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Fast ein Viertel aller Süsswassertiere sind vom Aussterben bedroht

Bilder der Erde Steinkrebs, Stein-Krebs, Bachkrebs, Bach-Krebs (Astacus torrentium, Austropotamobius torrentium, Potamobius torrentium, Astacus saxatilis), Maennchen, Deutschland Stone crayfish, Torre ...
Der Steinkrebs oder Bachkrebs ist die kleinste europäische Flusskrebsart.Bild: imago stock&people

Fast ein Viertel aller Süsswassertiere sind vom Aussterben bedroht

08.01.2025, 17:00
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Fast ein Viertel aller Süsswassertiere weltweit sind vom Aussterben bedroht. Das berichtet eine Forschungsgruppe unter Leitung der Weltnaturschutzunion (IUCN) im Fachblatt «Nature».

Das Team analysierte Daten zu mehr als 20'000 Arten – und warnt angesichts der Ergebnisse vor einem massiven Verlust der Artenvielfalt in Flüssen, Seen und anderen Süsswasserlebensräumen.

Wenn es um den Schwund der Biodiversität geht, stehen oft das dramatische Insektensterben, hungernde Eisbären oder ausbleichende Korallen im Fokus. Die Forschungsgruppe um Catherine Sayer von der IUCN hat nun das Aussterberisiko der Süsswassertierwelt bewertet. Süsswasser umfasse etwa Flüsse, Seen, Karst- und andere Quellen sowie Oasen und biete Lebensraum für mehr als zehn Prozent aller bekannten Arten.

In und um derartige Gewässer lebten unter anderem zahlreiche Spezies von Fischen, Krebsen und Libellen – deren Aussterberisiko sei bislang vernachlässigt worden. Um das zu ändern, analysierte die Forschungsgruppe Daten zu knapp 23'500 Arten, die auf der Roten Liste der IUCN stehen, und identifizierte auch deren grösste Bedrohungen.

Zehnfusskrebse besonders gefährdet

Das Ergebnis: Rund 24 Prozent aller Süsswassertiere seien stark vom Aussterben bedroht. Aufgeschlüsselt nach Gruppen seien insbesondere Zehnfusskrebse (Decapoda) gefährdet, zu denen etwa Krabben, Krebse und Garnelen gehören – hier seien 30 Prozent der untersuchten Arten vom Aussterben bedroht. Bei Süsswasserfischen seien es 26 Prozent, bei Odonaten, also Libellen und Libellenfliegen, 16 Prozent.

Darüberhinaus seien 89 Arten seit dem Jahr 1500 nachweislich und 178 Arten vermutlich ausgestorben, so die Studie. 11 Arten kommen demnach nur noch in Gefangenschaft und nicht mehr in freier Wildbahn vor. Angesichts dessen müsse «dringend gehandelt werden, um weitere Artenrückgänge und Verluste zu verhindern», schreiben die Forschenden.

Keine Entschuldigung mehr für Untätigkeit

Mit Blick auf die Ursachen stellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass 54 Prozent der untersuchten bedrohten Arten durch Umweltverschmutzung beeinträchtigt würden, 39 Prozent durch Staudämme und Wasserentnahme sowie 37 Prozent durch Landnutzungsänderungen und damit verbundene Auswirkungen etwa der Landwirtschaft.

Bei 28 Prozent seien invasive Arten sowie Krankheiten für die Bedrohung verantwortlich. Einige Arten seien von mehreren Ursachen gleichzeitig bedroht. Für Fische weist die Forschungsgruppe auf die Beeinträchtigung durch Überfischung hin und auch auf Dämme, welche etwa Wanderrouten blockierten.

Insgesamt mache ihre Analyse deutlich, dass dringend etwas gegen diese Bedrohungen unternommen werden muss, um einen weiteren Rückgang und Verlust von Arten zu verhindern, mahnen die Autorinnen und Autoren: «Der Mangel an Daten über den Zustand und die Verbreitung der biologischen Vielfalt in Süsswasser kann nicht länger als Entschuldigung für Untätigkeit dienen.» (pre/sda/dpa)

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