Politisch mögen die Erwartungen gross sein an das Treffen der beiden Staatsoberhäupter. Für Händler, Restaurantbetreiber und Künstler in Hanoi hat es sich jetzt schon gelohnt. Allein das Motiv der beiden markanten Politiker hat die Fantasien beflügelt und im Verkauf von Kleidung, Kunst, Essen und sogar bei Frisuren Blüten getrieben.
Einer, der davon profitiert, ist Truong Thanh. Seine neue T-Shirt-Kollektion mit den Konterfeis von Kim und Trump reissen ihm die Leute förmlich aus der Hand – 300 Stück, je für den Preis von umgerechnet 3.80 Euro, wurde er allein am ersten Verkaufstag los.
Am zweiten kam er nicht mehr mit der Produktion der selbstbedruckten Teile nach. «Ich schlage gar nicht so viel auf den Preis drauf, ich verkaufe sie gern, aus Liebe zu diesen beiden grossen Männern», sagte Duc der Nachrichtenagentur dpa.
Auf manchen Shirts sind Trump und Kim zu sehen, mal Trump mit einem vietnamesischen Kegelhut, mal Kim eingerahmt von den Worten «Rocket Man». Wie viele Vietnamesen hofft Duc, dass das Treffen in Hanoi zu den Friedensbemühungen auf der Koreanischen Halbinsel beiträgt. Denn auch sein Land erlebte eine Teilung in Nord und Süd und kämpfte gegen die USA. «Wir sind ein Land, das viel Krieg erlebt hat, wir verstehen das also und erwarten, dass Gutes auf diesem Gipfel geschehen wird.»
Neben den Blumengesteck- und Fähnchen-Verkäufern lassen sich auch andere Handelstreibende das Geschäft nicht entgehen. Eine Typveränderung als Andenken bietet etwa Le Tuan Duong in seinem Friseursalon in Hanois wuseligem Bezirk Dong Da: Seit vergangener Woche verpasst er Kunden auf Wunsch den «Kim Style» oder den «Trump». Auch wenn der glatte schwarze Haarblock des Ersteren stärker gefragt ist als die blonde Föhntolle, gibt sich Duong als Fan beider Styles.
Vietnam barber marks Trump-Kim summit with free haircuts https://t.co/wq8XbhnSyk pic.twitter.com/nuajswqiRc
— Reuters India (@ReutersIndia) 26. Februar 2019
«Ich bewundere die beiden grossen Männer sehr. Kim Jong Un ist ein noch junger, aber intelligenter Führer, und Donald Trump ist ein Geschäftsmann, der Politiker wurde; und ich denke, dass diese beiden Führer den Frieden lieben.» Duong ist stolz darauf, dass sein Land Gipfel-Gastgeber ist. Mittlerweile hat Vietnams Handelskammer bei ihm angeklopft: Sie möchte den Regierungschefs gern ein Foto mit Hanois frisierten Männern im Gipfel-Look präsentieren.
The Kim Jong Ale at Standing Bar is actually pretty delicious. But no one here can explain why @MittRomney is decorating the shelf... pic.twitter.com/v5Kod7ki97
— Margaret Talev (@margarettalev) 26. Februar 2019
Auch Genussfreudige können sich in Hanoi in Gipfel-Laune bringen: Etwa mit einem «Kim Jong Ale», einem Braugetränk von einer Bar am Stadtsee Truc Bach. «Es ist scharf auf den Lippen und das Saure schmeckt wie Kimchi», beschreibt Erfinderin Nguyen Anh das Getränk.
The Kim Jong Ale is better tweeted about than drunk, in my opinion. But hey by all means don’t let me stop you. pic.twitter.com/61joq6PYTL
— William Gallo (@GalloVOA) 24. Februar 2019
Sie habe mit Ale und der koreanischen Gemüse-Zubereitungsart Kimchi experimentiert, als sich mit dem Gipfel die Chance einer originellen Namensgebung bot.
Und so ist in Hanoi schnell ein gipfel-gerechtes Menü fertig. Das Burgerrestaurant «Durty Bird» setzte etwa den «Durty Donald» und einen «Kim Jong Yum» auf seine Tageskarte.
Zum Tagesabschluss lässt sich in einer anderen Bar beim Cocktail «Rock it, Man» über das Wortspiel mit dem «Raketenmann» nachsinnen. So hatte Trump noch 2017 Nordkoreas Staatschef bezeichnet. Der pinke Cocktail sieht einem Cosmopolitan ähnlich. Er ist mit einer Erdbeere verziert. Sie hält die beiden blau-rot-weissen Fähnchen zusammen.
Nicht alle Doppelgänger gefallen den Landesbehörden. Der australische Künstler Howard X wurde am Montag aus Vietnam ausgewiesen, nachdem er als Kim-Double durch Hanois Strassen spaziert war. Der Trump-Imitator, der ihn begleitet hatte, durfte bleiben.
Die beiden zum Verwechseln ähnlich zurechtgemachten Männer hatten sich auf den Strassen fotografieren lassen und sogar ein Fernsehinterview gegeben. X war schon vor dem ersten USA-Nordkorea-Gipfel im Juni 2018 als Kim-Imitator in Singapur aufgetreten. «Es beweist nur, dass alle Diktaturen jede Form von Satire fürchten, sogar etwas, das so trivial ist wie ein Doppelgänger», schrieb X auf seiner Facebookseite. (sda/dpa/vom)