International
Südamerika

Zwölf Militärs in Kolumbien für Zivilistenmorde verurteilt

KEYPIX - Residents walk past a soldier patrolling the Siloe neighborhood in Cali, Colombia, Thursday, Sept. 11, 2025. (AP Photo/Santiago Saldarriaga)
Drei Zivilisten und ein Soldat in Cali.Bild: keystone

Zwölf Militärs in Kolumbien für Zivilistenmorde verurteilt

18.09.2025, 21:3018.09.2025, 21:30

In Kolumbien sind erstmals zwölf Militärangehörige wegen der systematischen Ermordung von Zivilisten im Bürgerkrieg verurteilt worden. Diese Taten seien Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen gewesen, hiess es in dem Urteil des Sondertribunals für den Frieden (JEP).

Das Urteil betrifft die sogenannte Praxis der «Falsos Positivos» während des Konflikts zwischen staatlichen Sicherheitskräften und linken Guerillagruppen in dem südamerikanischen Land. Dabei hatten Soldaten zwischen 2002 und 2008 mindestens 6'402 Zivilisten getötet und als feindliche Guerillakämpfer ausgegeben, um Quoten zu erfüllen und dafür Prämien zu bekommen.

epa12383012 (L-R) Roberto Carlos Vidal, magistrate of the first instance section for truth and responsibility recognition cases of the JEP; Zoraida Anyul Chalea, magistrate of the first instance secti ...
Sondertribunals für den Frieden (JEP).Bild: keystone

Unter den Verurteilten sind Offiziere und Soldaten, die strategischen Brigaden und Divisionen in besonders umkämpften Regionen angehörten. Das Sondertribunal verhängte gegen sie restaurative Sanktionen, etwa gemeinnützige Arbeiten in betroffenen Gemeinden über einen Zeitraum von fünf bis acht Jahren, die höchste im Friedensabkommen von 2016 vorgesehene Strafe. Laut dem JEP haben die Militärangehörigen ihre Verantwortung für die Tötung und das Verschwinden von insgesamt 135 Menschen anerkannt.

Opferverbände fordern seit Jahren Gerechtigkeit

Das Urteil gilt als weiterer Meilenstein der Aufarbeitung des kolumbianischen Bürgerkriegs. Erst am Dienstag hatte dasselbe Tribunal die ehemalige Führungsriege der Guerillaorganisation Farc wegen Morden und Entführungen an über 21'000 Menschen zu Wiedergutmachungs-Massnahmen verurteilt.

Die «Falsos Positivos» sind einer der schmerzlichsten Aspekte der kolumbianischen Kriegsvergangenheit. Viele Opfer waren junge Männer, die mit falschen Jobangeboten in abgelegene Regionen gelockt wurden. Angehörige wie die Vereinigung «Mütter von Soacha» kämpften seit Jahren für juristische Konsequenzen.

epa09070721 An aerial photograph showing the camp of dissidents of the Revolutionary Armed Forces of Colombia (FARC), commanded by Miguel Botache, alias 'Gentil Duarte', bombed by the Colomb ...
Kolumbien litt 52 Jahre unter einem BürgerkriegBild: keystone

Kolumbien litt 52 Jahre unter einem Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und dem Militär. 220'000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Nach dem Abschluss des Friedensabkommens legten die meisten Kämpfer der damals grössten Guerillaorganisation Farc ihre Waffen nieder. Einige abtrünnige Splittergruppen der Farc blieben allerdings im Untergrund und sind heute vor allem in kriminelle Geschäfte verwickelt. Die im Vertrag geschaffene Sonderjustiz soll die Verantwortlichen für die schwersten Verbrechen zur Rechenschaft ziehen. (sda/dpa/val)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Tayrona Nationalpark, Kolumbien
1 / 5
Tayrona Nationalpark, Kolumbien
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Macron steckt wegen Trump fest – dann greift er zum Handy
Viele Staats- und Regierungschefs reisen zur UN-Generalversammlung nach New York – was für erhebliches Verkehrschaos in der Stadt sorgt. Ein Video zeigt, wie der französische Präsident Emmanuel Macron mit der Situation umgeht.
Ungewöhnliche Szenen in New York: In einem Video ist zu sehen, wie der französische Präsident Emmanuel Macron bei seinem Besuch in der Stadt von vielen Strassensperren und Umleitungen betroffen ist. Schliesslich greift er zum Handy – für einen besonderen Anruf. Er ruft den US-Präsidenten Donald Trump höchstpersönlich an.
Zur Story