bedeckt-4°
DE | FR
International
Luftfahrt

Reisen mit dem Zug ist in Europa zu 71 Prozent teurer als mit Flugzeug

Das Reisen mit dem Zug ist in Europa zu 71 Prozent teurer als mit dem Flugzeug

Wer in Europa klimafreundlich reisen will, muss oft tiefer in die Tasche greifen: Häufig reist es sich mit dem Flugzeug günstiger als mit dem Zug. Eine Tatsache, die von der Umwelt-Organisation Greenpeace kritisiert wird.
20.07.2023, 10:3320.07.2023, 10:53
Mehr «International»

Bei Reisen durch Europa ist die klimafreundliche Bahn häufig teurer als das Flugzeug. Das teilte die Umwelt-Organisation Greenpeace mit, die europaweit die Ticketpreise für beide Verkehrsmittel auf 112 Strecken zu jeweils mehreren Buchungszeitpunkten verglichen hat.

Flugzeug Zug
Fliegen oder mit dem Zug reisen? Für viele auch eine Geldfrage.Bild: Shutterstock

Dabei seien die Bahnverbindungen für die Kunden zu 71 Prozent kostspieliger als die klimaschädlicheren Flugverbindungen, teilte die Organisation am Donnerstag mit.

In der Schweiz bestehen aufgrund der zentralen Lage praktisch überall hin Zugverbindungen. Zudem sind die Billigairlines wenig präsent. Dennoch war der Zug bei 70 Prozent der Verbindungen teurer. Flüge nach Spanien waren wegen zwei Billiganbietern mit Direktverbindungen deutlich billiger. Das teuerste Zugbillett Zürich-Madrid kostete über 480 Franken. Nach Wien und Berlin war hingegen der Zug praktisch immer billiger.

Nach Zagreb war das Fliegen nur an Tagen mit einem direkten Billigflug günstiger. Für Zürich-Brüssel kostete der Zug weniger als ein langfristig gebuchter Flug, jedoch mehr als ein kurzfristig gebuchter. Genf-Paris war wegen des täglichen Easyjet-Flugs im Flugzeug an sieben von neun Tagen billiger.

Europaweite Kerosin-Steuer gefordert

Bei 31 Verbindungen mit Start- oder Endpunkten in Deutschland war die Bahn in der Hälfte der Fälle teurer. Die krasseste Preisdifferenz registrierten die Tester auf der Strecke Barcelona-London, die mit dem Zug bis zu 384 Euro (rund 369 Franken) kosten sollte.

Das seien 30-mal mehr als mit dem Flugzeug bei einem Ticketpreis von 12.99 Euro. Immer günstiger waren die Züge auf den Strecken Hamburg-Brüssel und Hamburg-München.

Greenpeace-Verkehrsexpertin Marisa Reiserer verlangte eine europaweite Kerosinsteuer von 50 Cent pro Liter, die jährliche Einnahmen von 46.2 Milliarden Euro bringe. Zudem sollte die Mehrwertsteuer-Befreiung von Flügen in der Europäischen Union aufgehoben werden, was 10 Milliarden Euro einbringen würde.

Diese Mittel müssten in die Bahninfrastruktur gelenkt werden. Reiserer sagte:

«Immer mehr Menschen wollen mit der Bahn reisen und auf Flüge verzichten, doch die fehlende Kerosinsteuer und weitere klimaschädliche Subventionen für die Flugindustrie verzerren die Preise. Das ist eine Bruchlandung für viele gute Vorsätze und den Klimaschutz.»

(saw/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.

«Leute an Flughäfen regen mich auf»

Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
271 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Felix Meyer
20.07.2023 11:58registriert September 2019
Fliegen muss seine externen Kosten decken, auch wenn das bedeutet, dass es wieder zum Luxusgut wird. Es gibt kein Anrecht auf billige Flüge. Die Leute sind vor 30 Jahren auch in die Ferien gefahren - halt nach Italien mit Auto oder Zug statt auf die Philippinen mit dem Flugzeug. Mal eben für ein Wochenende irgendwo hinjetten ist doch einfach krank.
17035
Melden
Zum Kommentar
avatar
SBRUN
20.07.2023 11:36registriert September 2019
Also wenn man sich allen Ernstes Gedanken macht, wie man das CO2 mit teuren Anlagen wieder aus der Luft filtern könnte, sollte man sich auch Gedanken machen, dass die, die das CO2 zum netto Null Tarif in die Luft blasen und damit Geld verdienen, auch wieder etwas fürs Hinausfiltern zahlen. Eine Kerosensteuer wäre logisch, aber da international wieder halt doch nicht so einfach umsetzbar.
1048
Melden
Zum Kommentar
avatar
Chalbsbratwurst
20.07.2023 11:13registriert Juli 2020
Man sollte unterscheiden zwischen "reisen" und "verschieben".

Ich höre immer wieder Leute sagen: "Ich reise gerne"
Und wen man nachfragt merkt man, die reisen ja gar nicht ;-)

Beim reisen sollte die Zeit eine unergeordnete Rolle spielen weil die Reise das Spannende ist. Das macht viele mehr Spass mit dem Zug, Fahrrad oder einem Camper in gemütlichem Tempo :-)

Wenn man nur an einen Ort gehen möchte um dort kurz zu bleiben (Strandferien), dann hat das meiner Meinung nach nicht viel mit reisen zu tun. Das ist nur eine Verschiebung die möglichst schnell und günstig sein soll (nicht mein Ding).
8220
Melden
Zum Kommentar
271
Brüssel: 20'000 Menschen marschieren gegen den Klimawandel

Mindestens 20'000 Menschen haben am Sonntag in Brüssel dringende Massnahmen gegen den Klimawandel gefordert. Slogans wie «Wir wollen einen lebenswerten und gesunden Planeten» waren auf Plakaten und Schildern in der belgischen Hauptstadt zu sehen.

Zur Story