Jeder zweite hochrangige katholische Amtsträger machte sich des Kindsmissbrauchs schuldig oder deckte diesen. Nur selten hatte dies strafrechtliche Folgen. Symbolbild: Shutterstock
15.09.2018, 22:2416.09.2018, 08:18
Jeder zweite hochrangige Amtsträger der Katholischen Kirche in den Niederlanden hat in den vergangenen Jahrzehnten einem Bericht zufolge sexuellen Kindesmissbrauch gedeckt. Zwischen 1945 und 2010 hätten 20 von 39 niederländischen Bischöfen, Kardinälen und ihre Mitarbeiter Missbrauchsfälle vertuscht und so den Tätern neue Übergriffe an unschuldigen Opfern ermöglicht, berichtete die Tageszeitung «NRC» am Samstag. Eine Kirchensprecherin bestätigte die Angaben «zum Teil».
Die in dem Pressebericht genannten Namen beschuldigter Amtsträger stimmten mit den Ergebnissen einer internen Untersuchung überein, welche die Kirche 2010 in Auftrag gegeben habe, sagte Kirchensprecherin Daphne van Roosendaal der Nachrichtenagentur AFP. Die meisten der Beschuldigten seien inzwischen verstorben, die Taten seien allesamt verjährt.
Laut dem Zeitungsbericht werden vier der 20 Würdenträger selbst des Missbrauchs beschuldigt. Den anderen wird zur Last gelegt, pädophile Priester nach Missbrauchsfällen in andere Gemeinden versetzt zu haben.
Die Aufdeckung von Missbrauchsskandalen erschüttert die Katholische Kirche weltweit. Schlagzeilen machten zuletzt unter anderem Fälle in den USA, Australien und Chile. (sda/afp)
Neue Stelle, neuer Missbrauch
NRC beschreibt
einen exemplarischen Fall aus der Provinz Limburg: 1969 wurde der Missbrauch von drei Mädchen durch einen Kaplan publik, der darauf mit seinem Auto gegen einen Baum raste, aber überlebte. Der fehlbare Gottesdiener wurde von seinem Bischof nicht entlassen, sondern nach Thorn versetzt, wo ihn niemand kannte. Danach wurde er mehrmals in Limburg versetzt – bis er 1990 in Ospel erneut erwischt wurde. Er hatte dort einen Messdiener sechs Jahre lang missbraucht. Der Kaplan fuhr erneut mit seinem Auto gegen einen Baum und starb diesmal.
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