Martin Sonneborn, einst Chefredaktor des Satire-Magazins «Titanic» und jetzt Parteivorsitzender der Partei Die Partei, hat wieder zugeschlagen. Im EU-Parlament, wo der Satire-Politiker als einziger Vertreter seiner Partei sitzt, äusserte sich Sonneborn zu Angela Merkels Flüchtlings-Abkommen mit der Türkei. Das Abkommen verpflichtet Ankara, Flüchtlinge aus der EU aufzunehmen – die sonst vornehmlich nach Deutschland weiterziehen würden.
Den türkischen Präsidenten Erdogan nannte Sonneborn – nicht zum ersten Mal – den «Irren vom Bosporus»:
Der türkische Präsident, berichtet Sonneborn, versuche ein Konzertprojekt der Dresdner Symphoniker zu hintertreiben, das sich mit dem Genozid an den Armeniern befasse. Sonneborn empfiehlt den Dresdner Musikern sarkastisch, den Begriff «Genozid» durch «Völkermord» zu ersetzen. Und sagt dazu:
Allerdings laufe die Türkei den Deutschen in Sachen Völkermord allmählich den Rang ab, konstatiert Sonneborn «mit einiger Verblüffung». Seine Kritik an der türkischen Haltung in der Armenierfrage fällt womöglich besonders harsch aus, weil er mit einer Armenierin verheiratet ist.
Gleich darauf pinkelt der Satire-Politiker auch noch der EU ans Bein: Wenn die Türkei sich nämlich nicht ein wenig mit den Völkermorden zurückhalte, müsse sich die EU fragen, wem sonst sie die «Drecksarbeit mit den Flüchtlingen» überlassen wolle.
Im Parlament selber erhielt Sonneborn nach eigenem Bekunden nur wenig Beifall für seinen verbalen Doppelschlag gegen Erdogan und die EU – auf Twitter hingegen gab es durchaus Zuspruch:
@MartinSonneborn Endlich mal eine Rede im Parlament, wie man es von Volksvertretern erwarten sollte. Danke!
— Thomas (@Zwiebel_1969) 28. April 2016
Allerdings gab es in den sozialen Medien auch wütende Reaktionen von – vornehmlich türkischstämmigen – Kommentatoren:
(dhr)