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Russland: Tucker Carlson will offenbar Wladimir Putin interviewen

epa10748601 American conservative political commentator Tucker Swanson McNear Carlson speaks during the Turning Point Action Conference in West Palm Beach, Florida, USA, 15 July 2023. Turning Point Ac ...
Befindet sich gerade in Russland: Trump-Freund Tucker Carlson.Bild: keystone

Trump-Demagoge Carlson weilt in Russland – offenbar will er Putin interviewen

05.02.2024, 18:34
Anne-Kathrin Hamilton / watson.de
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Er will den Krieg beenden und die Welt offenbar vor einem dritten Weltkrieg bewahren. Der ehemalige Star des konservativen US-Senders Fox News, Tucker Carlson, hält sich laut Medienberichten momentan in Russland auf.

Er soll am 1. Februar in Moskau eingetroffen sein. Auf Social Media ging ein Foto von ihm im Bolschoi-Theater viral. Sein Ausflug nach Russland überrascht wohl die wenigsten. So fiel der US-Moderator immer wieder mit pro-russischen Aussagen auf. Nach seinem Rauswurf bei Fox-News quartierte er sich auf der Plattform X, ehemals Twitter, ein. Dort folgen ihm mehr als elf Millionen Follower.

Er interviewte etwa seinen Kumpel und Ex-Präsidenten Donald Trump. Auch pro-russischen Politikern bietet er eine Bühne, wie etwa dem ungarischen Präsidenten Viktor Orbán und dem Präsidenten Serbiens Aleksandar Vučić.

Tucker Carlson Russland
Tucker Carlson besucht das Bolschoi-Theater in Moskau.Bild: x

Dabei verbreitet Carlson immer wieder Lügen über den Krieg in der Ukraine. Für seine steilen Thesen nutzt er etwa gefälschte Zahlen, die von prorussischen Propaganda-Webseiten stammen. Nun ist er im Kreml zu Gast und die Gerüchteküche brodelt, ob er den russischen Präsidenten Wladimir Putin interviewen werde.

Dazu hat er sich nun selbst geäussert.

Carlson will sich in Russland umsehen – und eventuell Putin treffen?

Ein Reporter der russischen Zeitung »Iswestija« fragt Carlson, was ihn nach Russland bringe. Er habe viel über das Land gelesen und «wollte mit den Leuten reden, sich umsehen und sehen, wie es dort läuft und es läuft sehr gut», antwortet der US-Amerikaner. Auf die Frage, ob er Putin möglicherweise interviewen werde, sagt er: «Wir werden sehen.»

Als der Mann hinter der Kamera darauf hinweist, dass die Nachrichten über seinen Besuch in Russland in den USA «explodierten», meint Carlson: «Sie sind verrückt, wirklich verrückt.»

Carlsons Besuch sorgt für eine Debatte in den USA

In den liberalen US-Medien wird der Besuch kritisiert, auch auf Social Media stösst Tuckers Aufenthalt in Russland so einigen Usern sauer auf. Von der Maga-Ecke, also Trumps Anhängern, gibt es jedoch Applaus. Maga steht für Trumps Wahlspruch «Make America Great Again», unter dem sich ein regelrechter Kult entwickelt hat.

Carlsons Befürworter argumentieren, man müsse mit Putin sprechen und seine Sicht der Dinge darlegen. Allerdings bleibt wohl zu bezweifeln, dass Carlson Putins Aussagen einordnet und einem Fakten-Check unterzieht. Demnach würde er dem Kreml-Chef wohl eher eine offene Bühne russischer Propaganda bieten.

Er habe zahlreiche Lügen über den Krieg in der Ukraine verbreitet, unter anderem machte er die Ukraine für die Sprengung des Kachowka-Staudamms verantwortlich, schreibt Anton Geraschtschenko, ein Berater des ukrainischen Innenministeriums.

Putin-Interview mit Tucker würde zu einem passenden Zeitpunkt kommen

Dennoch wäre ein Putin-Interview mit Tucker ein aussergewöhnlicher Schritt. So kommt es nicht oft vor, dass sich Putin ausländischen Journalisten stellt. «Das letzte Mal geschah dies im Jahr 2021, als Putin mit Keir Simmons von NBC sprach», schreibt Geraschtschenko.

Auf jeden Fall würde der Auftritt mit Carlson für reichlich Aufmerksamkeit sorgen – und die kommt genau richtig, so kurz vor den Wahlen in Russland im März. «Putin lässt die Propagandamaschine vor den ‹Wahlen› auf Hochtouren laufen», meint Geraschtschenko.

Carlson selbst hält sich zu seinem Russland-Besuch zurück. Bisher hat er dazu noch nichts auf seinen Social-Media-Kanälen gepostet.

Laut des Sicherheitsexperten Edward Hunter Christie vom «Finnish Institute of International Affairs» (FIIA) ist das Putin-Interview am Ende gar nicht der wichtigste Punkt. Das eigentliche Problem sei, was nicht vor der Kamera zu sehen ist, schreibt er auf X. Dabei denkt er an die zahlreichen vertraulichen Gespräche zwischen Carlson und hochrangigen russischen Beamten.

Er fragt sich, welche Vereinbarungen oder Gegenleistungen besprochen werden – und ob Carlson als Brieftaube zwischen Trump und Putin agieren könnte.

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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Thomas Melone
05.02.2024 18:49registriert Mai 2014
Ein gern gesehener Interviewpartner und Star bei der Weltwoche. Warum wundert das nicht?
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Janster
05.02.2024 18:58registriert März 2021
Die könnten ihm doch Mal ein Gulag von innen zeigen. An Besten gleich für 1 Jahr oder mehr, für das volle Erlebnis.
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Frizbee
05.02.2024 19:23registriert März 2022
Putin interviewen?
Vielleicht der MAGA CIO ihn ja auch geschickt um schon mal darüber zu sprechen, wie Polen aufgeteilt wird.
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