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Schweizer Tochtergesellschaft soll russisches Gold importiert haben

ZU DEN EIDGENOESSISCHEN ABSTIMMUNGEN VOM SONNTAG, 30. NOVEMBER 2014, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR GOLD-INITIATIVE ZUR VERFUEGUNG - Gold bars at the bank vault of the "Zuercher Kan ...
Die Schweiz übernahm letztes Jahr die EU-Verbote gegen Russland.Bild: KEYSTONE

Wie mit russischem Gold Kohle gemacht wird – trotz der Sanktionen in der Schweiz

Die Tochtergesellschaft einer Zuger Firma hat russisches Gold in Millionenhöhe gekauft. Die Sanktionen verbieten solche Deals. Doch das Schweizer Recht bietet ein Schlupfloch.
18.04.2023, 12:0218.04.2023, 14:00
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Als Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine hat die Schweiz im vergangenen Jahr Sanktionen gegen Russland verhängt. So wurde Schweizer Unternehmen unter anderem der «direkte oder indirekte Import, Kauf oder die Weitergabe von russischem Gold, inklusive der Sendung in Drittländer» verboten.

Doch die Sanktionen halten Schweizer Unternehmen scheinbar nicht davon ab, in den Handel mit russischem Gold involviert zu sein, wie die Open Mineral AG mit Sitz in Zug kürzlich unter Beweis gestellt hat. Und dabei ging sogar alles mit rechten Dingen zu und her.

Denn eine Bestimmung im Schweizer Gesetz erlaubt es, dass die Tochtergesellschaften von Schweizer Unternehmen mit russischem Gold handeln dürfen – solange sie «rechtlich unabhängig» sind. Und die Open Mineral AG hat eine ebensolche Tochterfirma: die Open Mineral Ltd. mit Sitz in Abu Dhabi.

Mit Gold im Wert von 44 Millionen Dollar gehandelt

Wie aus Dokumenten hervorgeht, importierte die Open Mineral Ltd. zwischen Januar und August russisches Gold im Wert von 44 Millionen Dollar in die Vereinigten Arabischen Emirate. Diese Dokumente liegen der «Financial Times» vor und wurden vom Schweizer Rohstoffhändler als echt deklariert.

Die Open Mineral AG versicherte gegenüber der britischen Zeitung, dass sie die Vorschriften sehr ernst nehme und alle geeigneten Schritte unternommen habe, um sicherzustellen, dass die Open Mineral Ltd. nicht gegen geltendes Recht verstosse.

Was heisst «rechtlich unabhängig»?

Zurück zu der ominösen Formulierung «rechtlich unabhängig», die sich auf Tochterunternehmen bezieht.

Das SECO erklärte, dass «rechtlich unabhängige Tochtergesellschaften von Schweizer Unternehmen im Ausland generell nicht an die schweizerischen Sanktionsbestimmungen gebunden sind». Grund dafür sei das «Territorialitätsprinzip». Das bedeutet, dass das Schweizer Recht nur für Staatsangehörige mit Wohnsitz in der Schweiz und für Unternehmen mit Sitz in der Schweiz gilt.

Das SECO will keine Auskunft zu den Bedingungen geben, unter denen Unternehmen als «rechtlich unabhängig» gelten. Gegenüber der «Financial Times» lässt es verlautbaren:

«Solche Fragen werden von Fall zu Fall geprüft. Es gibt keine allgemeine Politik.»

Auch auf Anfrage von watson bleibt das SECO bei dieser Antwort.

Dass es auch anders geht, zeigt die EU: Dort ist es auch Tochtergesellschaften im Ausland nicht erlaubt, mit verbotenen russischen Waren zu handeln. Alle Sanktionen der EU haben nämlich eine «Nichtumgehungsklausel» erhalten.

Die Open Mineral AG erklärt, dass die Open Mineral Ltd. ein eigenes Büro mit eigenem Direktor habe, über eigene Angestellte und eigene Bankkonten und Kreditlinien verfüge. Ausserdem seien keine Dividenden an die Schweizer Muttergesellschaft ausgeschüttet worden. Ergo arbeite die Open Mineral Ltd. «als separate Gesellschaft in der üblichen Weise».

Verbindungen zu Abu-Dhabi-Staatsfonds

Laut Agathe Duparc von der Rechercheplattform Public Eye wäre das SECO gut beraten, «die Verbindung zwischen den beiden Unternehmen zu prüfen, um zu verstehen, ob die rechtliche Trennung nur auf dem Papier besteht und die Entscheidungen in Wirklichkeit in der Schweiz getroffen werden».

Übrigens: Die Open Mineral AG wird vom Abu-Dhabi-Staatsfonds Mubadala unterstützt. Mubadala investierte im Jahr 2021 33 Millionen Dollar in das Schweizer Unternehmen. Mubadala lehnt laut der «Financial Times» eine Stellungnahme ab.

(oee)

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93 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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maruhu
18.04.2023 12:21registriert Januar 2021
Warum so überrascht (?) So was ist doch ganz NORMAL in der Schweiz. Darum bröckelt unser Image immer mehr.
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Christian Mueller (1)
18.04.2023 12:21registriert Januar 2016
ein schweizer schlupfloch? sicher ganz zufällig und nicht beabsichtigt von der rechtsbürgerlichen mehrheit in bern.
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el cóndor terminado
18.04.2023 12:23registriert Juni 2021
Zuger Geld-Filz halt...
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