Die baskische Untergrundorganisation ETA hat ihre Auflösung bekannt gegeben. Es seien «all ihre Strukturen vollständig aufgelöst» worden, schrieb die Organisation in einem Brief, den das Online-Medium eldiario.es am Mittwoch veröffentlichte.
Die ETA (Euskadi Ta Askatasuna, Baskenland und Freiheit) hatte bereits im vergangenen Jahr ihre Waffen vollständig abgegeben. Mit der Erklärung gab sie nach Jahrzehnten den bewaffneten Kampf gegen den spanischen Zentralstaat und für die baskische Unabhängigkeit auf.
Ein hoher Vertreter der baskischen Regionalregierung sagte der Nachrichtenagentur AFP jedoch, dass die endgültige Auflösung der ETA am Donnerstag erfolgen werde - mittels eines Videos an die BBC. Anderen Medienberichten zufolge soll die offizielle Auflösung am Freitag im Rahmen einer «internationalen Konferenz» in Cambo-les-Bains im französischen Teil des Baskenlandes bekannt gemacht werden.
Vor knapp zwei Wochen hatte die baskische Zeitung «Gara» eine Mitteilung veröffentlicht, in der die ETA um Vergebung für die blutigen Anschläge der Vergangenheit bat. «Infolge von Fehlern oder falschen Entscheidungen hat die ETA auch Opfer getroffen, die nicht direkt am Konflikt beteiligt waren», hiess es. «Wir wissen, dass unsere Handlungen auch Bürgern und Bürgerinnen Schaden zugefügt haben, die keinerlei Verantwortung hatten. (...) Diese Menschen und ihre Familien bitten wir um Verzeihung.»
Während die konservative Regierung von Mariano Rajoy die Erklärung grundsätzlich positiv bewertete, gab es Kritik von Opfervereinigungen.
Sie betonten, die ETA mache in dem Schreiben einen Unterschied zwischen irrtümlich betroffenen Opfern und solchen, die absichtlich getötet worden seien, wie zahlreiche Militärs oder Polizisten. Eine solche selektive Entschuldigung sei nicht nur eine Beleidigung für die Terroropfer, sondern für die gesamte Gesellschaft.
Die ETA war 1959 während der Franco-Diktatur in Spanien von linksnationalistischen, baskischen Studenten gegründet worden. Über Jahrzehnte verübte die Untergrundorganisation zahlreiche Anschläge auch ausserhalb des Baskenlandes. Beim blutigsten ETA-Attentat wurden am 19. Juni 1987 in einem Einkaufszentrum in Barcelona 21 Menschen durch eine Autobombe getötet.
Der spanische Zentralstaat ging mit grosser Härte gegen die baskischen Separatisten vor. In den 1980er Jahren kamen sogar Todesschwadronen zum Einsatz, die baskische Aktivisten ermordeten. 1979 - nach dem Ende der Franco-Diktatur - erhielt das Baskenland zwar einen Autonomie-Status, doch immer wieder scheiterten Friedensverhandlungen der ETA mit Madrid.
Erst 2011 rief die ETA einen «dauerhaften Waffenstillstand» aus, 2017 erklärte die Organisation dann, ihre Waffen vollständig abzugeben. Zahlreiche ETA-Anhänger sitzen aber noch heute in spanischen Gefängnissen.
Nun erklärte die Organisation in ihrem auf Baskisch verfassten Brief, dass sie ihre politische Initiative als «beendet» ansehe. «Die ETA hat beschlossen, ihren historischen Zyklus und ihre Funktion als beendet anzusehen und demnach ihren Weg zu beenden.» (sda/afp/dpa)