Die Rettung der in einer thailändischen Höhle eingeschlossenen Jungen ist ein extrem riskantes Unterfangen – aber kein unmögliches. Mehr als die Hälfte der Kinder schafften es am Sonntag und Montag aus der weitgehend überschwemmten Tham-Luang-Höhle.
Insgesamt noch vier Kinder und ihr 25-jähriger Trainer sollen am Dienstag mit Hilfe erfahrener Taucher den kilometerlangen Weg in die Freiheit zurücklegen. Das Unterfangen ist aber aus diesen Gründen schwierig und gefährlich:
Die 11- bis 16-jährigen Jungen haben keinerlei Taucherfahrung – einige können nicht einmal schwimmen. Experten haben sie in den vergangenen Tagen trainiert und ihnen beigebracht, Tauchmasken und Atemgeräte zu benutzen. Jeder soll von zwei Tauchern aus der Höhle begleitet werden.
Besonders die ersten rund zwei Kilometer sind extrem schwierig – die Jungen müssen durch kurvige Tunnel tauchen und Felswände hoch und runter klettern. Provinzgouverneur Narongsak Osottanakorn, der den Rettungseinsatz leitet, hält besonders eine enge Stelle an einer Abzweigung für kritisch.
Haben sie es erst einmal dort hindurch geschafft, soll es einfacher werden: In den Tunneln auf dem Rest des Weges haben die Kinder mehr Bewegungsfreiheit. Der Wasserstand ist dort niedriger und sie können teilweise laufen anstatt zu tauchen.
Selbst professionelle Taucher benötigen mehr als fünf Stunden für die gesamte Strecke. Nach neun Tagen in der Höhle waren die Jungen am 2. Juli abgemagert und geschwächt gefunden worden.
Zwar erhielten sie seitdem dringend benötigte Nahrung und Medikamente – vollständig zu Kräften sind sie aber noch nicht wieder gekommen.
Einige Retter verglichen die Sichtverhältnisse in der Höhle wegen des schlammigen Wassers mit kaltem Milchkaffee; sich dort hindurchzubahnen ist auch für die Experten nicht einfach. Die Taucher haben Seile installiert, um sich daran entlang zu hangeln, die Strecke soll zudem mit Taschenlampen beleuchtet werden.
Die Kinder sind nach mehr als zwei Wochen in der Höhle ohnehin bereits traumatisiert – es wäre fatal, wenn auch nur einer von ihnen auf dem Weg nach draussen in Panik geraten würde.
Selbst für die Profi-Taucher, die sich an der Rettungsaktion beteiligen, ist der Weg durch die weit verzweigte Höhle eine Herausforderung. Innenminister Anupong Paojinda betonte, dass sie nach der ersten Rettungsaktion eine angemessene Pause bräuchten und ihre Sauerstoffvorräte wieder auffüllen müssten.
Wie gefährlich die Aktion für die Einsatzkräfte ist, hatte am Freitag der Tod eines thailändischen Tauchers gezeigt. Beim Rückweg aus der Höhle war ihm der Sauerstoff ausgegangen, so dass er ertrank. Auch sein Begleiter konnte ihm nicht mehr helfen.
Überschwemmungen nach starkem Regen führten dazu, dass die Fussballmannschaft so weit ins Höhleninnere fliehen musste. Zwar haben die Einsatzkräfte bereits mehr als hundert Millionen Liter Wasser aus der Höhle gepumpt, doch sagten Meteorologen für die kommenden Tage erneute starke Monsunregen voraus, die den Wasserspiegel in der Höhle ansteigen lassen könnten. Dies könnte die Rettung der übrigen Jungen und ihres Trainers weiter erschweren.
(sda/afp/doz)