Der Druck auf Bachmut wächst. Kiew könnte laut Militärbeobachtern einen Teil seiner Streitkräfte aus der seit Monaten umkämpften Stadt abziehen. Doch Präsident Selenskyj und die obersten Militärs halten an deren Verteidigung fest. Eine Übersicht.
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Seit Monaten wird um Bachmut, wo vor dem Krieg etwa 74'000 Einwohner lebten, gekämpft. Die Stadt, in deren Ruinen nach offiziellen Angaben noch etwa 5000 Zivilisten ausharren, wurde dabei praktisch komplett zerstört. «Die ukrainischen Kräfte könnten sich, angesichts der durch Bilder mit Geolocation bestätigten Zerstörung der Eisenbahnbrücke über den Fluss im Nordosten von Bachmut am 3. März, von ihren Positionen am Ostufer des Bachmutka-Flusses zurückziehen», schrieb das in den USA ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW). Russischen Militärbloggern zufolge nahm die dort kämpfende Söldnertruppe Wagner inzwischen Teile im Osten, Süden und Norden Bachmuts ein.
Auf den Lagekarten sind die Gebiete östlich des Bachmutka-Flusses allerdings inzwischen als russisch oder sogenannte Grauzone eingezeichnet. Der ukrainische Generalstab berichtete am Montagmorgen in seinem Lagebericht über anhaltende Kämpfe in dem Raum. Beschossen worden seien sowohl die Stadt selbst als auch etliche Vororte von russischer Seite.
NEW: #Ukrainian forces may be conducting a limited fighting withdrawal in eastern #Bakhmut & are continuing to inflict high casualties against advancing #Russian forces, but it is still too early to assess Ukrainian intentions concerning a complete withdrawal from the city. 🧵1/6 https://t.co/7eK79cTsse
— ISW (@TheStudyofWar) March 6, 2023
Der strategische Wert Bachmuts ist nach der Vertreibung der russischen Truppen aus dem Gebiet Charkiw gering, da nun nach dem Fall keine Einkesselung des Ballungsraums zwischen Slowjansk und Kramatorsk droht. Für die russische Militärführung hat die Einnahme hingegen grosse Symbolkraft, da sie Erfolge vorweisen muss.
Die ukrainische Seite hielt Bachmut lange, da die gut ausgebauten Stellungen in der Stadt es ermöglichten, den Angreifern hohe Verluste bei ihrem langsamen Vormarsch zuzufügen. Trotzdem häuften sich zuletzt Indizien und Berichte über einen geplanten Truppenabzug, nachdem die Russen Bachmut inzwischen von drei Seiten einkreisten und in Richtung der letzten Zufahrtsstrasse aus dem Hinterland zur Versorgung der ukrainischen Einheiten vorrücken.
Nach einer Lagebesprechung am Montag zwischen Präsident Wolodymyr Selenskyj, Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj und dem Chef der Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj, wurde nach Angaben Kiews beschlossen, Bachmut zumindest vorerst weiter zu halten. Der Präsident habe Saluschnyj und Syrskyj nach der Zweckmässigkeit der Verteidigung befragt, heisst es auf der Seite des Präsidialamts. «Sie haben sich für die Fortsetzung der Verteidigungsoperation und die weitere Stärkung unserer Positionen in Bachmut ausgesprochen», heisst es weiter.
Der Bericht könnte Beobachtern zufolge eine Reaktion sein auf unter anderem von der «Bild»-Zeitung veröffentlichte Gerüchte über ein Zerwürfnis zwischen Selenskyj und Saluschnyj über das Vorgehen in Bachmut. (sda/dpa)
Irgendwie so
Was da genau gespielt wird, werden wir erst wissen, wenn sich der 'Fog of War' gelegt hat. Informationen beider Seiten dienen doch letztlich der Verwirrung des Gegners.
Martin Baumgartner
Ich hoffe Selenskyj und seine Generäle vergessen nie, was sie von ihren Soldaten in Bachmut verlangen!
Dirty Sanchez