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Russland

Russischer Soldat richtet Kameraden hin

A honour guard soldier holds a rifle with a Russian flag mounted on a gun's bayonet during a commemoration ceremony at the monument of the Heroic Defenders of Leningrad, in St. Petersburg, Russia ...
Ein russischer Soldat.Bild: keystone

Russischer Soldat richtet verletzten Kameraden hin und macht sich aus dem Staub

Ein russischer Soldat soll seinen verletzten Kameraden getötet haben, anstatt ihm zu helfen. Fälle wie dieser häufen sich in Russlands Armee.
24.06.2024, 14:2024.06.2024, 14:30
Laura Mielke / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Auf einem Video, das derzeit in den sozialen Medien kursiert, ist zu sehen, wie ein russischer Soldat von einer Drohne verletzt wird – aber noch lebt. Der Mann windet sich am Boden, als sein Kamerad zu ihm aufschliesst. Der zweite Soldat schiesst dem Verletzen aus nächster Nähe mit einem Gewehr in den Kopf und rennt weiter.

Unter Genfer Konvention verboten

Der Russe untersucht weder die Verletzung des Kameraden, noch behandelt er ihn oder nimmt die Erkennungsmarken an sich. Ein Vorgehen, das bei Verletzungen von Truppenmitgliedern üblich wäre. Die gezielte Tötung eines Kameraden sei unprofessionell und belege eine gefühllose Missachtung des Lebens eigener Soldaten, urteilt das Institute for the Study of War (ISW).

Auf Grundlage der Genfer Konvention, die auch Russland unterschrieben hat, ist das Töten von Verletzten verboten. Darunter fallen auch Hinrichtungen ohne vorhergehendes Urteil eines Gerichtes. Zudem müssen Verwundete und Kranke geborgen und gepflegt werden.

Rechtlich könnte der Soldat wegen Mordes angeklagt werden – das ist zumindest bei ähnlichen Fällen in anderen Ländern geschehen. Inwiefern der Fall überhaupt Konsequenzen nach sich ziehen wird, ist fraglich. Das ISW beobachtet bei den russischen Streitkräften häufiger Fälle von Soldaten, die ihre Kameraden auf dem Schlachtfeld töten oder zurücklassen.

Verwundete sollen unter gefängnisähnlichen Bedingungen leben

Das ISW hat diese Vorfälle, bekannt als «Fragging» – die absichtliche Tötung von Vorgesetzten – ausgewertet. Sie zeigen demnach, dass während des bisherigen Krieges sowohl innerhalb Russlands als auch unter den russischen Truppen auf dem Schlachtfeld ein «niedriger Stellenwert menschlichen Lebens» herrscht.

Fragging deutet laut den Experten auf «extrem schlechte Disziplin» unter den Truppen hin, sowie auf eine fehlende Verbindung zwischen den Befehlshabern und ihren Untergebenen. Zudem offenbare es eine eklatante Missachtung von Menschenleben.

Ein russischer Militärblogger berichtete am 22. Juni, dass Kommandeure verschiedener Einheiten der Donezker Volksrepublik (DNR) ihre verwundeten Untergebenen schwer misshandeln. Er sagte, dass die 1. slawische Brigade der DNR (1. DNR-Armeekorps) ihre eigenen Verwundeten unter gefängnisähnlichen Bedingungen in Donezk-Stadt festhält, anstatt ihnen die erforderliche Behandlung zukommen zu lassen. (yam / t-online)

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245 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Linus Luchs
24.06.2024 16:09registriert Juli 2014
Die Russen führen einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg und begehen Kriegsverbrechen. Alles andere als eine "Missachtung von Menschenleben" auch in den eigenen Reihen wäre eine Überrschung.
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Posersalami
24.06.2024 15:54registriert September 2016
Die Sonderoperation verläuft weiterhin nach dem genialen Plan von 4D-Schach-Genie Putin.
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Obernef
24.06.2024 15:30registriert Januar 2021
Nach allem was ich bisher von russischer Seite in diesem Krieg gesehen habe, könnte man das auch als Akt der Gnade betrachten...
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