Donald Trump empfing gestern im Weissen Haus den russischen Aussenminister Sergej Lawrow und den russischen Botschafter Sergej Kisljak – und es herrschte beste Laune.
Wissen tun wir das allerdings nur dank Fotos der staatlichen russischen Newsagentur. Denn ihr Fotograf war der einzige, der beim Meeting anwesend war.
Richtig, US-Journalisten waren beim Treffen im Weissen Haus, im Machtzentrum der USA, nicht zugelassen. Eine freilich brisante Entscheidung zu einem überaus kritischen Zeitpunkt. Wenige Stunden zuvor feuerte Trump FBI-Direktor James Comey, der die Verbindungen des Präsidenten zu Russland untersuchte.
Das Treffen sei zustande gekommen, weil Wladimir Putin dies bei einem Telefonat mit Trump anfangs Woche vorgeschlagen hätte, hiess es später am Tag seitens diverser US-Medien.
Und der russische Aussenminister verpasste es nicht, noch mehr Öl ins Feuer zu giessen. Lawrow sprach am Mittwochmorgen mit US-Aussenminister Rex Tillerson. Als er nach diesem Treffen ins Oval Office schritt, fragte ihn ein Reporter, ob Comeys Entlassung einen Schatten über das heutige Treffen werfe.
Eine durchaus berechtigte Frage. Lawrow konnte darüber jedoch nur lachen. «Was er wurde gefeuert?», fragte er sarkastisch. «Sie scherzen, sie scherzen!»
Nach der News-Konferenz traf sich Lawrow persönlich mit Trump. Es dauerte nicht lange, bis das russische Aussenministerium ein Foto veröffentlichte, das das erste Handshake zwischen den beiden zeigt.
#Lavrov - @realDonaldTrump meeting has just started | В Овальном кабинете началась встреча С.Лаврова с Д.Трампом#RussiaUSA #РоссияСША pic.twitter.com/7raFrkWhiC
— MFA Russia 🇷🇺 (@mfa_russia) 10. Mai 2017
Beim Treffen im Oval Office ebenfalls anwesend: Sergej Kisljak, der russische Botschafter in Washington. Er ist eine Schlüssel-Figur in den laufenden Untersuchungen zu den Russland-Connections.
Trumps Sicherheitsberater Michael Flynn wurde gefeuert, nachdem herauskam, dass er sich mehrere Male mit Kisljak getroffen hatte und darüber nicht die Wahrheit gesagt hatte. Der amtierende Justizminister Jeff Sessions traf sich vergangenen Juli und September ebenfalls zweimal mit Kisljak – und verschwieg dies bei seiner Anhörung vor dem Senat.
Sessions erklärte in der Folge, dass er sich aus sämtlichen Ermittlungen zu Russland zurückziehe. Dennoch empfahl er Trump, FBI-Direktor Comey zu feuern.
Trump sagte das Treffen mit Kisljak und Lawrow sei «sehr, sehr gut» gewesen. Russland und die USA seien sich einig, dass das schreckliche Töten in Syrien so schnell wie möglich aufhören müsse.
Auf auf Twitter tauchten Fotos auf, welche von der russischen Newsagentur aufgenommen wurden. Es zeigt die drei Gesprächspartner zufrieden lächelnd.
Photos of Trump's meeting with Lavrov and Kislyak just hit the Getty wire and they're all credited to Russian news agency TASS pic.twitter.com/qE9lWB6KuS
— Matt Novak (@paleofuture) 10. Mai 2017
Kein Wunder, dass die ersten zynischen Kommentare auf Twitter nicht lange auf sich warten liessen:
#trump #comey
— ❄️Longs Peak❄️ (@OskarMac2020) 10. Mai 2017
Trump: You have that plane to Moscow all packed and ready and the political asylum set up, right? pic.twitter.com/ugRDluF9rJ
"Hey there, Serge, old buddy! How's it.. uh, I mean, uh, very nice to meet you for the first time ever, Ambassador Kislyak. So nice." pic.twitter.com/jCEa1HkPus
— Mig Greengard (@chessninja) 10. Mai 2017
Look at the body language. Guess which is a key NATO ally & which launched a cyber attack on American democracy. pic.twitter.com/HY3ByOnKKB
— Brian Klaas (@brianklaas) 10. Mai 2017
"And then I said I fired him because he wasn't doing a good job!" pic.twitter.com/02IUIJQZ8C
— Eliot Higgins (@EliotHiggins) 10. Mai 2017
Und als ob das Treffen mit Kisljak und Lawrow nicht schon skurril genug gewesen wäre, lud Trump darauf noch einen weiteren Gast ein, der für Stirnrunzeln sorgte.
Manch ein Beobachter fragte sich wohl, ob er im komplett falschen Film sitze, tauchte doch tatsächlich Henry Kissinger im Weissen Haus auf.
Der 93-Jährige amtete einst als US-Aussenminister. Und zwar genau für jenen Präsidenten mit dem Trump seit Dienstagabend pausenlos verglichen wird: Richard Nixon.
"I am not acting like Richard Nixon. I'm nothing like him. Now everyone say hello to my friend Henry Kissinger." pic.twitter.com/QHh9MS1ovk
— Noah Antwiler (@TheSpoonyOne) 10. Mai 2017
Trump würde also gut daran tun, sich so weit wie möglich von Nixon zu distanzieren, machte aber genau das Gegenteil. Mehr Realsatire geht nicht. (cma)