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Regierungssturz in Frankreich zeigt wie unbeliebt Emmanuel Macron ist

French President Emmanuel Macron visits the restored interiors of the Notre-Dame de Paris, Friday Nov. 29, 2024, in Paris. (Stephane de Sakutin, Pool via AP)
Bleibt Emmanuel Macron, kommt Marine Le Pen.Bild: keystone
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Macron ist das Problem

Der Regierungssturz in Frankreich zeigt vor allem, wie unbeliebt Präsident Emmanuel Macron ist. Erkennt er den Ernst der Lage nicht, droht ganz Europa ein böses Erwachen.
05.12.2024, 06:37
Stefan Brändle, Paris / ch media
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Als wäre nichts: Mit blütenweissem Hemd und strahlendem Lachen besuchte Emmanuel Macron am Donnerstag eine Oase in Saudi-Arabien, wo er sich gerade zum Staatsbesuch aufhält. Im 4000 Kilometer entfernten Paris trat derweil die Nationalversammlung zusammen, um der Regierung des Präsidenten das Vertrauen zu entziehen und Premier Michel Barnier seinerseits in die Wüste zu schicken – in seinem Fall nur bildhaft gesprochen.

Doch wie König Ludwig vor der Revolution von 1789 sieht der Präsident nicht, was auf Frankreich zukommt. Nach den verpatzten Neuwahlen von Juni und dem Regierungssturz in dieser Nacht läuft alles auf einen baldigen Machtantritt politischer Extremisten hinaus: Marine Le Pen auf der rechten Seite oder Jean-Luc Mélenchon auf der linken Seite.

Der französische Präsident erkennt nicht, wie unpopulär und politisch isoliert er ist, und wie sehr es Le Pen und Mélenchon eilt. Der nächste Regierungssturz ist programmiert, und irgendwann wird es auch für Macron zu viel sein. Er müsste einen verantwortungsvollen Nachfolger oder eine Nachfolgerin aufbauen, er müsste die moderateren Parteien in eine Allianz führen. Nichts von dem geschieht. Und je länger Macron im Elysée-Palast verharrt, desto stärker wird die radikale Opposition rechts oder links – beide wirtschaftsfeindlich und putinfreundlich, beide verheerend für das ohnehin geschwächte Europa.

Macron sieht die Gefahr nicht. Er merkt nicht, dass er, der grosse Problemlöser von 2017, heute selbst das Problem ist. (aargauerzeitung.ch/lyn)

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79 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Franz Ferdinand
04.12.2024 23:04registriert November 2020
Ob er das Problem nicht sieht, bezweifle ich. Ich glaube, es ist einfach eine Scheisslage, wenn man zwischen Pest und Cholera steht. Diese Extremisten ignorieren willentlich, welche geostrategische Rolle Frankreich und Europa haben muss, damit es überhaupt noch ein freies Frankreich gibt, da hat Macron ziemlich klar Rückgrat gezeigt. Aber eben, so wie es scheint, wollen sehr viele Wähler lieber in Unfreiheit leben.
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x%8Tz*3GsUf3
04.12.2024 23:14registriert Dezember 2020
Und was sehen die Artikelverfasser hier denn als Lösung? Nachgeben und Extremlinks oder Extremrechts zujubeln? In diesem Theater kommt er mir noch am vernünftigsten vor. Frankreich hasst immer seine Führung. Aber gewählt ist er, nicht ein Anderer, und das für eine definierte Zeit. Ich bin Team Macron
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MartinZH
04.12.2024 23:25registriert Mai 2019
Macron IST NICHT das Problem. Das Problem ist die Zersplitterung von ganz, ganz vielen Parteien in FR, die sich auf keinen einheitlichen Kurs festlegen können. Und das althergebrachte politi. System in FR tut sein Übriges.

Man kann an Macron natürlich ganz viel kritisieren. Aber er ist noch immer der "Garant", dass FR demokratisch funktioniert, und dass die Rechts- und Linkspopulisten nicht schon längst das Ruder übernehmen konnten.

Die franz. Politik war schon immer "wild" und von extremen Kräften – von rechts und links – beherrscht. Europa kann aber froh sein, dass Macron noch immer steht.
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