischung». Auch die «B.Z.» hatte darüber berichtet.

Was genau diese Mischung beinhaltet, konnte der Polizeisprecher nicht sagen. Fest steht: Die Lösung ist deutlich schwerer löslich als Sekundenkleber.

Die Polizei beunruhigt das angeblich nicht: «Wir sind gut darauf vorbereitet», so der Sprecher. Man verbessere sich im Verlauf der Aktionen der «Letzten Generation» stetig. Die Mischung sei bereits im vergangenen Jahr teilweise verwendet worden.

Seit Wochen sind in Berlin Hunderte Polizeibeamte wegen der «Letzten Generation» im Einsatz. Am Freitagmorgen kam es an insgesamt zehn Orten in der deutschen Hauptstadt zu Blockaden der Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten. In den vergangenen Tagen klebte sich die «Letzte Generation» unter anderem auf Autobahnen fest.

Ebenfalls am Freitag ist die «Letzte Generation» auf das Gelände des Flughafens Berlin (BER) eingedrungen, wie Bundespolizei auf Anfrage von T-Online bestätigte.

Klimaaktivisten besprühen Privatflugzeug

Aktivisten auf dem Areal des Flughafens Berlin (BER): Ein Flugzeug wurde mit Farbe besprüht.
Aktivisten auf dem BER-Gelände: Ein Kleinflugzeug wurde mit Farbe besprüht.Screenshot: Twitter/Letzte Generation

Die Aktivisten streamten die Aktion zeitweise live auf Twitter. In einem dort veröffentlichten Video ist zu sehen, wie zwei Aktivisten ein Flugzeug mit oranger Farbe besprühen. Flughafenmitarbeiter sind schnell vor Ort und ziehen die Aktivisten vom Flugzeug weg.

Die Sprecherin der Bundespolizei sagte, dass auch die Polizei vor Ort sei und sich um die Aktion kümmere. Die genauen Umstände der Aktion waren zunächst unklar. Später sagte ein anderer Sprecher der Bundespolizei, dass die beteiligten Aktivisten vorläufig festgenommen worden seien.

Die «Letzte Generation» verschickte eine Pressemitteilung zu der Aktion. Darin heisst es, dass die Aktivisten mit zwei Drahtzangen einen Zaun durchschnitten hätten und so auf das Flughafengelände gelangten. Mehrere Personen mit Warnwesten seien über das Strassennetz des Flughafens zum Privatjet-Terminal des Flughafens gefahren. Dort hätten sie dann mit präparierten Feuerlöschern Privatjets mit Farbe besprüht. Im Video ist nur ein betroffenes Flugzeug zu sehen.

Eine Sprecherin des BER bestätigte auf Anfrage ebenfalls, dass Unbefugte auf das Gelände eingedrungen seien. Der Flugverkehr sei dadurch nicht beeinträchtigt.

Schweizer Klimaaktivisten wegen Aufruf zur Dienstverweigerung vor Gericht
Das Bundesstrafgericht in Belinzona urteilt am Freitag über drei Klimaaktivisten, die auf der Website des Klimastreiks und gegenüber den Medien zur Verletzung der Militärpflicht aufgerufen haben. Die Bundesanwaltschaft hatte die drei zu bedingten Tagessätzen verurteilt. Dieses Urteil haben sie angefochten.

Die drei Waadtländer im Alter von 21, 23 und 32 Jahren wurden Anfang Dezember 2022 wegen Aufforderung und Verleitung militärischer Dienstpflichten schuldig gesprochen. Sie wurden zu 50 bis 60 Tagessätzen auf Bewährung verurteilt mit Beträgen zwischen 10 und 50 Franken pro Tag. Dagegen haben sie Rekurs eingelegt.

Konkret wirft die Bundesanwaltschaft den drei Aktivisten vor, im Mai 2020 auf der Klimastreik-Website einen Artikel mit dem Titel «Ich boykottiere die Armee» veröffentlicht zu haben. Darin riefen sie dazu auf, «wegen ethischer, ökologischer und sozialer Verantwortung» nicht Militärdienst zu leisten oder die Militärsteuer nicht zu zahlen.
(sda)

Quellen

(t-online/dsc)

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74 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ScottSterling
05.05.2023 21:02registriert Juni 2018
Vielleicht eine doofe Frage... Aber warum lässt man mal nicht 1, 2 der Kleber kleben und löst die anderen, so dass der Verkehr einigermassen fliesst? Mal schauen, wie sie sich dann lösen, wenn die Notdurft ruft, der Hunger gross wird oder es einfach unbequem wird.
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Dubox
05.05.2023 20:53registriert Dezember 2015
Dank diesen Aktivisten wird auch die nächste Klimaabstimmung krachend scheitern. Leider.
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Liebu
05.05.2023 20:07registriert Oktober 2020
Später sagte ein anderer Sprecher der Bundespolizei, dass die beteiligten Aktivisten vorläufig festgenommen worden seien.

Das praktische ist, man muss sie gar nicht in eine Zelle stecken, sondern kann sie einfach auf der Wache wieder festkleben. 😉
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