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Russland will eines seiner grössten Probleme angehen

A Russian soldier wipe his T-72 tank from dust prior to a rehearsal for the Victory Day military parade which will take place at Dvortsovaya (Palace) Square on May 9 to celebrate 77 years after the vi ...
Saubermachen vor der Militärparade: An der Front mangelt es den russischen Truppen seit Langem an Munition.Bild: keystone

Russland will eines seiner grössten Probleme angehen

Seit Wochen sind die Klagen von der Front gross. Nun will Moskau die Produktion von Munition angeblich um ein «Vielfaches» erhöhen.
01.04.2023, 19:38
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Ein Artikel von
t-online

Zuletzt machten Meldungen die Runde, dass Russland im Ukraine-Krieg Raketen und Munition ausgehen. Nun scheint der Kreml mit einer grossen Initiative gegenzusteuern – oder möchte zumindest diesen Eindruck erwecken.

Einer Meldung der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge hat Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei einer Sitzung im Hauptquartier der russischen Streitkräfte verkündet, dass die Produktion von Munition um ein Vielfaches gesteigert worden sei. «Dabei handelt es sich sowohl um konventionelle als auch um Hochpräzisionsmunition», zitiert die Agentur Schoigu. So könne Russland seine Kriegsziele erreichen, behauptet der Verteidigungsminister demnach.

Zuvor seien die Unternehmen, die Munition produzieren, mit Blick auf den «staatlichen Verteidigungsauftrag» überprüft worden, schreibt Ria Nowosti weiter. Schoigu sei von den Führungskräften der Firmen über Modernisierungs- sowie Erweiterungspläne für ihre Anlagen informiert worden.

Die Aussagen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Klar ist aber: Russland wie die Ukraine kämpfen mit Munitionsproblemen. Mitte März hatte das britische Verteidigungsministerium in einem Geheimdienst-Update mitgeteilt, dass Russland offenbar der Nachschub an Raketen ausgehe und es auch bei anderen Produkten, wie zum Beispiel Granaten, schlecht aussehe.

Russland soll deswegen den Briten zufolge bereits auf alte Munitionsbestände zurückgegriffen haben, die eigentlich als unbrauchbar eingestuft worden waren. Granaten sollen an der Front ausserdem streng rationiert werden. London sieht darin «mit Sicherheit einen der Hauptgründe», weswegen Russland in letzter Zeit keine «operativ bedeutsame Offensive» gelungen sei.

FILE - In this handout photo taken from video released by Prigozhin Press Service on Friday, March 3, 2023, Yevgeny Prigozhin, the owner of the Wagner Group military company, addresses Ukrainian Presi ...
Jewgeni Prigoschin: Der Chef der Söldnertruppe Wagner klagt über den Kreml.Bild: keystone

Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, beklagt sich bereits seit Wochen über mangelnde Munition und Unterstützung für seine Kämpfer an der Front. In einer Audiobotschaft auf dem Telegram-Kanal «Prigoschins Pressedienst» monierte er zuletzt, dass das Verteidigungsministerium seine Anrufe ignoriere.

«Damit ich aufhöre, nach Munition zu fragen, wurden alle Spezialtelefone in allen Büros, in allen Abteilungen und so fort für mich abgeschaltet», sagt der Wagner-Chef in der Aufnahme. Allein die Wagner-Gruppe verbraucht Prigoschin zufolge pro Monat 10'000 Tonnen Munition im Kampf um die ukrainische Stadt Bachmut.

Auch die Ukraine kämpft mit mangelnder Munition. Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba sagte der «Bild am Sonntag» Mitte März, fehlende Munition sei das Problem «Nummer eins» im Kampf gegen die russischen Besatzer. «Deutschland könnte wirklich mehr bei der Munition helfen. Mit Artillerie-Munition», sagte er.

Kurz darauf einigten sich die EU-Staaten darauf, der Ukraine in den kommenden zwölf Monaten eine Million Schuss Artilleriemunition bereitzustellen. Laut dem deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius soll die zusätzliche Munition über bestehende nationale Rahmenverträge, aber auch über ein neues europäisches Beschaffungsprojekt gekauft werden. «Wir bündeln damit Europas Marktmacht», sagte Pistorius. «Das hat es in der Form noch nicht gegeben.»

Verwendete Quellen:

  • ria.ru: "Шойгу заявил о кратном увеличении выпуска средств поражения для войск"
  • tagesschau.de: "Eine Million Geschosse für die Ukraine"

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Waffenlieferungen der USA an die Ukraine
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quelle: keystone / evgeniy maloletka
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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Project47North
01.04.2023 19:44registriert August 2022
Ach nee!!!
Da liest man im Titel, dass Russland eines seiner grösten Probleme angehen will.
Und dann handelt es sich dabei nicht um die Absetzung des Giftzwergs im Kreml.
Ihr wisst, wie man einem die Stimmung verhageln kann.
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Haarspalter
01.04.2023 20:14registriert Oktober 2020
Putin tappt in die gleiche Falle, wie schon die UdSSR beim Wettrüsten gegen die USA in der 80ern.

Damals konnte die UdSSR schon rein ökonomisch nicht mehr beim Aufrüsten mithalten, was teilweise dann auch zum Zusammenbruch - und Abrüsten - führte.

Auch heute hat Russland gegenüber den USA und der NATO wirtschaftlich keine Chance, militär-technologisch auf die Dauer finanziell mitzuhalten.

Putin steckt schon längst in der Sackgasse und will immer noch nicht umkehren.
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D.Enk-Zettel
01.04.2023 21:21registriert Oktober 2021
die Russen wollen also das grösste Problem angehen? na dann : Gute Rückreise und vergesst keinen eurer Soldaten
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