Russland soll in Mariupol Giftgas eingesetzt haben, meldet das rechtsextreme Asow-Battalion. Die Nachricht lässt sich kaum verifizieren. Eine Übersicht.
Am Montagabend teilte das berüchtigte, rechtsextreme Asow-Battalion über seinen Telegram-Kanal mit, Russland habe in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol Giftgas eingesetzt. Eine unbekannte Substanz sei mit einer Drohne über der seit langem umkämpften Stadt abgeworfen worden. Den Asow-Angaben zufolge litten die getroffenen Personen unter Atembeschwerden und Bewegungsstörungen.
Anton Gerashchenko, ein Berater des ukrainischen Innenministeriums, bezichtigt auf Twitter Russland. «Russland überschreitet offen alle Grenzen der Menschlichkeit und verkündet dies öffentlich», so Gerashchenko. Auch er bezieht sich auf den Telegram-Kanal von Asow. Tatsächlich hatte Russland kurz zuvor mit einem solchen Angriff gedroht.
ATTENTION
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) April 11, 2022
Chemical weapons are used against Ukrainian defenders in #Mariupol! russia openly crosses all boundaries of humanity and openly declares it, while Ukraine is still asking for heavy weapon #UkraineUnderAttack
Nein, bisher gibt es keine weiteren Quellen, die einen russischen Giftgas-Angriff auf die Hafenstadt bestätigen. Der öffentliche-rechtliche ukrainische TV-Sender Suspilne bemühte sich um eine Bestätigung durch das ukrainische Militär oder den Geheimdienst. Zwar hielten Militärquellen die Wahrscheinlichkeit eines Chemiewaffenangriffs durch die russische Seite für «sehr hoch», bislang liesse sich aber kein solcher Angriff nachweisen.
In seiner nächtlichen Ansprache hielt sich auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Anschuldigungen zurück. Er kann einen russischen Giftgas-Angriff weder bestätigen, noch dementieren. Aber: «Wir nehmen das höchst ernst», sagte Selenskyj.
Zelensky has not confirmed the Azov Battalion's chemical weapons accusations in Mariupol and is still treating a Russian chemical attack as a hypothetical
— Samuel Ramani (@SamRamani2) April 11, 2022
Auch internationale Militärexperten halten sich bislang zurück. Laut CBS-Journalistin Olivia Gazis können auch Quellen im Pentagon keinen solchen Angriff bestätigen:
Pentagon spox: "We are aware of social media reports which claim Russian forces deployed a potential chemical munition in Mariupol, Ukraine. We cannot confirm at this time and will continue to monitor the situation closely." (1/2)
— Olivia Gazis (@Olivia_Gazis) April 11, 2022
Vonseiten Russlands gibt es keine Stellungnahme zu den Asow-Vorwürfen. Kurz vor dem mutmasslichen Angriff hatte jedoch ein Sprecher des Militärkommandos in Donezk in einem Fernsehinterview mit einem Giftgas-Angriff gedroht. Bei einem Sturm auf die unterirdischen Befestigungen in Mariupol sei mit zu vielen Verlusten zu rechnen, deshalb müsse man sich «an die chemischen Truppen wenden.»
Die Aussenministerien diverser westlichen Staaten untersuchen die Vorwürfe nun. Sollte sich die Nachricht bestätigen, könnten die EU und die USA weitere Sanktionen gegen Russland und Unterstützungsmassnahmen für die Ukraine beschliessen. Russland müsste sich dann für den Einsatz geächteter Kampfstoffe verantworten. (leo)
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA.
Vor wem? Solange die westlichen Staaten nicht deutlich konsequenter gegen Russland vorgehen muss sich Russland für rein gar nichts verantworten. Sämtliche Gerichtsurteile sind nutzlos, denn mit dem derzeitigen Standpunkt sich nicht militärisch einzumischen, lassen sich die Urteile nicht durchsetzen.
Dafür sind sie ohnehin verantwortlich zu machen.
Einsatz von Streubomben mit Bomblets (9N24, 3B30) und AP-Minen (PFM-1, POM-3) und wohl und wohl noch Andere, sowie whs. eine Vielzahl von einzel verlegten AP-Minen und IED's.
Das Dreckszeug wird viele Landstriche auf Jahrezehnte hinaus verseuchen.
Im Westbalkan z.B. liegen auch heute noch Abertausende davon rum.
Der Einsatz von chemischen Kampfmitteln wäre nur ein neues Tief in der russischen Kriegsführung.