Nordkorea soll den USA zufolge heimlich eine «bedeutende» Menge Artilleriegeschosse an Russland verkauft haben. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte, die Lieferungen seien so getarnt gewesen, als würden sie in den Nahen Osten und nach Nordafrika gehen. «Wir werden weiterhin überwachen, ob die Lieferungen empfangen werden», betonte er.
Angesichts der Wirksamkeit internationaler Sanktionen gegen Russland müsse sich die Führung in Moskau an Staaten wie Nordkorea und den Iran wenden, um ihren Angriffskrieg gegen die Ukraine fortzusetzen, so Kirby weiter. Den Verlauf des Krieges würden die Waffen aus Nordkorea jedoch nicht beeinflussen.
Nach der Invasion hatte das weithin abgeschottete Nordkorea seine politische Unterstützung für den Kurs der Führung in Moskau zugesichert. Nordkorea ist wegen seines Atomwaffenprogramms selbst internationalen Sanktionen unterworfen und vom Welthandel praktisch ausgeschlossen. Vorhergehende Gerüchte über einen Waffenhandel mit Moskau hatte Pjöngjang zurückgewiesen. «Wir haben niemals Waffen oder Munition an Russland exportiert und wir planen auch nicht, diese zu exportieren», hiess es.
Angesichts der Möglichkeit eines russischen Atomwaffeneinsatzes sagte Kirby, die Sorgen hätten in den vergangenen Monaten zugenommen. «Wir beobachten das, so gut wir können.» Derweil beteiligt sich Russland wieder am Getreide-Abkommen mit der Ukraine – behält sich einen erneuten Ausstieg jedoch vor.
Das russische Aussenministerium erklärte am Mittwoch, es müsse «oberste Priorität» haben, einen militärischen Konflikt zwischen Atommächten zu verhindern. Dieser würde «katastrophale Folgen» haben. Atommächte müssten «gefährliche Versuche aufgeben», zentrale Interessen anderer Atommächte zu verletzen.
Moskau erklärte, Russland lasse sich strikt von dem Grundsatz leiten, dass ein Atomkrieg «nicht gewonnen werden kann und niemals geführt werden darf». Die Militärdoktrin des Kreml sei «rein defensiver Natur» und erlaube Moskau den Einsatz solcher Waffen nur im Falle einer nuklearen Aggression oder «wenn die Existenz unseres Staates selbst bedroht ist».
Die «New York Times» hatte zuvor berichtet, ranghohe russische Militärs hätten kürzlich darüber gesprochen, wann und wie taktische Atomwaffen in der Ukraine eingesetzt werden könnten. Der russische Präsident Wladimir Putin nahm demnach nicht an den Diskussionen teil. Ausserdem gibt es laut der Zeitung keinen Hinweis dafür, dass eine Entscheidung für einen Atomwaffeneinsatz getroffen wurde.
Putin hatte in den vergangenen Monaten wiederholt die Möglichkeit eines russischen Einsatzes von Atomwaffen ins Spiel gebracht. Weitere Befürchtungen wurden zuletzt durch russische Behauptungen geschürt, die Ukraine wolle eine «schmutzige Bombe» einsetzen. Der Westen befürchtet, Russland könne das als Vorwand nutzen, um unter falscher Flagge selbst Atomwaffen einzusetzen.
Verwendete Quellen:
(dpa, AFP, aj, con)