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Ed Sheeran soll Thinking Out Loud abgekupfert haben – und muss vor Gericht

Ed Sheeran soll «Thinking Out Loud» abgekupfert haben – und muss vor Gericht antraben

25.04.2023, 12:5726.04.2023, 09:19
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Der britische Sänger Ed Sheeran muss sich vor einem Gericht in Manhattan gegen den Vorwurf wehren, er habe seinen Hit «Thinking Out Loud» gestohlen. Die musikalische Komposition, die dem Lied zugrunde liegt, sei die gleiche wie bei Marvin Gayes Soul-Song «Let's Get It On». Sprich: Die Melodien, Akkorde und Texte soll Sheeran abgeschaut haben.

Am Montag hat in New York der Prozess zwischen Ed Sheeran und den Nachkommen von Ed Townsend begonnen. Ed Townsend war Produzent und Songwriter und teilte sich die Rechte für «Let's Get It On» mit dem ebenfalls verstorbenen Marvin Gaye.

Beide Seiten haben am Dienstag ihre Auftaktplädoyers gehalten. Sheeran selbst sagte zunächst nicht aus, sass aber übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge in schwarzem Anzug neben seinen Anwälten.

Die Anklage gegen den Popstar wurde eigentlich bereits 2017 von Ed Townsends Tochter, seiner Schwester und seiner Frau erhoben. Es kam jedoch immer wieder etwas dazwischen: Zuerst wollte man abwarten, was beim ähnlichen Copyright-Fall rund um das Lied «Stairway To Heaven» herauskommt, dann machte Corona allen einen Strich durch die Rechnung. Letztes Jahr wurden alle nötigen Papiere in Ordnung gebracht, damit die Gerichtsverhandlung nun endlich starten kann.

«Let's Get It On»

Im Zentrum der Verhandlung stehen die Akkordprogressionen der beiden Songs, die sich ähnlich sind. Von den vier Akkorden unterscheidet sich einzig der zweite Akkord leicht vom mutmasslichen Vorbild «Let's Get It On». Ein Musikwissenschaftler meinte jedoch, dies sei «praktisch austauschbar».

«Thinking Out Loud»

Die Anwälte von Ed Sheeran vertreten den Standpunkt, Akkorde seien Bausteine, auf die alle Musiker bei ihrer kreativen Arbeit zurückgreifen dürfen. Sie stellen ausserdem fest, dass besagte Akkordabfolge bereits vor Marvin Gayes Hit über ein Dutzend Mal gehört werden konnte, beispielsweise in Liedern wie «Georgy Girl» von The Seekers. Die Kläger kontern, das Arrangement in «Let's Get It On» sei originell genug, um urheberrechtlich geschützt zu sein.

«Georgy Girl»

Die Musikbranche erwartet gespannt das Urteil in diesem Urheberrechtsstreit, da es die Grundlage für weitere Urteile legen könnte. Wie eine Musikurheberrechtsspezialistin gegenüber der New York Times sagt, würde die Privatisierung weit verbreiteter Akkordfolgen dazu führen, dass man den Songwritern einen Teil ihres Werkzeugkastens wegnimmt.

Bereits letztes Jahr musste sich Ed Sheeran in Grossbritannien vor Gericht verantworten – wegen einer Urheberrechtsklage für seinen Song «Shape Of You». Er konnte sich erfolgreich durchsetzen und betonte im Anschluss an die Verhandlung, wie schädlich solche Fälle für die Songwriting-Industrie seien.

(anb)

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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DerTaran
25.04.2023 17:16registriert Oktober 2015
Es gibt einfach nur eine begrenzte Anzahl Kombinationen um 4 Akkorde hintereinander zu spielen. Wenn Akkordfolgen urheberrechtlich geschützt werden können, dann ist Legal gesehen wahrscheinlich jedes Lied schon einmal geschrieben worden.
Es wäre eine Katastrophe für die Kreativität.
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Ilovepies
25.04.2023 16:42registriert Februar 2015
für mich als Laie hören sich viele Songs von vielen Künstlern sehr ähnlich an. Ist das nicht wie in der Mode? Da werden dieselben Trends und Stücke dutzendfach recyclet und wieder verwendet. Oder kann man echt das Rad (hier das Musikstück) jedes Mal wieder neu erfinden? ...
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