Obdachlose hatten es in den USA während der Corona-Pandemie nicht einfach. Sie wurden von der Regierung mehr oder weniger sich selbst überlassen. Viele grössere Städte stellten auf Rat der Gesundheitsbehörden ihre Arbeit in den sogenannten «Homeless Camps» fast komplett ein. Daraufhin geriet die Situation vielerorts ausser Kontrolle, die extreme Armut verlagerte sich grossflächig in die Innenstädte.
Das frustrierte die Anwohner. Sie riefen die Regierungen zum Handeln auf und wurden erhört. Im letzten Jahr wurden in 65 US-Städten Zeltstädte und Obdachlosen-Camps geräumt und aufgelöst. Selbst in liberalen Metropolen wie Seattle, Washington D.C. oder Los Angeles.
Obdachlosen-Organisationen beklagten, dass solche temporären Massnahmen eine ohnehin vulnerable Gruppe weiter traumatisierten und diffamierten. Sie riefen dazu auf, stattdessen auf langfristige Lösungen zu setzen, wie die Schaffung von Wohnraum sowie den Kampf gegen Armut und Drogenabhängigkeit.
Genützt haben die rigorosen Massnahmen wenig, wie der neuste Report des US-Ministeriums für Wohnungsbau und Stadtentwicklung (HUD) nun zeigt. Trotz der Zwangsräumungen zahlreicher Camps ist die Zahl der Obdachlosen seit 2020 – im Jahr 2021 erschien der Report wegen der Corona-Pandemie nicht – leicht angestiegen. 582'462 «Homeless» lebten Ende 2022 gemäss dem HUD in den USA. Das sind rund 2000 (ein Prozent) mehr als zwei Jahre zuvor.
Deutlich nach oben zeigt gar die Kurve derjenigen, die chronisch von Obdachlosigkeit betroffen sind. Dabei handelt es sich um Menschen, die seit über einem Jahr oder in den letzten drei Jahren über längere Perioden obdachlos waren.
Betroffen sind vor allem die grossen Zentren. Rund 52 Prozent der Obdachlosen leben in einer Grossstadt, nur 18 Prozent auf dem Land. Als Negativbeispiel gilt hier vor allem Portland: Seit Oregon im Jahr 2020 den Besitz kleiner Mengen jeglicher Drogen per Volksentscheid entkriminalisiert hat, zog es reihenweise Süchtige in die grösste Metropole des Staates. Die Innenstadt und öffentliche Parks wurden von Obdachlosen quasi überrannt. Mittlerweile gilt das Drogen-Liberalisierung-Experiment als weitgehend gescheitert.
Nicht nur in Oregon, auch in den anderen Staaten an der US-Pazifikküste ist die Obdachlosen-Situation besonders angespannt. Allein in Kalifornien leben mit 171'521 fast 30 Prozent aller «Homeless» der USA. Auf 10'000 Einwohner kommen damit fast 44 Obdachlose. Eine ähnliche hohe Quote haben neben Oregon auch Vermont, Hawaii, New York und Washington.
Knapp über 60 Prozent aller US-Obdachlosen sind Männer, der Frauen-Anteil beträgt etwas mehr als 38 Prozent. Auffällig: Fast 100'000 aller «Homeless» sind unter 18 Jahre alt. Von ihnen leben allerdings nur die wenigsten permanent auf der Strasse. Die meisten übernachten mit ihren Familien in einer betreuten Not- oder Übergangsunterkunft und gelten deshalb als «Sheltered Homeless». Komplett auf der Strasse leben ohnehin «nur» 28 Prozent aller US-Obdachlosen.
Bei der ethnischen Zugehörigkeit fällt auf, dass rund der Anteil der schwarzen Obdachlosen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung signifikant höher ist. 37 Prozent aller «Homeless» haben einen afroamerikanischen Hintergrund, obwohl nur 14 Prozent aller Amerikaner dieser Gruppe zugeordnet werden. Bei den Weissen verhält es sich genau umgekehrt. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt fast 60 Prozent, trotzdem machen sie nur rund 50 Prozent der Obdachlosen aus.
Etwas entschärft scheint sich in den letzten Jahren das Problem der obdachlosen Veteranen zu haben. Zwar leben aktuell 33'219 Kriegsrückkehrer auf der Strasse, im Vergleich zu Beginn der 2010er-Jahre hat sich ihre Zahl aber mehr als halbiert. Noch immer sind Veteranen aber doppelt so häufig obdachlos wie Zivilisten. Aktuell sind nur 5,7 Prozent aller Obdachlosen ehemalige Militärmitglieder.
Besonders traurig: Ein grosser Anteil der Homeless sind psychisch kranke Menschen, die eigentlich in eine Klinik gehörten.
Der «American Dream» - sprich, der ungebändigte Kapitalismus produziert ein paar wenige Gewinner und sehr sehr viele Verlierer.
Den Link dazu (offizielle Studie im Auftrag des Bundes) wollte Watson leider nicht veröffentlichen.
Viele Homeless sind auf Drogen, und/oder psychisch Krank.