Experten haben vor einer internationalen Aids-Konferenz in Amsterdam vor einer dramatischen weltweiten Ausweitung der Immunschwächekrankheit gewarnt. Eine alarmierende Zunahme der Zahl von Neuinfektionen in besonders betroffenen Ländern könnten zu einer «Krise historischen Ausmasses» führen.
Dies sagte der US-Aids-Experte und Diplomat Mark Dybul am Sonntag vor dem Beginn der grossen internationalen Fachkonferenz mit 15'000 Teilnehmern.
Dybul forderte gleichzeitig mehr Geld für die Bekämpfung der Krankheit. Die Welt sei gegenwärtig «vermutlich so gefährdet wie nie zuvor, die Kontrolle über die Epidemie» zu verlieren, sagte er. Das liege an der demografischen Entwicklung und dem Umstand, dass Staaten dem Kampf gegen HIV und Aids heute nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenkten wie früher – oder dies in bestimmten Fällen niemals getan hätten.
Auch andere Experten warnten am Sonntag in Amsterdam vor einer dramatischen Unterfinanzierung der weltweiten Anstrengungen zur Eindämmung von Aids. Spenden und staatliche finanzielle Hilfen gingen zurück.
Nach Angaben des Direktors des Anti-Aids-Programms der UNO (UNAIDS), Michel Sidibe, fehlen bereits sieben Milliarden Euro an Hilfsgeldern. «Wenn wir jetzt nicht zahlen, werden wir später mehr und mehr ausgeben müssen», warnte er.
Den Fachleuten zufolge trägt auch eine wachsende Konzentration auf lebensrettende sogenannte antiretrovirale Medikamente zur Behandlung von Aids-Kranken dazu bei, dass die Basiskampagnen zur Eindämmung der Krankheit zunehmend unterfinanziert seien. Die Mittel etwa für Kondomverteilungsaktionen seien stark zurückgegangen, hiess es. Der Zugang zu Medikamenten ohne gleichzeitige Präventionsmassnahmen werde Aids nicht besiegen.
Auf der Konferenz in der niederländischen Stadt wollen Experten über den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit beraten, an der weltweit schon 35 Millionen Menschen starben. Besonders in ärmeren Ländern mit stark wachsenden jungen Bevölkerungen wütet sie schwer. Zu der fünftägigen Veranstaltung haben sich neben zahlreichen Fachleuten auch etliche Prominente wie Prinz Harry und der britische Pop-Star Elton John angekündigt. (sda/afp)