International
Russland

12 Jahre Haft in Russland für US-Bürgerin – wegen 50-Dollar-Spende

FILE - Ksenia Karelina, also known by the last name of Khavana, sits in a defendant?s cage in a court in Yekaterinburg, Russia, on Thursday, June 20, 2024. The dual Russian-U.S. citizen was arrested o ...
Ksenia Karelina bei der Gerichtsverhandlung in Jekaterinburg.Bild: keystone

Das ist Russlands neuste politische Gefangene – wegen 50-Dollar-Spende

Ksenia Karelina wurde in Russland zu 12 Jahren Haft im Straflager verurteilt. Sie soll rund 50 Dollar eine ukrainische Wohltätigkeitsorganisation gespendet haben.
15.08.2024, 14:4115.08.2024, 15:35

Ein Gericht in Jekaterinburg am Ural hat eine junge Frau mit US- und russischer Staatsbürgerschaft wegen angeblichen Landesverrats zu zwölf Jahren Haft im Straflager verurteilt.

Das Urteil erging, weil die in Los Angeles wohnhafte Karelina Geld für eine ukrainische Organisation gesammelt und damit gegen die Sicherheit Russlands gearbeitet haben soll. Ihre Unterstützer sagen, sie habe 51,80 Dollar an «Razom for Ukraine» gespendet, eine in New York ansässige Wohltätigkeitsorganisation, die humanitäre Hilfe für Kinder und ältere Menschen in der Ukraine leistet.

Der Anwalt von Karelina, Michail Muschailow, sagte der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge, dass er das Urteil anfechten wolle. Er widersprach auch der Darstellung des Gerichts, dass seine Mandantin die Schuld vollumfänglich eingeräumt habe. Vielmehr gab sie demnach nur zu, Geld überwiesen zu haben, ohne sich über den antirussischen Zweck im Klaren gewesen zu sein.

Der Inlandsgeheimdienst FSB hatte im Februar die Festnahme der damals 33-Jährigen gemeldet, aber keine Beweise präsentiert. Laut der Mitteilung des FSB wurden für das Geld medizinische Artikel, Ausrüstung und auch Munition eingekauft. In den USA habe Karelina mehrfach an «öffentlichen Aktionen zur Unterstützung des Kiewer Regimes» teilgenommen.

epa11549816 US and Russian citizen Ksenia Karelina stands in a glass cage during her treason trial in Sverdlovsk Regional court in Yekaterinburg, Russia, 15 August 2024. The Sverdlovsk Regional Court  ...
Der Anwalt von Karelina will das Urteil anfechten.Bild: keystone

US-Bürger kamen zuletzt bei Gefangenenaustausch frei

Russland steht in den USA immer wieder in der Kritik, Bürger des Landes gezielt zu verfolgen und in Haft zu nehmen, um sie dann gegen Gefangene auszutauschen. Kremlkritiker werfen dem Moskauer Machtapparat «Geiselnahmen» vor – mit dem Ziel, russische Gefangene im Ausland freizupressen. Moskau wiederum wirft Washington vor, überall auf der Welt Russen festnehmen und in die USA ausliefern zu lassen, die dann ebenfalls als Faustpfand für einen Tausch genutzt würden.

Kremlchef Wladimir Putin hatte so zuletzt am 1. August inhaftierte russische Kriminelle in den USA durch einen Austausch mit Amerikanern freibekommen, darunter der wegen Spionage verurteilte Journalist Evan Gershkovich. Im Zuge eines Gefangenenaustauschs, an dem sieben Staaten, darunter Deutschland, beteiligt waren, kam auch der in Berlin verurteilte sogenannte Tiergartenmörder auf freien Fuss.

FILE - President Joe Biden, from left, and Vice President Kamala Harris greet reporter Evan Gershkovich at Andrews Air Force Base, Md., following his release as part of a 24-person prisoner swap betwe ...
Evan Gershkovich trifft nach seiner Freilassung US-Präsident Joe Biden.Bild: keystone

Erst am Mittwoch hatten die russischen Sicherheitsbehörden in Moskau einen US-Staatsbürger unter dem Vorwurf der Gewaltanwendung gegen eine Polizistin festgenommen. Er wurde zunächst zu 15 Tagen Arrest verurteilt, ein weiteres Verfahren steht aber noch aus. Neben Rowdytum muss sich der Amerikaner in einem Strafverfahren auch wegen Gewaltanwendung gegen eine Vertreterin der Staatsgewalt verantworten. (sda/dpa/ome)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
29 Bilder, welche die Flucht aus Wowtschansk zeigen
1 / 31
29 Bilder, welche die Flucht aus Wowtschansk zeigen
Am 10. Mai haben die russischen Streitkräfte in der ukrainischen Region Charkiw eine neue Offensive lanciert. Im Visier steht dabei vor allem die Stadt Wowtschansk und umliegende Dörfer.
quelle: keystone / george ivanchenko
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Biden und Putin begrüssen Gefangene nach dem grössten Austausch seit dem Kalten Krieg
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
104 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
B-Arche
15.08.2024 14:52registriert Februar 2016
Die Frage ist halt echt warum man dann noch nach Russland reist. In den USA wäre ihr nichts passiert.
Ich z.B. stehe auch auf der russischen Liste und ich würde nie dorthin reisen. Ich führte Spendenaktionen durch für die Ukraine. Obwohl ich kein Russe bin gab's Druck der mir sehr egal ist.
15718
Melden
Zum Kommentar
avatar
Amarillo
15.08.2024 15:15registriert Mai 2020
Die Situation scheint noch nicht allen klar zu sein. Wenn immer möglich sollte man nicht nach Russland reisen, vor allem dann nicht, wenn man ideale Angriffsflächen für das Regime bietet. Eine Fotografie eines Journies ist dann halt Spionage, ein Gespräch ein konspiratives Treffen etc.
1137
Melden
Zum Kommentar
avatar
Natürlich
15.08.2024 15:10registriert März 2016
Schlimm…
Katastrophal.
Warum kann man nichts dagegen tun?
Sind alle Länder machtlos gegen Russland?
526
Melden
Zum Kommentar
104
Venedig verlangt Eintritt an noch mehr Tagen
Venedig wird auch im nächsten Jahr Eintritt kosten: zehn Euro pro Tag. An insgesamt 60 Tagen zwischen Anfang April und Ende Juli werden Kurzbesucher in der italienischen Lagunenstadt 2026 zur Kasse gebeten, wie die Stadtverwaltung mitteilte.
Zur Story