International
Mexiko

Tijuana: Mexikaner protestieren gegen Migranten-Karawane

Die Stimmung kippt: Mexikaner protestieren gegen Migranten aus Mittelamerika

19.11.2018, 08:1219.11.2018, 12:53
Mehr «International»

Angesichts des Zustroms Tausender Migranten aus Mittelamerika kippt in der mexikanischen Grenzstadt Tijuana die Stimmung. Hunderte Menschen protestierten am Sonntag gegen die Ankunft von immer mehr Menschen aus Honduras, El Salvador und Guatemala.

Sie schwenkten mexikanische Flaggen und zeigten Transparente mit der Aufschrift «Nicht noch mehr Karawanen».

epa07175839 People expel a woman from the protest against the presence of Central American migrants, who wait for the arrival of other caravans to request asylum in the United States, in the border ci ...
Wütende Proteste in Tijuana.Bild: EPA/EFE

«Raus mit den Invasoren», forderte die Demonstrantin Celia Oaxaca. «Später stellt sich heraus, dass das Mörder sind. Es sind keine guten Leute. Und hier sind schon genug Menschen.» Der Arzt Arturo Alba sagte bei den Protesten: «Sie wollen hier bleiben, sie fordern Lebensmittel und andere Dinge. Aber wir haben nicht die Mittel dafür. Wir bieten an, was wir haben, aber sie fordern immer mehr.»

Die Demonstranten marschierten vor die Notunterkunft in der Sportanlage Benito Juárez, wo derzeit rund 2500 Migranten untergebracht sind. Die Polizei sperrte die Strasse ab. Es kam zu Handgreiflichkeiten zwischen gewaltbereiten Demonstranten und Polizisten.

Gute Gesten

Weitere 3000 Migranten werden in den kommenden Tagen erwartet. Diese könnten in weiteren Sportanlagen untergebracht werden, sagte der Minister für soziale Entwicklung des Bundesstaats Baja California, Alfonso Alvarez Juan.

Die Migranten aus Mittelamerika sind seit rund einem Monat auf dem Weg in die USA. Viele wollen dort Asyl beantragen. Um die Spannungen etwas abzubauen, fegten am Sonntag einige Migranten die Strassen rund um die Sportanlage und räumten den Müll weg. «Das mexikanische Volk soll wissen, dass wir Honduraner dankbar sind», sagte einer von ihnen bei einer Versammlung am Wochenende. «Danke Mexiko für das Essen, danke für das Dach über dem Kopf, danke für die Kleidung.»

Die Menschen aus Mittelamerika fliehen vor der bitteren Armut und der Gewalt durch Jugendbanden in ihrer Heimat. Die sogenannten Maras erpressen Schutzgeld, kontrollieren ganze Stadtviertel und zwangsrekrutieren Jugendliche. Honduras und El Salvador gehören zu den gefährlichsten Ländern der Welt.

Tausende unterwegs

US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt immer wieder betont, die Migranten nicht ins Land zu lassen. Er sprach von einer «Invasion» und liess rund 5600 Soldaten an die Grenze verlegen, um die Menschen zu stoppen. Insgesamt sind über 8000 Migranten in verschiedenen Gruppen auf dem Weg in die USA.

«Illegale Immigranten, die versuchen, in die USA zu kommen und oft stolz ihre Nationalfahnen schwenken, während sie in den Vereinigten Staaten um Asyl bitten, werden festgesetzt oder zurückgeschickt», schrieb Trump auf Twitter. «Die USA sind auf diese Invasion nicht vorbereitet und werden sie nicht hinnehmen. Sie sind verantwortlich für Verbrechen und verursachen grosse Probleme in Mexiko. Geht nach Hause.»

Demonstrators with signs that read in Spanish: "No more Caravans", and "Let's save Tijuana, no more caravans," stand under an statue of indigenous Aztec ruler Cuauhtemoc to pr ...
Bild: AP/AP

Während ihrer Reise durch Mexiko solidarisierten sich viele Menschen mit den Migranten. In Tijuana allerdings ist die Lage anders. In der Stadt sind bereits viele Migranten gestrandet. Ausserdem lassen sich viele Mexikaner und Mittelamerikaner dort nieder, falls sie aus den USA abgeschoben werden. «Tijuana ist eine Stadt der Migranten, aber nicht auf diese Art und Weise», sagte Bürgermeister Juan Manuel Gastélum.

Tijuana lebt von seiner Nähe zur Grenze und dem Handel mit den USA. Einige Migranten waren zuletzt auf den Grenzzaun geklettert und hatten die US-Grenzschutzbeamten provoziert. Nun wächst die Sorge der Anwohner und Unternehmer in der Region, dass sich die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten mit der Ankunft von immer mehr Migranten verschlechtern könnten. (sda/dpa)

Tausende Migranten stürmen Grenze zu Mexiko

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
dorfne
19.11.2018 11:24registriert Februar 2017
Wenn Trump sagt, er wolle diese Invasion nicht, ist das sein gutes Recht. Jedes Land soll seine Grenzen schützen dürfen. Aber warum setzt er immer noch einen drauf, indem er die Migranten als gefährliche Kriminelle hinstellt? Warum sagt er nicht, dass sein Land die Jobs nicht hat für diese zusätzlichen Menschen? Erst aus Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit entsteht Kriminalität und blüht die Schwarzarbeit.
10
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rick Astley (der/die/das)
19.11.2018 15:27registriert April 2016
Was der Artikel kaum erwähnt ist, dass obwohl es zuerst sehr viele Solidaritätsgeste in Mexiko gegenüber Mittelamerikanische Migranten gab, tagtäglich kamen neue Berichte: Honduraner die das geschenktes Essen nicht möchten und auf das Boden werfen, die einfach unendlich viel fordern (gratis Transport, Markenkleidung), die selbst Wertsachen von der betreuende Beamten (Ärzte, Zahnärzte) bestohlen haben, die eine Müllberge hinter sich gelassen haben. Für die Antipathie habe sie leider viel beigetragen.
10
Melden
Zum Kommentar
avatar
Raphael Conca
19.11.2018 11:43registriert Juli 2017
Es braucht neue Lösungen wie sich die Migration verhindern lässt.
Mit dem Klimawandel wird eine extreme Migration stattfinden, dass die heutige Situation erblassen lässt.
Es braucht produktive Ansätze.
10
Melden
Zum Kommentar
8
Streik gegen Meloni hat begonnen: Probleme im ÖV in Italien erwartet

In Italien hat am Freitag ein landesweiter Streik gegen die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni begonnen. Zur Arbeitsniederlegung haben Gewerkschaftsverbände aufgerufen. Betroffen sind vor allem der Nah- und Bahnverkehr.

Zur Story