Am 9. Februar stehen im Kosovo Parlamentswahlen an. Die seit 2021 regierende Partei Vetevendosje (auf Deutsch: «Selbstbestimmung») von Premierminister Albin Kurti gilt als grosser Favorit.
Wie viel die Schweiz mit all dem zu tun hat und alles, was du sonst zu den Wahlen im Kosovo wissen willst, erfährst du hier.
Insgesamt 27 Parteien und Bündnisse mit 1279 Kandidatinnen und Kandidaten kämpfen um 120 Parlamentssitze.
Wahlbeobachterinnen und Wahlbeobachter rechnen damit, dass die vier grössten Parteien den Grossteil der Stimmen unter sich ausmachen werden. Dies sind:
Rund ein Drittel der Wahlberechtigten des Kosovos lebt im Ausland, auch die Diaspora in der Schweiz (rund 250'000) wird für den Ausgang der Wahlen eine entscheidende Rolle spielen. Bei den letzten Wahlen unterstützten rund 3 von 4 Kosovo-Albern im Ausland die Partei von Premier Kurti.
Die seit 2021 regierende links-nationale Partei Vetevendosje ist auch heuer Favoritin bei den Parlamentswahlen. Gemäss Umfragen wollen rund 52 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme erneut für die Bewegung von Premier Kurti abgeben.
Die Regierungspartei hofft, dass am Sonntag eine halbe Million Wähler sich für sie entscheidet. 2021 sicherte sich Vetevendosje mit rund 440'000 Stimmen 58 der 120 Parlamentssitze.
«Wir müssen die gute Arbeit fortsetzen, wir brauchen Wirtschaftswachstum, soziale Umverteilung, Souveränität und die Kontrolle über das ganze Staatsgebiet», fasst Kurti seine Ambitionen gegenüber dem SRF zusammen.
Doch Vetevendosje und Kurti stehen auch in der Kritik. Zwar wird der Partei der zum Teil erfolgreiche Kampf gegen die grassierende Korruption angerechnet, der Umgang mit serbischen Minderheiten wird allerdings immer wieder kritisiert.
Trotzdem kann die aktuelle Regierung einige Erfolge vorweisen. So ist die Arbeitslosigkeit von 25 Prozent im Jahr 2020 auf knapp 11 Prozent gesunken. Und während das Bruttoinlandprodukt zunahm, konnte die Inflation gesenkt werden.
Die grösste Konkurrenz der LVV kommt aus dem konservativen Lager: Sowohl die PDK als auch die LDK wollen zurück an die Macht. Gemäss Umfragen kommt die PDK auf gut 19 Prozent, die LDK auf rund 15 Prozent und der AAK-Nisma auf 8 Prozent.
Sowohl die PDK als auch die LDK haben schweiz-kosovarische Kandidaten auf die Liste gesetzt.
Bei der LDK ist es der Zürcher Unternehmer Ramadush Emini, bei der PDK ist es Ragip Xhaka, der Vater der beiden Schweizer Fussballer Taulant und Granit Xhaka.
Xhaka sagt gegenüber SRF, dass er seine Verbindung zur Schweiz in die kosovarische Politik einbringen will: Er wolle «eine Brücke sein zwischen dem Kosovo und der Schweiz», eine Stimme für alle in der Schweiz lebenden Landsleute, und so «all jenen helfen, welche im Kosovo investieren wollen.»
Xhaka wird bei der PDK auf dem Listenplatz 34 kandidieren – die gleiche Nummer, die seine beiden Söhne auf dem Trikot tragen.
Ebenfalls kandidieren wird Ramadush Emini von der LDK. Der Zürcher Unternehmer möchte seine Erfahrungen als Schweizer Geschäftsführer im kosovarischen Parlament einbringen. Vor allem im Bildungssystem sieht er Chancen: «Das System in der Schweiz ist eines der besten, das will ich auch im Kosovo integrieren», sagt er gegenüber SRF. Und auch er will Investitionen im Kosovo fördern.
Beide Kandidaten haben bereits betont, dass sie im Falle einer Wahl ihren Wohnsitz in der Schweiz behalten werden.
Rund 50'000 Serbinnen und Serben wohnen im nördlichen Kosovo, die meisten von ihnen sehen Belgrad – und nicht Pristina – als «ihre Hauptstadt» an. Serbien anerkennt den Kosovo bis heute nicht als souveränen Staat.
Serbien unterstützt im Wahlkampf denn auch die Serbische Liste (SL). Sie ist die stärkste Partei der Serbinnen und Serben im Kosovo, hat seit rund zehn Jahren das Sagen in den von ihnen bewohnten Gebieten Kosovos und gilt als verlängerter Arm Belgrads. Ende 2024 versuchte die Partei Kurtis, die SL von den Wahlen auszuschliessen, allerdings vergeblich.
Die SL ist allerdings nicht mehr die einzige Partei, die um die Gunst der serbischen Kosovarinnen und Kosovaren buhlt. Insgesamt sechs kosovarisch-serbische Parteien treten am 9. Februar zur Wahl an, 2021 waren es noch deren drei.
Eine der kosovarisch-serbischen Parteien, die eine kritische Haltung gegenüber der SL zeigt, ist die Partei Serbische Demokratie (SD). Präsident Aleksander Arsenijevic bezeichnet die SD im Gespräch mit der NZZ als «Opposition zur SL, aber auch zu Pristina, zu Belgrad, zur internationalen Gemeinschaft und allen, die den Interessen der Serben Kosovos schaden.»
Die grosse Frage ist, ob es der SD oder auch einer anderen kosovarisch-serbischen Partei gelingt, die Macht der SL zu durchbrechen und damit den Einfluss Serbiens auf die serbische Minderheit im Kosovo zu mindern.