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Ukraine

Ukraine-Krieg: Zwangsrekrutierter wird Saboteur im russischen Militär

ARCHIV - 01.12.2023, ---: Ukrainische Soldaten laden w
Russland zwingt in den besetzten Gebieten Cherson, Saporischschja und auf der Krim Menschen zum Militärdienst, um seine Truppen aufzustocken. (Symbolbild)Bild: keystone

Zwangsrekrutierter wird Saboteur im russischen Militär

Russland zwingt Ukrainer aus besetzten Gebieten wie Cherson oder der Krim zum Kriegsdienst – ein Vorgehen, das laut Human Rights Watch als Kriegsverbrechen gilt. Einer von ihnen ist Dmytro. Nach seiner Einberufung schliesst er sich einer Partisanengruppe an und beginnt, die russische Armee von innen heraus zu sabotieren.
09.10.2025, 06:20
Tim Kröplin / watson.de

Um ihre Bataillone aufzufüllen, zwingt Russland auch Menschen aus Cherson, Saporischschja und der Krim zum Kriegsdienst – alles besetzte Gebiete. Damit schickt die Besatzungsmacht Ukrainer an die Front.

Human Rights Watch sprach bereits 2023 von einem Kriegsverbrechen. Das Regime setzt dabei auf Drohungen, Inhaftierungen und Folter. Ein Beispiel ist Dmytro. Seine Geschichte nimmt aber eine andere Wendung, als Russland es vorgesehen hatte.

Ukrainer wird in die russische Armee gezwungen

Als seine Heimatstadt im Süden der Ukraine besetzt wurde, blieb er bei seiner Familie – und nahm das Leben unter russischer Herrschaft in Kauf, berichtet der «Kyiv Independent». Seinen echten Namen und Aufenthaltsort hält die Zeitung geheim. Wenig später zog die russische Armee ihn ein.

«Mir gefällt das nicht und ich fühle mich schuldig, Teil der russischen Armee zu sein, die meine Stadt besetzt hat», sagt er. Patriot sei er nicht, doch das Vorgehen Russlands halte er für falsch. Unter Druck – Geldstrafen und Beschlagnahmung ihres Eigentums standen im Raum – meldete er sich zum Kriegsdienst.

Aus Schuldgefühlen schloss er sich kurz darauf der Partisanengruppe Atesh an, die regelmässig Sabotageakte in besetzten Gebieten verübt. Den ersten Kontakt stellte er über Telegram her. Seine Aufgaben: kleine Sabotageaktionen, etwa an Fahrzeugen, die Nachschub verzögern sollten.

Ob Dmytro weiter für Atesh aktiv ist, ist unklar. Bestätigen konnte die Zeitung seine Geschichte nicht, sie erhielt die Informationen über einen Mittelsmann. Ungewöhnlich sei der Fall jedoch nicht: Auch andere Organisationen und die ukrainische Regierung berichten, dass Russland auf Zwangsrekrutierungen von Ukrainern setzt. Der Weg zum Widerstand wirkt da kurz.

Kriegsmüdigkeit herrscht vor

In der russischen Armee ist Dmytro für Fahrzeugreparaturen zuständig. «Natürlich ist es schwierig und unangenehm, den Russen nahe zu sein», sagt er, «aber über den Krieg sprechen wir kaum». Die einfachen Soldaten akzeptierten Ukrainer im Trupp, ihre Gegner halten sie aber für «Bandera-Anhänger» oder «vom Westen gesteuerte Nazis».

Die Stimmung in seiner Einheit sei gedrückt, viele seien kriegsmüde. Dmytro versucht, die Bedingungen auszuhalten. «Ich warte darauf, dass alles vorbei ist, damit ich nach Hause gehen und mein früheres Leben wieder aufnehmen kann.» Seine Geschichte zeigt: Aus Zwang kann Widerstand entstehen – auch mitten im Krieg.

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SkoOct
09.10.2025 08:03registriert Mai 2025
Wenn Menschen wie Dmytro gegen ihren Willen gezwungen werden, für den Feind zu kämpfen, dann ist Sabotage kein Verrat, sondern Notwehr. Meine Hochachtung für seinen Mut!
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Automatix
09.10.2025 09:14registriert Juni 2025
Einmal mehr unverständlich, wie man diesem Russland in irgend einer Form Verständnis entgegenbringen und auch nach vielen Jahren rücksichtsloser russischer Aggression noch auf russische Propaganda hereinfallen kann.
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Rainer aus Deutschland
09.10.2025 08:39registriert Januar 2025
Ich greife ziemlich brutal ein Land an, behandle die Bevölkerung mies aber will trotzdem die Männer dort zum Dienst zwingen?

Also die Russen dachten sich, dass es ohne weiteres möglich ist einfach Leute anzuziehen die wohl einen unglaublichen Hass auf die Russen haben.

Wie zum Geier kommt man auf diese Idee und denkt dazu auch, dass es funktionieren wird?

Wird die russische Armee von einem 5-Jährigen geleitet? Dass Putin nichtmehr alle Tassen im Schrank hat wissen wir bereits aber gibt es niemand der bei dieser Idee einwenig stutzig wurde?

Gut für die Ukrainer, gut für uns.
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