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Angela Merkel in Ungarn: Polen und Baltikum Mitschuld an Ukraine-Krieg

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Angela Merkels Besuch bei Viktor Orbán löste Diskussionen aus.Bild: keystone

Merkel gibt Polen und dem Baltikum eine Mitschuld am Ukraine-Krieg

Ihr Besuch bei Viktor Orbán löste Diskussionen aus. Das gilt auch für ein Interview, bei dem Angela Merkel während ihres Ungarn-Besuchs eine brisante These aufstellt.
06.10.2025, 12:2406.10.2025, 12:27
Tobias Schibilla / t-online
Ein Artikel von
t-online

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat im Gespräch mit dem ungarischen Portal «Partizán» erklärt, Polen und die baltischen Staaten hätten eine Annäherung zwischen der Europäischen Union und Russland verhindert. Nach ihrer Darstellung habe sie 2021 vorgeschlagen, ein neues Dialogformat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu schaffen, um die Beziehungen zu stabilisieren.

Dieser Vorschlag sei von mehreren osteuropäischen Ländern abgelehnt worden – aus Sorge, die EU könne keine einheitliche Russlandpolitik finden. Somit trügen die Länder eine gewisse Mitschuld an Putins Krieg gegen die Ukraine.

Merkel: Auch Corona-Pandemie begünstigte Krieg

Merkel verwies darauf, dass das 2015 ausgehandelte Minsker Abkommen eine «Beruhigung» geschaffen und der Ukraine Zeit gegeben habe, sich zu entwickeln. Das Scheitern eines neuen Dialogs habe jedoch zur weiteren Eskalation geführt.

«Dann bin ich aus dem Amt geschieden, und dann hat die Aggression Putins begonnen.»
Angela Merkel

Zugleich machte die ehemalige Kanzlerin auch die Corona-Pandemie mitverantwortlich für die zunehmende Entfremdung zwischen Russland und dem Westen. Durch ausgefallene persönliche Treffen mit Putin sei eine politische Verständigung schwieriger geworden. Videokonferenzen hätten nach Merkels Einschätzung nicht ausgereicht, um Kompromisse zu erzielen.

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Angela Merkel besucht Viktor Orbán in Ungarn.Bild: keystone

Kritik aus Polen

Polens Präsident Andrzej Duda wies die Aussagen entschieden zurück. Sein Land sei nicht Mitschuldiger, sondern potenzielles Ziel russischer Aggression. Es dürfe keine Verhandlungen geben, die den Kreml politisch legitimierten, betonte Duda.

Merkel erwähnte in dem Interview nicht, dass Russland bereits seit 2014 militärisch in der Ukraine aktiv ist und die grossangelegte Invasion im Februar 2022 begann – lange nach dem Ende ihrer Amtszeit.

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Angela Merkel in der Frittenbude
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Angela Merkel in der Frittenbude
Angela Merkel zog mal eben um die Ecke zur Frittenbude in Brüssel.
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197 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Garp
06.10.2025 12:32registriert August 2018
Ui, nei! Sie hat immer noch das Gefühl sie hätte Putin im Griff gehabt und sei Putin Versteherin.
Wie kann man sich so selber überschätzen?
Putin hat bereits 2014 die Krim annektiert!
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Flexon
06.10.2025 12:32registriert Februar 2014
Merkel scheint auch am Gerhard-Schöder-Syndrom zu leiden.

Ich denne die Polen und Balten wussten damals schon sehr gut, warum sie die Beziehungen zu Putin nicht "stabilisieren" wollten.

Unfassbar.
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Max Dick
06.10.2025 12:29registriert Januar 2017
Sie hat DEN Fehler ihres Lebens begangen (was etwas heisst, denn sie machte als Kanzlerin sehr viele Fehler), aber statt zumindest eine Teilschuld einzugestehen, was ihr alle hochrechnen würden, versucht sie jetzt verzweifelt, den schwarzen Peter jenen weiterzuschieben, die mit allem recht hatten. Deutschland und seine Altkanzler - das scheint eine never ending Story zu sein.
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