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Die öffentliche Enthauptung eines Kindes in Syrien durch Kämpfer einer als «gemässigt» eingestuften Rebellengruppe wirft einmal mehr die Frage nach Sinn und Zweck solcher Kategorien auf. Ihre Absurdität lässt sich anhand der Begriffsgeschichte der syrischen Opposition ablesen:
Im Frühjahr 2011 erfasste der Arabische Frühling Syrien. In der Stadt Dara gingen die ersten auf die Strasse, um friedlich gegen das despotische Assad-Regime zu demonstrieren.
Die zunächst spontanen Demonstrationen wurden zunehmend organisierter, sodass man bald von einer Opposition sprach. Das Assad-Regime reagierte von Beginn weg mit brutaler Gewalt.
Deserteure der Assad-Truppen schlossen sich zur Freien Syrischen Armee (FSA) zusammen. Deren erklärtes Ziel war es, friedliche Demonstranten gegen die Soldaten des Assad-Regimes zu verteidigen.
Waren es zunächst Deserteure, also ausgebildete Militärs, so schlossen sich später zunehmend Zivilisten der FSA an. Auf diese Weise mischten sich auch Kämpfer mit einer islamistischen Agenda unter die ursprünglich säkulare FSA.
Etwa zeitgleich begann sich der Sammelbegriff «Rebellen» zu verbreiten, der nicht mehr zwischen ehemaligen Militärs und Zivilisten unterscheidet. Zumal Erstere zunehmend an Bedeutung verloren.
Unter dem Eindruck der zunehmenden Stärke der beiden brutalsten islamistischen Gruppierungen Nusra und «ISIS» fand der Begriff «gemässigte Rebellen» Eingang in den Sprachgebrauch. Rebellen also, die nicht der Al-Kaida-nahen Nusra oder dem barbarischen «IS(IS)» angehören.
Irgendwann wurde klar, dass in Syrien praktisch nur noch islamistische Rebellen operierten. Doch längst nicht alle, die nicht dem «IS» oder der Nusra angehörten, verdienten auch das Prädikat «gemässigt». Die Ideologie der Gruppierung Ahrar al-Sham etwa ist kaum von der Nusra zu unterscheiden. Die New York Times führte deshalb im vergangenen Jahr den Begriff «unabhängige islamistische Rebellen» ein.
Einen ähnlichen Versuch unternahm kürzlich US-Aussenminister John Kerry. Nach einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen sprach er von der «non-terrorist organization opposition». Es ist davon auszugehen, dass Gruppierungen wie Jaysh al-Islam, die Gefangene als menschliche Schutzschilde benutzen, und Nour al-Din al-Zenki, die vor laufender Kamera ein Kind köpfen, nicht in diese Kategorie gehören.
Die ständig neuen Bezeichnungen widerspiegeln die verzweifelte Suche des Westens nach den «guten» Rebellen im syrischen Bürgerkrieg. Und damit ungewollt auch die Gewissheit, dass es keine gibt.