Seit Monaten zerstören russische Raketen und Drohnen ukrainische Spitäler, Baumärkte und Einrichtungen der Stromversorgung. Manchmal feuern die Russen ein zweites Geschoss auf ein Ziel, das kurz zuvor schon von einer ersten Rakete getroffen wurde – um die inzwischen herbei geeilten Feuerwehrleute und Rettungskräfte zu töten.
Klarer kann Moskau nicht unter Beweis stellen, dass es so Zivilisten und nicht Militärs treffen will. Terrorangriffe dieser Art sollen die ukrainische Bevölkerung demoralisieren und zum Aufgeben bewegen.
Ausser ein paar lahmen Verurteilungen kommt da kaum etwas. Einzig das kleine Rumänien, in dessen Norden immer mal wieder russische Kampfdrohnen explodieren, will der Ukraine nun eines seiner Flug- und Raketenabwehrsysteme vom Typ Patriot schenken.
Zugleich verweigern die USA Kiew immer noch die Erlaubnis, amerikanische Lenkwaffen im russischen Hinterland einzusetzen. Also zum Beispiel die Basen jener Flugzeuge anzugreifen, die jeweils ihre todbringenden Raketen auf die Ukraine abschiessen. Während Moskau praktisch alles einsetzt, was ihm zur Verfügung steht, müssen die Ukrainer mit einer Hand am Rücken kämpfen.
Nach wie vor herrscht im Westen die Angst vor, Putin zu provozieren und den Konflikt zu eskalieren. Dabei zeigt gerade die ukrainische Invasion der russischen Region Kursk, dass Putins rote Linien und die Drohungen seiner Lakaien gegen den Westen leere Worte sind.
Die Erkenntnis, dass das Akzeptieren russischer Kriegsverbrechen einer Einladung für Putin gleichkommt, weitere und vielleicht noch schlimmere Schandtaten zu begehen, hat sich in Europa immer noch nicht durchgesetzt. Das Ausbleiben einer geharnischten Reaktion signalisiert dem Kreml die Schwäche Europas und der USA.
Da wäre zum Beispiel die Diskussion in Polen, wie das Land auf die russischen Lenkwaffen reagieren soll, die manchmal die polnische Grenze überfliegen. Warschau will nun Drohnen und Raketen, die sich seinem Staatsgebiet nähern, schon über ukrainischem Boden abschiessen. Die NATO findet das keine gute Idee.
Und auch im Fall von Rumänien, auf dessen Territorium immer wieder russische Drohnen landen, sieht die NATO keinen bewussten Angriff Russlands. Wenn man so denkt und spricht, braucht man sich nicht zu wundern, wenn sich Moskau am Ende ermuntert fühlt, Spionagedrohnen über Norddeutschland fliegen zu lassen – wie das erst kürzlich geschehen ist. Was kommt wohl als Nächstes?
Wer solche Provokationen ungestraft lässt, lädt den Kreml ein, seinen hybriden Krieg gegen Europa auszuweiten. Vieles deutet darauf hin, dass diese Ausweitung bereits im Gang ist. Die feige Haltung der Deutschen und anderer Europäer gefährdet so den Frieden.
(aargauerzeitung.ch)
Gut, wir Schweizer sitzen in einem Zuckerglashaus, da braucht man keinen Stein zu werfen..