Der Name Martin Shkreli dürfte vielen ein Begriff sein. Immerhin hat sich der Amerikaner vor einigen Jahren den berüchtigten Titel «meistgehasster Mensch des Internets» eingehandelt. Jetzt macht er wieder Schlagzeilen – und keine guten. Doch der Reihe nach.
Shkreli gelangte 2015 zu seiner fraglichen Berühmtheit. Der ehemalige Hedge-Fund-Manager kaufte mit seinem Start-up Turing Pharmaceuticals das Medikament Daraprim. Unmittelbar danach erhöhte er den Preis von 13,50 Dollar auf 750 Dollar pro Tablette – eine Preiserhöhung von über 5455 Prozent. Shkreli brachte damit die jährlichen Behandlungskosten einiger Patienten in die Hunderttausende.
Daraprim, das allgemein als Pyrimethamin bekannt ist, wird hauptsächlich zur Behandlung von Toxoplasmose, einer Parasiteninfektion, eingesetzt. Aber auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie AIDS-Patienten und bestimmte Krebspatienten, nutzten das Medikament.
Shkreli behauptete damals, mit der Preiserhöhung von Daraprim wolle man die Forschung an einem besseren Medikament querfinanzieren. Andere schätzten die Aktion als «rein profitgetrieben» ein.
Zur selben Zeit kaufte sich Shkreli damals ein sehr begehrtes Stück Musikgeschichte: das einzige Exemplar des Albums «Once Upon a Time in Shaolin» der US-Rap-Gruppe Wu-Tang Clan.
Der Wu-Tang Clan verbrachte sechs Jahre mit der Entwicklung von «Once Upon a Time in Shaolin», bevor das 31-Track-Doppelalbum versteigert wurde. Shkreli zahlte damals rund zwei Millionen Dollar dafür. Eine Bedingung war, dass es nicht veröffentlicht wird. Die Multi-Platin-Hip-Hop-Gruppe wollte, dass es als ein Stück zeitgenössischer Kunst angesehen wird.
Erlaubt wären aber zum Beispiel öffentliche Vorführungen gewesen, doch Shkreli wollte das Album (damals noch – dazu mehr im Kapitel «Die heimlichen Kopien») mit niemandem teilen. Auch das trug zu seinem Titel als «meistgehasster Mensch» bei.
Schon vor seinen Daraprim-Machenschaften, im Jahr 2011, bediente sich Shkreli unlauterer Wettbewerbsmethoden. 2018 wurde er deshalb in New York wegen Wertpapierbetrugs und Verschwörung zu sieben Jahren Haft verurteilt. Nach dem Urteil wurde Shkrelis Vermögen gepfändet, darunter auch das Wu-Tang-Clan-Album und ein Picasso-Gemälde.
«Once Upon a Time in Shaolin» wurde 2021 als Teil der Pfandmasse für rund 4,75 Millionen Dollar an das Kunstkollektiv PleasrDAO versteigert.
Im Mai 2022 kam Shkreli unter Auflagen vorzeitig aus dem Gefängnis frei. In Livestreams und auf der Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter) prahlte er vor anderen Rap-Fans damit, dass er Kopien des Albums für sich behalten habe. Ausserdem habe er auf YouTube unter dem Titel «Wu tang official listening party» Tausenden Menschen die Musik vorgespielt. Plötzlich teilte er also die Musik – die ihm nun aber nicht mehr gehörte. So hiess es in einer Klageschrift von PleasrDAO, dem neuen Besitzer von «Once Upon a Time in Shaolin».
Never heard before wu tang stream https://t.co/VaV7rVrJB8
— Martin Shkreli (@MartinShkreli) June 9, 2024
Nun hat ein Gericht angeordnet, dass Shkreli bis zum 30. September alle Exemplare des mitunter als seltenstes Album der Welt bezeichneten Werks vorlegen muss. Weiter muss er die Namen aller Personen nennen, an die er die Musik verteilt hat. Auch muss er preisgeben, wie viele Einnahmen er damit erzielt hat. Die richterliche Anordnung verbietet ihm «den Besitz, die Nutzung, die Verbreitung oder den Verkauf von Anteilen an dem Album, einschliesslich seiner Daten und Dateien».
Das Kollektiv PleasrDAO hat mittlerweile eine erste (wirklich) offizielle Vorführung von «Once Upon a Time in Shaolin» durchgeführt. Im Juni konnten Rap-Fans einen 30-minütigen Mix der Musik im Museum of Old and New Art (MONA) im tasmanischen Hobart erleben. Man habe einen Masterplan, die Musik auf eine Weise zu veröffentlichen, die dem Wu-Tang Clan zur Ehre gereiche, schrieb PleasrDAO auf X. Damit wolle man ausserdem sicherstellen, dass die Rap-Gruppe entschädigt werde.
von 13.5 Dollar auf 750 dollar sind es 100 / 13.5 * 750 = 5'555.56%.
Es ist nicht falsch zu sagen, dass dies "über 455%" sind, aber diese Prozentzahl liegt gleichzeitig unter 10% vom tatsächlich richtigen Ergebnis, ist also schon leicht daneben :)
Im Grunde nicht ganz falsch. Zumindest für mein Rechtsempfinden.