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Ukraine

Raketenangriff in Sumy: Schwere Vorwürfe gegen ukrainischen Gouverneur

Über 150 Opfer bei Raketenangriff auf Sumy: Schwere Vorwürfe gegen ukrainischen Gouverneur

In der nordukrainischen Stadt Sumy unweit der russischen Grenze gibt es mehr als 150 Opfer bei Raketeneinschlägen. Nun kommen bohrende Fragen auf, warum dort eine Militärversammlung angesetzt wurde.
14.04.2025, 05:3414.04.2025, 06:36
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Ein Artikel von
t-online

Nach dem russischen Raketenangriff auf die nordukrainische Stadt Sumy mit Dutzenden Opfern hat ein ukrainischer Bürgermeister Vorwürfe gegen den Gouverneur der Region erhoben.

Er kritisierte, dass die Behörden in Sumy trotz der Nähe zur Front und der hohen Gefahr von Angriffen eine Militärversammlung zur Ehrung von Soldaten angesetzt hätten. «Soweit mir bekannt ist, wurde er (Gouverneur Wolodymyr Artjuchin) gewarnt, dass man so etwas nicht tut», sagte der Bürgermeister der Stadt Konotop, Artem Semenichin, in einem bei Facebook veröffentlichten Video.

KEYPIX - A man cries at the bus that was hit by a Russian missile on Sumy, Ukraine, Sunday April 13, 2025. (AP Photo/Volodymyr Hordiienko)
Dieser Bus wurde von den russischen Angriffen getroffen.Bild: keystone

Zwar erhob der Bürgermeister nicht direkt den Vorwurf der Fahrlässigkeit. Zahlreiche ukrainische Medien berichteten aber über seine ungewöhnlich kritischen Äusserungen in aller Öffentlichkeit.

«Niemand von den Soldaten verletzt»

«Gott sei Dank wurde niemand von den Soldaten verletzt, sie waren alle im Schutzbunker», sagte Semenichin. Gleichwohl hätten die russischen Aggressoren die Versammlung der Soldaten in Frontnähe als Vorwand für ihre «terroristische Aggression» genutzt. Inzwischen laufe auch ein Ermittlungsverfahren, um herauszufinden, wer sich solch eine Militärversammlung 30 Kilometer von russischen Stellungen entfernt ausgedacht habe, sagte er.

Die beiden Raketen waren nach übereinstimmenden Angaben auch anderer Politiker im Stadtzentrum von Sumy eingeschlagen, als dort in der Kongresshalle der Universität die Zeremonie zur Auszeichnung von Militärangehörigen lief. Es sei die «Unwahrheit», wenn behauptet werde, dass im Zentrum von Sumy nichts gewesen sei, sagte Semenichin. Damit bezog er sich offenbar auf Behauptungen, dass es keine Militärversammlung gegeben habe.

Die ukrainische Parlamentsabgeordnete Marjana Besuhla rief Präsident Wolodymyr Selenskyj und die Armeeführung auf, keine «Militärs zu Ehrungen zu versammeln, vor allem nicht in friedlichen Städten». Es sei ein Sicherheitsrisiko, wenn solche Veranstaltungstermine für alle einsehbar in sozialen Netzwerken veröffentlicht würden. Zugleich betonte sie, dass nichts den russischen Angriff rechtfertigen könne und Kriegsparteien die Pflicht hätten, ihre Ziele – auf zu befürchtende zivile Opfer hin – zu prüfen.

Ukrainische Funktionäre hatten den russischen Raketenangriff als besonders abscheulich verurteilt, weil viele Menschen am Palmsonntag vor Ostern auf der Strasse gewesen seien, um an den Einzug Jesu Christi in Jerusalem zu erinnern – von einer Ansammlung von Soldaten war keine Rede. Demnach gab es auch kein militärisches Ziel für Russland in der Stadt. Das russische Militär behauptet stets, keine zivilen, sondern nur militärische Ziele in der Ukraine anzugreifen.

Mehr als 150 Tote und Verletzte im Stadtzentrum

Anschuldigungen wie die von Semenichin sind selten, weil Kritiker der offiziellen Linie im Verteidigungskrieg gegen Russland schnell in Misskredit geraten können. Der Bürgermeister stellte auch klar, dass die Schuld am Angriff bei den Russen liege. «Ziel Nummer eins waren die friedlichen Menschen, vor allem Kinder. Ziel Nummer zwei waren die Soldaten», sagte er. Unter den Militärs wurde demnach niemand verletzt.

Ukrainian President Volodymyr Zelenskyy speaks during a briefing in Kyiv, Ukraine, Friday, March 28, 2025. (AP Photo/str)
Russia Ukraine War
Mindestens 34 Personen sollen beim Angriff gemäss Behörden und Präsident Wolodymyr Selenskyj ums Leben gekommen sein.Bild: keystone

Unter den Zivilisten im Stadtzentrum gab es nach Angaben der Behörden und Selenskyjs mindestens 34 Tote und 117 Verletzte, darunter mehrere Kinder. Mehrere westliche Politiker, darunter der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, verurteilten den russischen Raketenangriff.

Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen Russlands Angriffskrieg. Moskau wirft Kiew immer wieder vor, russische Angriffe gezielt zu provozieren und ukrainische Zivilisten in Gefahr zu bringen, um im Westen mehr Unterstützung für das Land zu mobilisieren. Beweise für solche Behauptungen gibt es nicht.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
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49 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gina3
14.04.2025 07:08registriert September 2023
Das oberste Ziel eines Krieges ist immer die Zerstörung! Immer.

Insbesondere ist zPutins ekelhafter Krieg ein Krieg gegen die Demokratie und gegen alle Werte wie Respekt und Solidarität.
Und er will, dass sein Krieg von Dauer ist! Das Einzige, was bei Putin dauerhaft ist, ist, den Hass so lange wie möglich zu kultivieren!
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Steibocktschingg
14.04.2025 08:22registriert Januar 2018
Wir sollten trotz all der Ablenkung, die die hässliche Orange im Weissen Haus produziert nie vergessen dass ein anderer Mafioso vor unserer Haustüre ständig Zivilisten bedroht und umbringen lässt.

Die Ukraine braucht unsere Unterstützung, jetzt mehr denn je! Dieses verbrecherische Regime im Kreml muss besiegt und gestürzt werden!
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rodolofo
14.04.2025 07:22registriert Februar 2016
Das aktuellste Russische Kriegsverbrechen ähnelt dem Vorgehen der Israelischen Armee in Gaza, die gerade ein Spital bombardiert hat mit der Begründung, dort hätten sich Hamas-Terroristen mit aufgehalten.
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