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Europäer lehnen Teile des US-Plans für Ukraine-Krieg ab

France's President Emmanuel Macron, center, speaks to delegates ahead of a group photo, on the opening day of the G20 Leaders' Summit, in Johannesburg, South Africa, Saturday, Nov. 22, 2025. ...
Neben dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron unterzeichneten auch die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Italien und Grossbritannien sowie von Irland, den Niederlanden, Spanien, Finnland und Norwegen die Erklärung. Bild: keystone

Europäer lehnen Teile des US-Plans für Ukraine-Krieg ab

Deutschland und andere führende Unterstützer der Ukraine lehnen den US-Plan für ein Ende des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in der derzeitigen Form ab.
22.11.2025, 15:3622.11.2025, 17:06

Zwar stelle der aktuelle Entwurf eine Grundlage dar, jedoch müsse weiter an dem Plan gearbeitet werden, heisst es in einer nach einem Krisentreffen am Rande des G20-Gipfels in Johannesburg veröffentlichten Erklärung. Man sei bereit, sich einzubringen, um sicherzustellen, dass ein zukünftiger Frieden nachhaltig sei.

Treffen mit USA am Sonntag in Genf

Wie der Deutschen Presse-Agentur aus Regierungskreisen bestätigt wurde, wollen Vertreter aus Deutschland, Frankreich und Grossbritannien sowie der EU am Sonntag mit den USA und der Ukraine über den US-Friedensplan sprechen. Das Treffen werde in Genf auf Ebene der Berater der Staats- und Regierungschefs stattfinden, hiess es. Von deutscher Seite nimmt der aussenpolitische Berater des Kanzlers, Günter Sautter, teil. Aus den USA wird Aussenminister Marco Rubio erwartet, der derzeit in Personalunion auch sicherheitspolitischer Berater von Präsident Donald Trump ist. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst aber nicht.

Ein Papier mit Änderungsvorschlägen zum Friedensplan haben die Europäer den USA nach Angaben von deutscher Seite bereits übermittelt. Einzelheiten sind aber noch nicht bekannt.

In der Erklärung der Staats- und Regierungschefs heisst es, Grenzen dürften nicht mit Gewalt verändert werden. Man sei zudem besorgt über die vorgeschlagenen Beschränkungen für die ukrainischen Streitkräfte, die die Ukraine anfällig für zukünftige Angriffe machen würden. Von EU-Beamten hiess es zudem, einige Elemente des Trump-Plans bezögen sich direkt und ausschliesslich auf die EU. Der Umsetzung dieser Elemente müsse die EU zustimmen. So heisst es in dem Plan etwa, die Ukraine werde kurzfristig einen bevorzugten Zugang zum europäischen Markt erhalten.

Merz: Nicht ohne Zustimmung der Ukraine
Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat beim G20-Gipfel betont, dass es ohne die Zustimmung der Ukraine kein Ende des Krieges dort geben könne. «Kriege können nicht beendet werden durch Grossmächte über die Köpfe der beteiligten Länder hinweg», sagte er als Reaktion auf den neuen US-Friedensplan. «Eine Beendigung des Krieges kann es natürlich nur dann geben, wenn es eine uneingeschränkte Zustimmung der Ukraine gibt.» (sda/dpa)

Auch Nicht-Europäer unterstützen Erklärung

Die Erklärung zu dem US-Vorstoss unterzeichneten neben Merz die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Italien und Grossbritannien sowie von Irland, den Niederlanden, Spanien, Finnland und Norwegen. Für die EU waren Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident António Costa dabei. Als Nicht-Europäer unterstützen zudem die politischen Spitzenvertreter Kanadas und Japans die Erklärung.

Ziel der Unterzeichner ist es, aus ihrer Sicht inakzeptable Zugeständnisse an Russland aus dem 28-Punkte-Plan der Amerikaner herauszuverhandeln. Der US-Vorschlag sieht zum Beispiel vor, dass die Ukraine auch bislang noch verteidigte Gebiete an Russland abtritt, ihr militärischen Fähigkeiten beschränkt und die Nato einen Verzicht auf jegliche Erweiterung erklärt.

Russland müsste dagegen nur vergleichsweise geringe Zugeständnisse machen und unter anderem auf in der EU eingefrorenes Staatsvermögen verzichten. Dieses würde für den Wiederaufbau der Ukraine genutzt werden.

Ukraine und europäische Partner sind in der Zwickmühle

US-Präsident Donald Trump will, dass die Ukraine den Plan bis kommenden Donnerstag im Wesentlichen akzeptiert. Nach Aussagen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj droht der Ukraine bei einem Nein zum Plan, die USA als Schlüsselpartner zu verlieren.

Ohne Unterstützung der grössten Militärmacht, die Waffen an die Ukraine verkauft und Daten für die Kriegsführung gegen Russland bereitstellt, würde eine Fortsetzung des Abwehrkampfs gegen die Invasoren deutlich erschwert.

Für Deutschland und die anderen europäischen Partner der Ukraine ist die Lage ebenfalls brenzlig. Sie befürchten, dass ein Friedensplan, der den Aggressor belohnt, keinen dauerhaften Frieden auf dem Kontinent bringen wird. Zugleich sind sie angesichts der angespannten Finanzlage und einer teilweise unterstützungsmüden Bevölkerung in vielen Ländern ebenfalls stark an einem Ende des Krieges interessiert. Allein die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten haben nach Angaben aus Brüssel bereits mehr als 187 Milliarden Euro für die Unterstützung der Ukraine ausgegeben. (sda/dpa)

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Die beliebtesten Kommentare
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Okay, Boomer
22.11.2025 15:44registriert Juli 2022
Ich habe nichts über eine Beschränkung der russischen Armee gelesen?
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Demo78
22.11.2025 15:47registriert August 2017
Die Ukraine bzw. Die Europäer dürfen sich auf keinen Fall von Trump bzw. Putin erpressen lassen!
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Squawk 7700
22.11.2025 15:49registriert Mai 2025
Putin ist nur verhandlungsbereit, weil er langsam am ende ist und die geplanten Sanktionen der USA ihn stark treffen würden. Wir dürfen ihn jetzt nicht belohnen, sondern müssen die Ukraine weiter unterstützen, bis es in Russland crasht. Der Wirtschaft gehts richtig mies und die Banken haben bald kein Geld mehr. Ein kleiner Bankrun könnte alles an die Wand fahren. Und das kann jederzeit passieren.
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Trumps Plan kommt der Unterwerfung Kiews gleich
Der «Friedensplan» von Donald Trump erwischt die Ukraine auf dem falschen Fuss. Noch nie stand Präsident Selenskyj so schwach da wie jetzt.
Wie schon früheren Versuchen Washingtons wird auch dem jüngsten russisch-amerikanischen «Friedensplan» kaum Erfolg beschieden sein. Diesmal lehnt sich der «Kompromissvorschlag» so eng an die Positionen Moskaus, dass kein Politiker der Ukraine ernsthaft in Erwägung ziehen kann, diesem Paket zuzustimmen.
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