Paukenschlag im Vatikan: Papst Franziskus hat am Donnerstag den Rücktritt von Kardinal Giovanni Angelo Becciu akzeptiert. Becciu war Präfekt der vatikanischen Kongregation für Heilig- und Seligsprechungen. Das musst du jetzt wissen:
Kardinal Becciu hat Papst Franziskus am Donnerstag seinen Rücktritt angeboten. Dieser nahm ihn noch am selben Tag an. Damit tritt der Kardinal von allen seinen Ämtern und den damit verbundenen Rechten zurück.
Der Vorgang ist aus mehreren Gründen speziell. Einerseits ist Becciu erst 72 Jahre alt. Grundsätzlich bleiben die Kardinäle bis 80 im Amt. Er ist also 8 Jahre zu früh zurückgetreten. Weiter gibt es im Kirchenrecht grundsätzlich kein geregeltes Verfahren für eine Amtsenthebung oder den Rücktritt eines Kardinals. Die Kardinalswürde ist damit praktisch unantastbar.
Tatsächlich gab es seit 1900 erst vier solche Rücktritte. Drei davon fanden unter dem jetzigen Papst statt. 2015 nahm Franziskus nach Vorwürfen des «ungebührlichen Verhaltens» den Rücktritt von Keith Patrick O'Brien an. 2018 trat Kardinal Theodore McCarrick zurück, ebenfalls nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung.
Zuvor kam es in jüngster Zeit nur einmal zu einem solchen Rücktritt. 1927 trat Kardinal Louis Billot nach einem Streit mit Papst Pius XI. zurück, wie katholisch.de schreibt.
Über die Gründe gibt die Mitteilung aus dem Vatikan keine Auskunft. Es wird jedoch in verschiedenen italienischen Medien spekuliert, dass der Rücktritt mit einem Finanzskandal zusammenhängt. Die vatikanische Staatsanwaltschaft hatte 2019 Ermittlungen wegen Investitionen in ein Luxusimmobilienprojekt in London aufgenommen.
Durch die Ermittlung wurden bereits fünf vatikanische Beamte, der vatikanische Polizeichef und der Leiter der vatikanischen Finanzabteilung von ihren Posten enthoben. Becciu war zuständig für den kontroversen Deal und hatte diesen bis zum Schluss verteidigt. Nun dürfte er dafür mit der Amtsenthebung bezahlt haben, schätzen Experten.
Da es für einen Rücktritt keine rechtliche Grundlage gibt, ist das Verfahren der Amtsenthebung schwierig. Bei allen drei Rücktritten unter Franziskus wurden andere Formulierungen verwendet. O'Brien war laut der damaligen Mitteilung von den Rechten und Privilegien eines Kardinals zurückgetreten, nicht aber vom Titel.
McCarrick trat gleich ganz aus dem Kardinalskollegium zurück. Bei Becciu hiess es nun, er sei« von den mit dem Kardinalamt verbundenen Rechten» zurückgetreten. Damit gibt er das Recht auf, einen neuen Papst zu wählen. Ob er aber auch seinen Titel verliert, ist bislang noch unklar. (leo)
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